Herbert Tretter: Ein Jäger mit Vision für Wild und Natur
Herbert Tretter: Ein Jäger mit Vision für Wild und Natur
Wenn Herbert Tretter von der Jagd spricht, leuchten seine Augen. „Ich war als kleiner Bub schon mit dabei, wenn mein Vater oder Großvater zur Jagd gingen“, erzählt er. Über die Familie sei er ganz selbstverständlich in dieses Leben hineingewachsen. Mit sechzehn Jahren legte er den Jugendjagdschein ab – heute blickt er auf fast vierzig Jahre als Jäger zurück. „Mein Vater, mein Großvater und sogar mein Taufpate haben die Leidenschaft weitergegeben. Für mich war das immer mehr als nur ein Hobby.“
Jagd als Teil der Gesellschaft
Für Tretter ist die Jagd weit mehr als Schießen oder Trophäen. „Jagd bedeutet Verantwortung für die Natur und ihre Geschöpfe. Sie ist Teil unserer Kultur und unserer Gesellschaft. Schon der Mensch der Steinzeit war Jäger und Sammler – bis heute hat sich diese Tradition erhalten und weiterentwickelt.“ Deshalb sei es für ihn selbstverständlich, dass auch die breite Bevölkerung die Jagd als wichtigen Bestandteil anerkennt. Mit Nachdruck betont er: „Es geht darum, die Natur zu verstehen, sie zu pflegen und im Einklang mit ihr zu handeln.“
Ein Herz für das Niederwild
Seit vielen Jahren setzt sich Tretter dafür ein, dass Arten wie Hase, Rebhuhn oder Fasan wieder bessere Lebensbedingungen finden. „Mein größtes Anliegen ist es, das Niederwild wieder hochzubekommen“, sagt er. Mit sichtlichem Stolz erzählt er, dass er erst vor wenigen Tagen junge Rebhühner und Fasane beobachten konnte – Tiere, die er vor mehreren Jahren ausgesetzt hatte. Das Erfolgsrezept: konsequente Raubwildbejagung, Biotopverbesserung durch Obstbaum-Pflanzungen, mehr Deckung in der Flur und die enge Zusammenarbeit mit Landwirten. „Es ist schön zu sehen, wenn alle an einem Strang ziehen. Nur wenn Bauern und Jäger harmonieren, können wir dauerhaft etwas bewegen.“
Veränderungen in der Kulturlandschaft
Tretter erinnert sich noch gut an alte Zeiten. „Damals gab es noch viele Kartoffeläcker, Feldreine und jede Menge Unterstände für das Wild. Heute müssen wir solche Strukturen wieder mühsam zurückbringen.“ Vor über fünfunddreißig Jahren begannen mehrere Bauern aus Reuth zusammen mit seinem Vater und auch er selbst, Obstbäume zu pflanzen und Flächen zu verbessern. Inzwischen sind erste Erfolge sichtbar: „Im Revier gibt es mittlerweile Stellen, wo man jüngst wieder zehn bis fünfzehn Feldhasen auf einmal beobachten kann.“
Jagd zwischen Alltag und Abenteuer
Jagd ist nicht immer nur Idylle, sondern manchmal auch gefährlich. Einmal sei er sogar fast von einer Kugel eines Wilderers getroffen worden. „Die Kugel schlug unmittelbar neben mir ein. Herausgekommen ist damals nichts – aber man wusste, dass in dem Revier Wilderer unterwegs waren.“ Heute sei Wilderei zwar selten, komme aber noch vor – manchmal aus Unwissenheit, etwa wenn ein Verkehrsunfallopfer heimlich mitgenommen werde.
Vom Familienrevier zur Verantwortung
Das Revier Reuth/Senkendorf wurde 1986 gegründet. Damals pachtete es sein Vater gemeinsam mit Albert Schöpf aus Löschwitz. Nach dem Tod des Vaters übernahm Herbert Tretter 2014 die Verantwortung. „Seitdem führen wir das Revier weiter – immer mit der gleichen Überzeugung, für die Natur da zu sein.“ Unterstützt wird er von einem Kreis an Jagdfreunden, unter anderem von Hannah Raab, die Enkelin von Albert Schöpf.
Jagd und Brauchtum gehören zusammen
Dass die Jagd nicht nur im Wald, sondern auch in der Öffentlichkeit sichtbar sein soll, liegt Tretter besonders am Herzen. Deshalb brachte er die Idee ein, beim historischen Erntedankzug in Kastl wieder einen Jägerwagen einzubinden. „Schon früher gab es solche Motivwagen. Die Jagd ist historisch fest verwurzelt, genauso wie die Landwirtschaft. Deshalb gehört sie auch ins Fest.“ Er selbst erinnert sich gut an 1983, als er als dreizehnjähriger bei der 975-Jahr-Feier in Kemnath auf einem Jägerwagen mitfuhr. „Damals hatte sich Bruno Ponnath darum gekümmert – für mich war das ein prägendes Erlebnis.“
Öffentlichkeitsarbeit mit Wildwürsten
Für Tretter gehört es dazu, der Bevölkerung die Jagd greifbar zu machen. „Am Hubertustag, dem dritten November, feiern wir Jäger traditionell unseren eigenen Erntedank. Auch beim Erntedankzug in Kastl wollen wir zeigen, dass Jagd nicht nur Tradition, sondern auch Teil unserer Ernährung ist.“ So werden die Besucher am Fest auch Wildwürste probieren können – ein regionales Lebensmittel mit hervorragender Ökobilanz. „Wildfleisch ist gesund, nachhaltig und hat in unserer Region seit jeher seinen Platz.“
„Die Natur lesen lernen“
Zum Schluss bringt Herbert Tretter seine Philosophie auf den Punkt: „Als Jäger muss man die Natur lesen lernen. Man muss ihre Bedürfnisse verstehen – nur dann kann man für sie da sein.“ Ob beim Pflanzen von Bäumen, beim Hegeabschuss oder beim Gespräch mit Landwirten: Für ihn zählt am Ende das Miteinander. „Die Natur gibt uns viel – wir müssen ihr nur zuhören.“
Der historische Erntedankzug in Kastl findet am Sonntag, 14. September, statt. Fast 60 Fest- und Motivwagen sowie Fußgruppen zeigen das ländliche Leben vergangener Zeiten. Mit dabei: erstmals wieder seit Jahrzehnten ein Jägerwagen organisiert, von Herbert Tretter und seinen Mitjägern aus Reuth.

Erntedankfest Kastl 2025: Tradition lebt wieder auf
Kastl. Kastl feiert vom 12. bis 14. September 2025 nach 15 Jahren Pause wieder sein großes Erntedankfest. Das Wochenende ist gefüllt mit traditionellem Festumzug, langer Partynacht und Heimatabend.




