Zwischen Schule und Soundcheck: Alisa Jarusskij und Vroni Rupprecht im Interview

Zwischen Schule und Soundcheck: Alisa Jarusskij und Vroni Rupprecht im Interview
ECHO: Willkommen in der Redaktion, wir freuen uns, dass Ihr beiden am 24. Oktober bei uns auftreten werdet, über den Abend immer wieder ab 18 Uhr mit Gesang und E-Piano. Ihr seid 17, Freundinnen, Schülerinnen am Augustinus-Gymnasium und Musikerinnen, stellt Eure Musik auf insta ins Netz und tretet live auf. Von welchen Auftritten könnten Euch die ECHO-Leserinnen und -Leser schon kennen?
Veronika Rupprecht: Ich spiele Saxophon bei den Brüdern König in Haselhöhe, genauer in der Junior-Gruppe der King-Size-Big-Band. Wir spielen immer am Weidener Bürgerfest und beim Weihnachtskonzert der großen, professionellen King-Size-Big-Band quasi als Vorband. In den letzten zwei oder drei Jahren waren wir auf der Musikmesse in Nürnberg, und wir machen in der Schule Musik.
Alisa Jarusskij: Ich bin erst im Januar zur Big Band dazu gekommen. Ich hatte Vroni gefragt, ob sie vielleicht eine Sängerin brauchen? Es gibt für Big Bands so viele tolle Stücke mit Gesang, ich feiere das so richtig, die vielen Instrumente. Bei der Messe in Nürnberg war ich auch dabei, sehr coole Atmosphäre: Mehrere Big Bands, die Leute können überall reinhören, also kein festes Publikum. Bis vor sieben, acht Jahren war ich in den Gesangsgruppen meiner Mum, „Malinka“ und „Kalinka“ im Verein Neue Zeiten. Ich bin nicht mehr dabei, weil’s mir zu strikt wurde und der Stil für mich nicht mehr gepasst hat.
ECHO: Würdest Du sagen, dass Dir die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt wurde?
Alisa: Schon, meine Mutter hat daran Anteil, mir gefällt’s aber auch einfach, Leidenschaft entwickelt sich ja von selbst. Papa ist komplett das Gegenteil. Von ihm habe ich aber viele Songempfehlungen mitgenommen, er hat einen sehr guten Geschmack.
Vroni: Meine Mutter hört gern Musik, auch wenn sie keine macht. Mein Vater spielt Trompete, meine beiden Schwestern Klavier, eine Orgel, eine hat Gitarre angefangen. Ich bin mit Musik groß geworden, kann man sagen, hab mit fünf Jahren mit Klavier angefangen und seitdem nicht mehr aufgehört.
ECHO: Und ihr kennt Euch über die Schule?
Vroni: Seit der Fünften, das war auch das einzige Jahr, wo es eine Musikklasse gegeben hat – jetzt gibt es ja die Bläserklasse.
Alisa: Da habe ich Geige gespielt, gar nicht gesungen. Und dann gleich danach wieder aufgehört.
Vroni: Da haben wir dann Klassenkonzerte gespielt…
Alisa: … eines! (beide lachen) Mir war schon immer bewusst, dass Vroni viele Instrumente spielt, dann haben wir uns befreundet, ich war bei ihr zu Hause und sie hat sich ans Klavier gesetzt. Wir haben dann improvisiert, nach Stimmung.
Auf einen Blick
Anlass: Kunstgenuss in Weiden & 10 Jahre OberpfalzECHO
Wer? Alisa und Vroni sowie Stadtbühne Vohenstrauß, die Tanzgruppen Revitcello und Magnify Dancecrew, Mercato Amami Italia, Schlossbrauerei Hirschau, Bäckerei Zetzl (die in Neuhaus aktuell 520-Euro-Jobs zu vergeben hat) und das ECHO-Team
Wann? Freitag, 24. Oktober, 18 bis 24 Uhr
Was? Theater, Tanz, Musik und Gespräche, Snacks, weltbeste Nussecken und Getränke von Limonaden über Sprizz und Bier bis zum Wein
Wo? In den OberpfalzECHO-Redaktionsräumen in der Postgasse 1, 2. Stock
Zur Veranstaltung auf Facebook – lasst euch automatisch erinnern!
ECHO: Vroni, welche Instrumente spielst Du?
Vroni: Klavier und Saxophon wirklich, Klarinette habe ich angefangen und ich kann etwas Gitarre und Ukulele spielen. Ganz etwas.
ECHO: Als junge, musikbegeisterte Bürgerinnen in Weiden, wie findet Ihr das musikalische Angebot? Habt Ihr den Eindruck, dass Eure Generation gut gefördert wird?
Alisa: Voll, an unserer Schule auf jeden Fall – ich weiß nicht, wie es an anderen ist, aber zum Beispiel unsere Konzerte sind super organisiert…
Vroni: … und man bekommt auch immer Unterstützung. Letztes Jahr konnte ich mir einen Schul-Bass ausleihen, oder auch jetzt für den Auftritt bei Euch das Schul-Keyboard, es ist überhaupt kein Problem, dass wir da was bekommen.
Alisa: Und nicht nur die Schule, im Juz gibt es ein Tonstudio – ich war noch nicht dort, hab nur davon gehört…
Vroni: … der Band-Contest…
Alisa: … ja, es gibt viele Möglichkeiten. Auch Inspiration. Weiden ist eine coole, kleine Stadt.
