Die Stadtbühne lebt wieder – Johannes Pausch und Veronika Ostermeier im Interview
Die Stadtbühne lebt wieder – Johannes Pausch und Veronika Ostermeier im Interview
Heute Abend ist es so weit: Beim Kunstgenuss in Weiden feiert die ganze Stadtgesellschaft und wer aus dem Umland dazu gehören möchte zusammen Kunst, Musik, Theater und Tanz. Das Echo ist mitten drin (Postgasse 1, 2. Stock) und setzt noch das eigene 10-jährige Jubiläum mit drauf. Wenn schon Party, dann g’scheid!
Auf einen Blick
Anlass: Kunstgenuss in Weiden & 10 Jahre OberpfalzECHO
Wer? Stadtbühne Vohenstrauß, die Tanzgruppen Revitcello und Magnify Dancecrew, Alisa und Vroni sowie Mercato Amami Italia, Schlossbrauerei Hirschau, Bäckerei Zetzl (die in Neuhaus aktuell 520-Euro-Jobs zu vergeben hat) und das ECHO-Team
Wann? Freitag, 24. Oktober, 18 bis 24 Uhr
Was? Theater, Tanz, Musik und Gespräche, Snacks, weltbeste Nussecken und Getränke von Limonaden über Sprizz und Bier bis zum Wein
Wo? In den OberpfalzECHO-Redaktionsräumen in der Postgasse 1, 2. Stock
Zur Veranstaltung auf Facebook – lasst euch automatisch erinnern!
Im Vorfeld sprachen wir mit Veronika Ostermeier, der Vorsitzenden der Stadtbühne, und Johannes Pausch, Regisseur der aktuellen Produktion, über die bewegte Geschichte der Bühne, über Zukunftspläne rund um Zweckverband und GmbH – und natürlich über Scrooge, der höchstpersönlich dabei sein wird.
Echo: Willkommen zum Interview! Wir freuen uns schon sehr auf Euch. Wie seid ihr persönlich zur Stadtbühne Vohenstrauß gekommen?
Johannes Pausch: Dadurch, dass mein Vater jahrelang Intendant der Stadtbühne Vohenstrauß war und den Verein mitgestaltet hat, war es für mich selbstverständlich, irgendwann selbst auf der Bühne zu stehen. Er hat mich herangeführt – und seit ich neun Jahre alt war, stand ich regelmäßig auf der Bühne. Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit und praktisch meine gesamte Jugend bei der Stadtbühne verbracht. Daher verbinde ich mit diesem Verein sehr viel.
Veronika Ostermeier: Ich wurde auf einer öffentlichen Veranstaltung, die ich moderierte, auf die Stadtbühne angesprochen – so bin ich dazugestoßen.
Von Vohenstrauß in’d Weidn: Die Stadtbühne beim Kunstgenuss
Johannes Pausch und Veronika Ostermeier reisen zusammen mit vielen weiteren Mitgliedern der aktuellen Produktion „Eine Weihnachtsgeschichte“ an:
Holger Popp (alias Mr. Scrooge), Verena Pausch (Geist der vergangenen Weihnacht, Regieassistenz), Hildegard Schmucker (Bühnenbild), Tamea-Sara Schreiner (Maskenbildnerin), Claudia Landgraf (Regieassistenz) und Veronika Ostermeier.
Die Dancecrew wird mit Magdalena Probst (Magnify) und Antonia Ostermeier (ReCollective) vertreten sein und ihre aktuelle Produktion in Filmen zeigen.
Echo: Welche Aufgaben übernehmt ihr aktuell?
Pausch: Aktuell inszeniere ich „Eine Weihnachtsgeschichte“ für die Stadtbühne – ein lang gehegter Traum von mir. Ich durfte damals als kleiner Junge schon einmal in diesem Stück mitwirken und sehe mir die Geschichte jedes Jahr zu Weihnachten mit meiner Familie an. Ich finde sie einfach herrlich und berührend – perfekt für die Weihnachtszeit.
Außerdem übernehme ich, wie viele andere, verschiedene Aufgaben, die gerade so anfallen: Plakatieren, posten, ausmisten, und, und, und… Die Stadtbühne ist momentan wieder auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Wir sind wieder „nur“ Verein – und das fühlt sich gerade sehr gut an.
