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Tirschenreuth führt mit bester Aufklärungsquote in Bayern

Tirschenreuth. Der Landkreis hat bayernweit die höchste Aufklärungsquote, sieht sich aber mit steigenden Kriminalitätsfällen und Herausforderungen in Diebstahl sowie Straßenkriminalität konfrontiert. Gewalt- und Drogenkriminalität sind rückläufig, die Verkehrssicherheit zeigt Verbesserungen trotz mehr Alkohol- und Drogenfahrten.

Tirschenreuth. Der Landkreis hat bayernweit die höchste Aufklärungsquote, sieht sich aber mit steigenden Kriminalitätsfällen und Herausforderungen in Diebstahl sowie Straßenkriminalität konfrontiert. Gewalt- und Drogenkriminalität sind rückläufig, die Verkehrssicherheit zeigt Verbesserungen trotz mehr Alkohol- und Drogenfahrten.
(von links) Abteilungsleiter Sebastian Kern und Sachgebietsleiter Reinhard Höcht (Öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt), EPHK Günther Burkhard, Polizeivizepräsident Robert Fuchs, PHK+ Claus Ernstberger, Landrat Roland Grillmeier, KOR Andreas Schieder, EPHK Kai Hoffmann, PR Heiko Sedelmaier, EPHK Georg Ziegler und Wolfgang Fenzl (Büroleiter des Landrats). Foto: Fabian Polster/Landratsamt Tirschenreuth

Tirschenreuth führt mit bester Aufklärungsquote in Bayern

Beim alljährlichen Sicherheitsgespräch im Landratsamt Tirschenreuth stellten Vertreter von Polizei und Landkreis die Kriminalitätszahlen des Jahres 2024 vor und diskutierten gemeinsam die Sicherheitslage. Erneut konnte der Landkreis Tirschenreuth bayernweit die höchste Aufklärungsquote aller Landkreise und kreisfreien Städte verzeichnen – und liegt damit deutlich über dem bayerischen Durchschnitt.

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Landrat Roland Grillmeier nahm dies gleich zu Beginn in seine Begrüßung auf: „Dass in unserem Landkreis über drei Viertel aller Straftaten aufgeklärt werden, ist ein starkes Zeichen für das große Engagement unserer Polizeikräfte. Es zeigt aber auch, dass sich unsere Bürgerinnen und Bürger auf die Sicherheitsbehörden verlassen können – und selbst mithelfen, indem sie aufmerksam sind und Verdächtiges melden. Sicherheit ist immer ein Gemeinschaftswerk.“

Tirschenreuth erneut auf Platz 1

Mit einer Aufklärungsquote von 78,4 Prozent liegt der Landkreis Tirschenreuth nicht nur deutlich über dem bayerischen Schnitt (64,9 Prozent), sondern erneut auf Platz 1 im Freistaat. Zum Vergleich: In der Oberpfalz liegt die Quote bei 70,6 Prozent. Trotz dieses Erfolges zeigt die Statistik einen weiteren Anstieg der Gesamtstraftaten: Mit 2.958 Fällen wurde der höchste Wert seit über zehn Jahren erreicht – ein Anstieg um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Polizeivizepräsident Robert Fuchs betonte dazu bei der Vorstellung der Zahlen: „Dass der Landkreis Tirschenreuth im bayernweiten Vergleich der Aufklärungsquote den ersten Platz belegt, ist Ausdruck der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Polizei, Behörden und Bevölkerung in der Region und zeigt, dass es sich hier gut und sicher leben lässt. Trotzdem gibt es auch einige Entwicklungen, die einer genaueren Betrachtung bedürfen.“

Diebstahl und Straßenkriminalität: Ein wachsendes Problem

Sorgen bereitet dabei zum Beispiel der Anstieg bei Diebstahlsdelikten (+19,8 Prozent) – insbesondere bei Ladendiebstählen, Wohnungseinbrüchen sowie Diebstählen aus Autos und Werkstätten. Die Aufklärungsquote liegt bei 44,1 Prozent, wobei gerade bei Ladendiebstählen sehr hohe Quoten (86,4 Prozent) erzielt werden. Hier wies die Polizei nochmal ausdrücklich auf die Wichtigkeit hin, Autos, Garagen, Eingangstüren und Fenster zu verriegeln: „Zu viele Menschen nehmen das Thema auf die leichte Schulter, lassen Auto oder Haustüre durchgehend offen. Gerade danach suchen Gelegenheitsdiebe.“

Die Straßenkriminalität nahm um 10,7 Prozent zu. Besonders auffällig ist die starke Zunahme von Sachbeschädigungen durch Graffiti (+146 Prozent) sowie eine Verdopplung der Fälle sexueller Belästigung im öffentlichen Raum (von vier auf acht Fälle). Diese Delikte beeinflussen das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung besonders, da sie im öffentlichen Raum stattfinden. Um diesen Entwicklungen begegnen zu können, wird die Polizei hier durch eine engagierte Sicherheitswacht mit insgesamt 19 ehrenamtlichen Angehörigen in Tirschenreuth und Waldsassen unterstützt.

Gewalt- und Drogenkriminalität im Rückgang

Positiv ist der Rückgang der Gewaltkriminalität um 18,8 Prozent. Mit einer Aufklärungsquote von über 96 Prozent konnten nahezu alle Fälle geklärt werden – ein Spitzenwert. Auch bei der Rauschgiftkriminalität wurde ein deutlicher Rückgang festgestellt (–19,5 Prozent), was größtenteils auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen ist.

Verkehrssicherheit: Erfolge und neue Herausforderungen

Die Zahl der Verkehrsunfälle sank auf 2.148 Fälle (–5 Prozent), auch die Zahl der Verletzten und Verkehrstoten ging erfreulicherweise zurück. Nur noch drei Menschen kamen 2024 bei Verkehrsunfällen ums Leben (2023: fünf). Dagegen stiegen die Zahlen bei Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Polizeirat Heiko Sedelmaier, Angehöriger des Sachgebiets Ordnungs- und Schutzaufgaben, betonte dazu: „Jeder Unfalltote ist einer zu viel. Die positive Entwicklung im Bereich der Geschwindigkeit zeigt, dass Kontrollmaßnahmen wie der Blitzermarathon Wirkung zeigen. Gleichzeitig müssen wir beim Thema Alkohol und Drogen weiter wachsam bleiben.“

Besonders kritisch: Mit Blick auf den Vergleichszeitraum vor der Cannabislegalisierung ist ein Anstieg der registrierten Fahrten unter Drogeneinfluss im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums festzustellen. Die Polizei beobachtet diese Entwicklung mit Sorge – insbesondere mit Blick auf mögliche Auswirkungen der Cannabisfreigabe auf das Fahrverhalten.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt als Sicherheitsgarant

Trotz des Anstiegs bei bestimmten Deliktsfeldern bleibt die Sicherheitslage im Landkreis Tirschenreuth stabil und im bayernweiten Vergleich überdurchschnittlich gut. Die Kooperation zwischen Polizei, Verwaltung und Bevölkerung ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor, den auch die beim Gespräch anwesenden Personen nochmal deutlich hervorhoben.

Landrat Grillmeier appellierte am Ende der Veranstaltung an die Bürgerinnen und Bürger: „Sicherheit ist nicht nur Aufgabe der Polizei – sie lebt vom Mitmachen. Wenn alle genau hinschauen, helfen und Zivilcourage zeigen, dann ist unser Landkreis nicht nur statistisch sicher, sondern auch im Lebensgefühl. Das ist unser gemeinsamer Anspruch.“