Kunstgenuss im JuZ: Schmerz als Beginn von Liebe, Farbe, Musik und Lebensfreude
Das im Gespräch erwähnte Jugendzentrum und der Jugendtreff Plan B beteiligen sich ebenfalls am Kunstgenuss 2025. „Inspiriert von Frida Kahlo erzählen wir von Schicksalsschlägen, Liebe, Farbe, Musik und Lebensfreude“, beschreibt Kerstin Reintsch ihr Projekt, das aus vielen Teilen bestehend nun zu einem großen Ganzen gefügt wird. „Über zwei Jahre haben wir daran gearbeitet – jetzt kommt alles zusammen.“
Künstlerinnen, Künstler und Talente aus Weiden und der Welt bearbeiten das Thema „Dulce Dolor – Die Kunst des Leidens“ auf zwei Etagen in Form von Musik, Kintsugi-Fotografie, Kunst, nachgestellten Gemälden, Schauspiel und Tanz. Musikalische Einlagen inklusive!
Mexikanisch bebt das Gebäude von 21 bis 22 Uhr: Die „Mariachi Dos Aguilas“ aus Frankfurt spielen mexikanische Canciones in einem mitreißenden Live-Konzert.
Eine sehr gute Gelegenheit für alte Menschen (Anm. d. Autorin: alle über 22), das JuZ mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Und wenn es nur indirekt ist, indem wir nachfühlen, was in ihrer Kunst steckt.
ECHO: Gibt es in Eurem Repertoire schon ein Lied über Weiden?
Alisa: Nein, bei mir sind persönliche Situationen im Fokus. Zum Beispiel, wenn ich gern schlagfertig geantwortet hätte, aber nicht konnte, dann schreibe ich, damit ich es loswerde.
ECHO: Jetzt seid Ihr in der 12ten Klasse, macht 2027 Euer Abi. Bleibt da Luft für die Musik?
Vroni: Man merkt schon, dass es mehr Stoff ist und Unterricht zu komischeren Zeiten, auch dass es stressiger wir, aber wir können Musik auch mit dem Abi verbinden, weil wir Musik als Leistungsfach genommen haben.
Alisa: … wenn ich die Musik nicht hätte, wäre ich viel gestresster. Musik hören, am Klavier sitzen beruhigt mich und lenkt mich vom Stress ab. Musik passiert wie automatisch, es ist für mich Alltag.
ECHO: Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Ihr beruflich Musik machen werdet?
Vroni: Vielleicht wird es Lehramt? Ich bin noch nicht entschieden, aber sicher, dass es etwas mit Musik werden wird.
Alisa: Ich bin damit geboren und aufgewachsen, ich werde die Musik nie loslassen. Ich bekomme auch viel Bestätigung, dass ich das kann und machen muss, irgendwie.
ECHO: Was schätzt Ihr beiden musikalisch aneinander?
Vroni: Ich bin froh, dass ich sie auf deutsche Musik gebracht habe…
Alisa: … jetzt sagst Du ja eigentlich das Gegenteil…
Vroni: … ich bin trotzdem froh darüber. Wir haben mit englischen Texten angefangen, ich hab dann irgendwann auf Deutsch geschrieben.
Alisa: … ich dachte mir, ich bleibe bei Englisch – auf Deutsch habe ich immer Angst, dass ich etwas falsch ausdrücke. Und dafür bin ICH Dir dankbar: Du liest immer alle meine Texte und sagst mir, wenn man grammatikalisch etwas anders ausdrücken müsste.
ECHO: Und die Unsicherheit kommt daher, dass Du mit Russisch groß geworden bist?
Alisa: Genau, Russisch ist meine Muttersprache, meine erste Sprache, deshalb habe ich manchmal Bedenken. Und da hilft mir Vroni, sie ist wie meine Autokorrektur.
ECHO: Also Vroni, was wertschätzt Du, was Alisa mitbringt?
Vroni: Ihre Stimme zum einen, ihre Kreativität, wie sie Harmonien und Melodien macht, ihre Texte und ihr Auftreten auf der Bühne. Ich habe selten – vor allem in unserem Alter – jemanden erlebt, der die Bühne so füllt: Da ist Alisa und kein anderer mehr.
ECHO: Wie arbeitet Ihr an Eurer Musik?
Alisa: Vroni hat Struktur – allein, dass sie sich so viel an Instrumenten aneignet. Anderes Beispiel, beim Liederschreiben: Ich bin bei der nächsten Idee und Vroni stoppt mich: „Jetzt müssen wir erstmal das fertig machen.“
Vroni: Alisa nimmt Audios am Handy auf und findet sie dann nicht mehr. Ich schreibe alles auf. Letztens haben wir an einem älteren Song weitergearbeitet – und da hatten wir erst mal sehr unterschiedliche Versionen.
Alisa: Ja, und es ist wichtig, dass wir jeweils unsere eigenen Songs haben, UND zusammen schreiben. Vroni liebt Text…
Vroni: … Alisa geht auf Melodie ein…
Alisa: … die dann in mir weiter arbeitet, während der Text bleibt…
Vroni: … und deshalb schreibe ich alles auf.
ECHO: Schreibt Ihr auf Deutsch, Englisch, gibt es auch etwas auf Russisch?
Alisa: Ich schreibe zwar auf Russisch, aber das ist noch nicht bereit für eine Veröffentlichung.
Vroni: … unsere gemeinsamen Lieder sind auf Deutsch. Auch die, die wir zum ECHO mitbringen werden.
Die Set-List steht
… und vielleicht kommt spontan auch noch etwas dazu:
Blau – Alisa und Vroni
Lila – Alisa und Vroni
Sternstunden – Alisa und Vroni
Woman/No man – Alisa
Geh mal rauchen – Alisa
Du – Alisa
Piano Man – Billy Joel
Back to Black – Amy Winehouse
House of the Rising Sun – The Animals
Feeling good – Michael Bublé
English Man in New York – Sting
I put a spell on you – Annie Lennox