Ostermeier: Ich bin derzeit Vorsitzende der Stadtbühne Vohenstrauß.
Echo: Welchem Beruf geht ihr nach und welchen Stellenwert hat die Bühne in eurem Leben?
Pausch: Ich bin Lehrer am Kepler-Gymnasium in Weiden und unterrichte Biologie und Chemie. Beruflich beschäftige ich mich also mit eher nüchternen Naturwissenschaften. Die Bühne ist da ein guter Ausgleich. Außerdem kann ich vieles, was ich dort gelernt habe, im Beruf gut gebrauchen – immerhin habe ich alle 45 Minuten ein neues, anspruchsvolles Publikum vor mir.
Ostermeier: Ich arbeite als Medizinisch-Technische Assistentin bei Synlab in Weiden.
Auf der Bühne habe ich viel gelernt, was mir auch im Leben und im Unterricht weiterhilft – immerhin habe ich alle 45 Minuten ein neues, anspruchsvolles Publikum vor mir.
Johannes Pausch, Lehrer am Kepler-Gymnasium in Weiden
Echo: Die Stadtbühne Vohenstrauß hat eine lange und bewegte Geschichte. Erzählt bitte aus jedem Jahrzehnt ein Ereignis, das im kollektiven Gedächtnis geblieben ist.
Pausch: Das ist gar nicht so einfach. In den 90ern war ich noch sehr jung, aber mir blieb der Umzug der Bühne vom hinteren Burghof vor die Kapelle der Burgruine in Leuchtenberg im Gedächtnis. Ein bedeutendes Ereignis, das die Zukunft der Stadtbühne stark beeinflusst hat.
In den 2000ern erinnere ich mich vor allem an ein sehr trauriges Ereignis – den plötzlichen Tod meines Vaters im Jahr 2003. Wenig amüsant, aber zweifellos bedeutungsvoll.
Aus den 2010er Jahren erinnere ich mich an die erste große Premiere des LTO mit Xanadu – und an die letzte Produktion, bei der ich beteiligt war: Der kleine Prinz im Jahr 2012. Eine tolle Produktion – und für mich die Erfahrung, wie ich einmal mit Glatze aussehen könnte.
Ostermeier: Für kreative und kommunikative Menschen ist die Stadtbühne – vor, auf und hinter der Bühne – ein faszinierender Ort, um sich zu begegnen. Mein Start war tatsächlich noch im hinteren Teil der Burgruine, mein zweites Stück wurde schon auf der neuen Tribüne unter der Überdachung gespielt.
1999 habe ich zusammen mit Kathrin Kleber den Techniker zur Verzweiflung gebracht, so sehr, dass er das Textheft aus dem Technikhaus geworfen hat – mit dem Vorwurf: „Kein einziges Stichwort stimmt!“ Und er hatte recht – in keiner Probe. Trotzdem war das Stück ein voller Erfolg mit vier Zusatzvorstellungen.
Ein massiver Einschnitt war der plötzliche Tod von Johannes Vater, Josef Pausch. Und mit der Gründung des LTO geriet der Verein leider etwas in den Hintergrund.
Echo: Die Zeit vor der Insolvenz war turbulent. Welche Fragen begegnen euch noch oft dazu – und wie beantwortet ihr sie?
Pausch: Die Zeit der Insolvenz habe ich persönlich nur als Beobachter verfolgt, da ich das damalige LTO bereits 2012 verlassen hatte. Daher kann ich dazu keine Fragen beantworten. Ich bin erst im Frühjahr 2025 zur Stadtbühne zurückgekehrt.
Ostermeier: Die Insolvenz hat den Verein stark mitgenommen – auch finanziell. Aber sie hat auch viele Fragen aufgeworfen: Wie will man mit Kunst umgehen? Was will das Publikum? Wo liegen reizvolle Nischen? Man will ja verändern und daraus lernen.
Veronika Ostermeier
Jeden mutigen Sprung möchten wir unterstützen – egal ob Film, Tanz, Bilder, Fotografie oder Musik.
Echo: Aktuell ist der Zweckverband gegründet, die GmbH in Arbeit. Wie weit ist das gediehen – und welchen Zeitraum habt Ihr Euch intern gesetzt?
