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Gewerkschaften kämpfen für Arbeitsrechte in der Oberpfalz

Klardorf. Die Gewerkschaften in der Oberpfalz diskutierten in ihrem jährlichen Pressegespräch tarifpolitische Erfolge und gewerkschaftliche Herausforderungen. Themen waren u.a. das Arbeitszeitrecht, bezahlbarer Wohnraum für Azubis und Gewalt gegen Polizeibeamte.

Klardorf. Die Gewerkschaften in der Oberpfalz diskutierten in ihrem jährlichen Pressegespräch tarifpolitische Erfolge und gewerkschaftliche Herausforderungen. Themen waren u.a. das Arbeitszeitrecht, bezahlbarer Wohnraum für Azubis und Gewalt gegen Polizeibeamte.
Von links: Rainer Hoffmann, Matthias Haberl, Petra Katens, Sabrina Feige, Christian Dietl, Olga Redda, Christian Bleyer, Alexander Gröbner. Foto: DGB Region Oberpfalz

Gewerkschaften kämpfen für Arbeitsrechte in der Oberpfalz


DGB Regionsgeschäftsführer Christian Dietl äußert sich zu Beginn besorgt zu
den Plänen der Bundesregierung, das geltende Arbeitszeitrecht zu verschlechtern. Der DGB begrüße es grundsätzlich, Reglungen an veränderte Anforderungen anzupassen, betont jedoch, dass Flexibilität nicht auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten gehen dürfe. „Ab der achten Arbeitsstunde steigt die Unfallrate bei der Arbeit oder auf dem Heimweg im Vergleich zu einem achtstündigen Arbeitstag um das Doppelte.“ Alle DGB-Gewerkschaften müssen jetzt gemeinsam für den Erhalt unserer Rechte kämpfen, so Dietl.

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Azubis brauchen bezahlbaren Wohnraum

Für die Gewerkschaftsjugend in der Oberpfalz sind aktuell vor allem zwei Themen zentral: Zum einen bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende, der mit einem flächendeckenden Ausbau von Azubi-Wohnheimen in öffentlicher Trägerschaft ermöglicht werden. Der Freistaat stelle hier viel Fördergeld zur Verfügung. Zum anderen fordert die DGB-Jugend mehr in die Berufsschulbildung zu investieren. „Bauliche Mängel müssen beseitigt, die Ausstattung muss moderner und die Personalkapazitäten müssen deutlich aufgestockt werden“, so DGB-Jugendsekretär Martin Oswald.

Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten

Am Gespräch nimmt Christian Bleyer, Bezirksgruppenvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in der Oberpfalz, teil. Bleyer berichtet von einer sehr hohen Gewaltbereitschaft und einer zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten. Oberpfalzweit seien 625 Fälle registriert worden, worunter auch Beleidigung, Bedrohung oder auch tätliche Angriffe gehören. „Diese Tatsache wirkt sich auch sehr negativ auf das Anwerben von jungen Menschen für den Polizeiberuf aus“, so Bleyer.

Alexander Gröbner, Geschäftsführer von ver.di Oberpfalz, schließt sich den Sorgen der GdP an. Die Angriffe auf Personen nähmen auch im Öffentlichen Dienst immer mehr zu. ver.di fordere daher auch ein Bildungsfreistellungsgesetz, um generelle Demokratiebildung der Menschen als Staat zu fördern. Angespannt sieht Gröbner die Haushaltslage in Kommunen und öffentlichen Krankenhäusern. Das wirke sich auch auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege aus. „ver.di steht für eine Entschuldung der Kommunen – wir wollen Handlungsfreiheit zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger“, so Gröbner.

Investitionen in Schulen gefordert

Mehr Geld vom Freistaat brauchen auch die Schulen in der Oberpfalz. Matthias Haberl, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), berichtet von einem massiven Lehrkräftemangel, der mittlerweile auch die Gymnasien erreiche. Grund dafür sei der zusätzliche G9- Abiturjahrgang. Der Aufbau von Personalreserven habe in den letzten Jahren trotz der schon lange absehbaren Situation nicht stattgefunden. „Stattdessen wird der Druck auf Teilzeitkräfte mit Kindern erhöht, freiwillig mehr zu arbeiten, wodurch Vollzeitkräfte an ihre Grenzen kommen“, so Haberl. Die GEW fordert einen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte, langfristige Personalplanungen und eine bessere Ausstattung für Schulen.

Wirtschaft in der Klemme

Die IG Metall in der Oberpfalz befinde sich in einem Spannungsfeld. Wachstum und Stabilität auf der einen, Unsicherheit und Strukturwandel auf der anderen Seite, sagt Olga Redda, 2. Bevollmächtigte in Regensburg. Besonders bei den Automobilzulieferern sei die Lage angespannt. Viele Betriebe kämpfen mit Auftragsrückgängen. „Manchmal helfen Freiwilligenprogramme, manchmal steht aber auch Beschäftigungssicherung auf der Kippe“, so Redda.

Sabrina Feige, 2. Bevollmächtigte in Amberg, berichtet darüber hinaus auch von Arbeitsplatzabbau, Verlagerungen und generellen Zukunftsängsten bedingt durch steigende Energiekosten für Unternehmen und den Einfluss der Weltpolitik auf die Betriebe in der Region, zum Beispiel durch die Zollpolitik der USA. Andererseits gäbe es große Erfolge in der Tarifpolitik, besonders in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie, aber auch vor Ort, zum Beispiel nach einem mehrwöchigen Erzwingungsstreik bei Schabmüller in Berching, die den Beschäftigten in der Region zugutekommen. Diese Erfolge würden zeigen: „Wo wir gemeinsam kämpfen, können wir auch etwas bewegen!“

Erfolge: Tarifabschlüsse

Das bekräftigt auch Petra Katens von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und erwähnt den Tarifabschluss im Bauhauptgewerbe. Die Löhne und Gehälter stiegen zum 1. April 2025 im Westen um 4,2 Prozent. Zusammen mit der Erhöhung im kommenden Jahr steigt der Ecklohn um 632 Euro. Für Katens ein Zeichen dafür, dass Gewerkschaften tatsächlich reale Verbesserungen für die Beschäftigten erkämpfen, die sich auch im Geldbeutel deutlich bemerkbar machen. Generell gehe es der Baubranche nicht schlecht, so Katens.

Anders sieht es bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) aus. Den nordostbayerischen Bezirksleiter Rainer Hoffmann erreichen viele Anfragen von Kurzarbeit oder Arbeitszeitdifferenzierungen. „Häufig kann Kurzarbeit durch eine Arbeitszeitdifferenzierung vermieden werden“, so Hoffmann. Eigentlich gäbe es in vielen Bereichen weniger Aufträge und auch einige Insolvenzen. Deswegen ist Hoffmann besonders stolz auf trotzdem erzielte Erfolge, darunter Haustarifverträge bei
Südleder in Rehau, Pharma Stulln oder Fluorchemie in der Oberpfalz.