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Feminismus mit Wucht, Witz und Fakten: Alexandra Zykunov in der Stadtbibliothek Amberg

Amberg. Dass feministische Themen alles andere als trocken oder belehrend sein müssen, bewies Autorin und Journalistin Alexandra Zykunov am 17. Oktober eindrucksvoll in der Stadtbibliothek.

Amberg. Dass feministische Themen alles andere als trocken oder belehrend sein müssen, bewies Autorin und Journalistin Alexandra Zykunov am 17. Oktober eindrucksvoll in der Stadtbibliothek.
Autorin Alexandra Zykunov. Foto: Susann Batten-Seidl

Feminismus mit Wucht, Witz und Fakten: Alexandra Zykunov in der Stadtbibliothek Amberg

Auf Einladung der Gleichstellungsstelle, der Stadtbibliothek sowie des Soroptimist International Clubs Amberg-Sulzbach las sie vor rund 130 Gästen aus ihrem aktuellen Buch „Was wollt ihr denn noch alles?“ – und traf mit ihrer Mischung aus scharfem Witz, fundierter Recherche und spürbarer Wut genau ins Schwarze. Unterstützt wurde sie dabei von einer Gebärdensprachdolmetscherin, welche die Veranstaltung simultan übersetzte und damit auch Besuchenden mit Gehörlosigkeit eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichte – ein wichtiges Zeichen für gelebte Inklusion.

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Gesellschaftliche Ungleichheit und Gender Health Gap

Mit klarem Blick, sprachlicher Präzision und einer ordentlichen Portion Ironie zeigte Zykunov auf, wie tief gesellschaftliche Ungleichheiten zu Lasten der Frauen auch im Jahr 2025 noch verankert sind. Sie spannte den Bogen von gendergerechter Stadtentwicklung über Alltagssexismus bis hin zur mangelnden Sichtbarkeit von Frauen in der medizinischen Forschung. Besonders aufrüttelnd war der Teil ihrer Lesung zum sogenannten „Gender Health Gap“ – der gravierenden Ungleichbehandlung von Frauen im Gesundheitssystem.

Zykunov machte deutlich: Medizin orientiert sich nach wie vor am männlichen Körper als Norm. Medikamente, beispielsweise auch für Menstruationsbeschwerden, werden überwiegend an männlichen Probanden getestet, frauenspezifische Symptome bleiben häufig unerkannt. Die Folgen: verspätete Diagnosen, höhere Komplikationsraten und ein System, das Frauenleben kostet.

hintere Reihe (L-R): Silke Voit, Marion Walter, Annie Chandraud, Andrea Gleißler-Schiml, Heidi Heckmann, Nadine Gräml, Katja Boxdorfer, Julia Lehmeier. (Vordere Reihe) Susann Batten-Seidl, Autorin Alexandra Zykunov und Julia Möbus. Foto: Sue Batten-Seidl

Patriarchat, Rollenbilder und Care-Arbeit

Zykunov machte zudem deutlich, dass es sich beim Patriarchat nicht um ein „Frauenthema“ handelt. Auch Männer leiden unter starren Rollenbildern – sei es im Bereich der psychischen Gesundheit, bei Sorgeverantwortung oder emotionaler Selbstwahrnehmung. Dennoch, so betonte sie, liege ihr Fokus bewusst auf der Situation von Frauen, da sie strukturell deutlich stärker vom bestehenden Ungleichgewicht betroffen sind.

Einen zentralen Punkt ihrer Lesung bildete die gesellschaftlich oft unsichtbare, unbezahlte Care-Arbeit – also all jene Aufgaben in Haushalt, Kindererziehung und Pflege, die überwiegend von Frauen geleistet werden. Zykunov verdeutlichte mit einem eindrucksvollen Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn Frauen diese Arbeit plötzlich niederlegen würden: „Die Wirtschaft würde schlicht zusammenbrechen“, warnte die Autorin. Ohne stabile soziale Grundlagen könne keine Gesellschaft dauerhaft funktionieren und dennoch werden die finanziellen Mittel ausgerechnet im sozialen Bereich immer stärker gekürzt.

Resonanz des Publikums und Förderung

Doch trotz der ernsten Themen schaffte es die Autorin, den Abend mit Leichtigkeit, Humor und einem feinen Gespür für sprachliche Zuspitzung zu gestalten. Ihre klare Haltung und ihr pointierter Stil stießen auf große Resonanz beim Publikum, das aufmerksam lauschte, lachte und nachdenklich wurde.

Im Anschluss an die Lesung ergaben sich zahlreiche Fragen und Gespräche mit der Autorin, die offen, nahbar und meinungsstark antwortete. Auch die Möglichkeit, Bücher signieren zu lassen, wurde rege genutzt. Mit ihrer Präsenz, online wie offline, gibt Alexandra Zykunov vielen eine Stimme, die zu oft überhört werden. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und ein starkes Zeichen für mehr Sichtbarkeit feministischer Perspektiven, nicht nur in Amberg.

Diese Veranstaltung wird durch die Partnerschaft für Demokratie Amberg unterstützt. Die Partnerschaft für Demokratie Amberg wird durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.