Pausch: Der Zweckverband ist gegründet. Die Richtlinien zur Förderung werden gerade erarbeitet. Sobald diese feststehen, wird sich die Stadtbühne Gedanken machen, ob man sich mit einem Konzept auf Fördergelder bewirbt und wie eine weitere Zusammenarbeit aussehen kann.
Ostermeier: Nach unserem Wissen sollen Mitte November die Richtlinien bekannt gegeben werden. An denen können wir uns dann orientieren und unsere nächsten Schritte planen.
Echo: Wie wird das neue Theater heißen – und falls Ihr es nicht verraten wollt: Wann ist es so weit?
Pausch: Dazu können wir tatsächlich noch nichts sagen. Das hängt davon ab, wie die Richtlinien aussehen werden und wie die weitere Zusammenarbeit mit dem Zweckverband verläuft.
Tickets sichern! Stadtbühne Vohenstrauß spielt „Eine Weihnachtsgeschichte“ und „Shifting Self“Frau Ostermeier, Sie haben einmal gesagt: „Ich möchte einen starken Verein und ein Theater, mit dem sich die Oberpfalz identifizieren kann. Mein Wunsch für die Zukunft? Eine Horde theaterbegeisterter junger Menschen!“ – Mit welchen konkreten Schritten setzen Sie diesen Wunsch um?
Veronika Ostermeier: Mir ist es wichtig, jungen Talenten auf einer offenen Bühne die Chance zu geben, sich zu zeigen. In diesem Jahr haben wir bereits mit „Shifting Self“ begonnen. Wir würden uns freuen, junge oder neue Künstlerinnen und Künstler einzuladen, die bisher noch keine Möglichkeit für einen öffentlichen Auftritt hatten. Dem Alter und der Idee sind dabei keine Grenzen gesetzt. Diesen mutigen Sprung möchten wir gerne unterstützen – egal ob mit Film, Tanz, Bildern, Fotografie oder Musik.
Echo: „Eine Weihnachtsgeschichte“ auf die Bühne zu bringen – einfach mal loszulegen – ist vielleicht schon ein Schritt in diese Richtung?
Pausch: Das Ziel der Weihnachtsgeschichte ist für mich, die Laien wieder sichtbarer zu machen und zu zeigen, dass die Stadtbühne als Verein lebt und wieder Theater gestalten will. Dazu braucht es viele, die sich in unterschiedlichsten Bereichen einbringen. Ich möchte, dass junge Menschen die gleichen tollen Erfahrungen machen können wie ich damals – und hoffe, dass ich ein Stück dieser Begeisterung weitergeben kann, so wie es mein Vater bei mir getan hat.
Echo: Wir freuen uns auf Scrooge bei uns in der Redaktion! Was bringt Ihr noch mit?
Pausch: Wir bringen eine kleine Fotoausstellung zur Geschichte unseres Theatervereins mit. Außerdem werden ein Teil des Ensembles der Weihnachtsgeschichte einen kurzen Ausschnitt präsentieren. Und wir packen – zumindest einen kleinen Teil – unseres Bühnenbilds ein.
Ostermeier: (lacht) Alles, was man mitschleppen kann!
Theater ist die Chance, Dinge auszuprobieren, die man sonst nie tun würde – und das gilt nicht nur für die Schauspielerei. Bei uns kann sich jeder einbringen und gemeinsam etwas schaffen.
Johannes Pausch
Echo: Und was würdet ihr jemandem sagen, der bisher das Theater noch nicht für sich entdeckt hat – was macht den Reiz aus?
Johannes Pausch:
Der Reiz des Theaters liegt darin, Dinge auszuprobieren, die man sonst nie tun würde. Und das gilt nicht nur für die Schauspielerei: Bei uns kann sich jeder mit seinen Interessen einbringen – Bühnenbild, Technik, Schauspiel, Regie.
Die Stadtbühne war und soll ein Verein sein, bei dem sich alle engagieren können, die Lust haben, ihre Talente einzubringen und gemeinsam etwas zu schaffen – auf oder hinter der Bühne. Ich persönlich habe dort sehr viel gelernt, was mich im Leben weitergebracht hat.









