
Deutschlandtreffen: Comic-Fans feiern ihre Helden
Deutschlandtreffen: Comic-Fans feiern ihre Helden
Sprechblasen, Superhelden und Sammelleidenschaft: Der Weidener Comic-Club unter der Leitung von Ulrich Narr hat am Wochenende zum großen Deutschlandtreffen des Hansrudi-Wäscher-Fanclubs eingeladen. Mehr als 50 Comicbegeisterte aus ganz Deutschland folgten dem Ruf und verbrachten gemeinsam ein Wochenende ganz im Zeichen ihrer gezeichneten Idole.

Tagesausflug nach Kloster Weltenburg mit dem Schiff
Höhepunkt des Treffens war ein gemeinsamer Tagesausflug nach Kloster Weltenburg. Mit dem Schiff ging es von Kelheim aus durch den beeindruckenden Donaudurchbruch, ein Naturschauspiel, das auch gestandene Comicexperten zum Staunen brachte. Die Gruppe, bestehend aus Sammlern und Kennern, genoss die besondere Atmosphäre bei wechselhaftem Wetter.
Wissen und Leidenschaft
Beim gemeinsamen Abendessen lud Weidens Clubleiter Narr zu einer kleinen Tombola ein bei der seltene und begehrte Comics verlost wurden. “Das gehört einfach dazu” meinte er. “Wir teilen nicht nur unser Wissen, sondern auch unsere Leidenschaft.”
Im Zentrum vieler Gespräche stand ein ganz besonderer Anlass: die Würdigung des legendären Comic-Autors und -zeichners Hansrudi Wäscher durch die Stadt Celle. Anfang Juli wurde dort im Stadtteil Scheuen eine Straße nach dem Erfinder von Comic-Helden wie Falk, Tibor, Akim und Nick, dem Weltraumfahrer, benannt. Wäscher, der von 1960 bis 1985 in Celle lebte, gilt als einer der bedeutendsten Pioniere der deutschen Comicgeschichte
Es dauerte drei Jahre bis zur Bewilligung
Hansrudi-Wäscher-Fanclubleiter Sepp Schrottner, der bei der Einweihung vor Ort war, erzählte mit sichtlichem Stolz: “Wir haben in Celle sehr aktive Mitglieder, eines davon ist im Stadtrat. Und genau von ihm kam der Anstoß für die Hansrudi-Wäscher-Straße.” Drei Jahre habe es bis zur Umsetzung gedauert. Nun sei die Anerkennung endlich offiziell sichtbar. Übrigens: Celles Bürgermeister sei jetzt jüngstes Fanclub-Mitglied.
Hätte Bundesverdienstkreuz verdient
Für den Experten Jürgen Metzger, der in Fürth ein Comic-Archiv betreibt, ist diese Ehrung längst überfällig: “Man sieht, dass Wäscher endlich die Anerkennung bekommt, die ihm schon lange zusteht. Der Mann hat mit seinem Erzählstil und seinen Charakteren mindestens zwei Generationen geprägt.” Metzger, der Wäscher noch persönlich kannte, erinnert sich an einen “kleinen Mann mit großer Wirkung: freundlich, bescheiden und zutiefst kreativ.” Dass Wäscher 2016 verstarb, sei ein Verlust für die gesamte Szene. “Wenn einer das Bundesverdienstkreuz verdient hätte, dann er”, meint Metzger.
Doch nicht nur nostalgische Rückblicke prägten das Treffen. Metzger erinnerte am Tisch auch an eine Jubilarin: Daisy Duck, die in diesem Jahr ihren 85. Geburtstag feiert. “Comic-Helden sind oft Kämpfer für das Gute, doch lange fehlte etwas: Das Familiäre. Deshalb bekam Donald Duck die Daisy an seine Seite gestellt”, erklärte Metzger.
Daisy, die junggebliebene Tante
Daisy, zunächst nur als Freundin gezeichnet, sei inzwischen Donalds bessere Hälfte, sein moralischer Kompass. “Sie ist ewig jung geblieben, emanzipiert, klug und eine echte Disney-Heldin.” Auch sie hat inzwischen Verstärkung bekommen: Dicky, Dacky und Ducky, ihre drei Nichten, die zusammen mit Donalds Neffen Tick, Trick und Track allerlei Abenteuer erleben.
“Comics wie die von Wäscher oder Disney schaffen es, Geschichten zu erzählen, die uns bis heute berühren”, betonte Metzger. Dabei gehe es um mehr als Unterhaltung. Es seien Geschichten mit Werten, mit Konflikten, mit Entwicklung, oft verpackt in einfach gezeichneten Geschichten, aber mit großer Wirkung.”
Nachwuchssorgen
Dennoch herrscht unter den Fans auch Sorge: “Es fehlt an Nachwuchs”, sagte Metzger. Immer weniger junge Menschen lesen Comics, stattdessen dominieren Smartphones und digitale Medien. “Dabei ist das Lesen von Comics nicht nur unterhaltsam, sondern auch eine Brücke zu Sprache, Fantasie und Kreativität.”
Was bleibt, ist die Begeisterung der aktuellen Mitglieder und ihre beeindruckenden Sammlungen. Viele von ihnen besitzen wahre Schätze, sorgfältig archiviert in Kellern, Arbeitszimmern oder ganzen Bibliotheken. Doch was passiert damit, wenn es keinen Nachwuchs mehr gibt? “Wir hoffen, dass sich das wieder ändert”, sind sich Narr und Metzger einig. Mit Blick über die Grenze nach Frankreich, wo Comics einen hohen Stellenwert haben: “Denn Comics sind ein Kulturgut und sie verdienen es, gelesen zu werden.”