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RWE bestätigt Windparkpläne bei Fuchsmühl: Bürgerinitiative will sich nicht damit abfinden

Neustadt/WN/Fuchsmühl. Wo können oder sollen in der nördlichen Oberpfalz Windräder gebaut werden? Um diese Frage ging es bei der Sitzung des Planungsausschusses des Regionalen Planungsverbands. Begleitet wurde die Veranstaltung vom friedlichen Protest der Fuchsmühler Bürgerinitiative „Wirklich Windkraft im Naturpark?“

RWE bestätigt Windparkpläne bei Fuchsmühl: Bürgerinitiative will sich nicht damit abfinden

Bei der Zusammenkunft in der Stadthalle in Neustadt/WN vor einigen Tagen wurden Bürgermeistern, Kommunalpolitikern und Behördenvertretern die überarbeiteten Vorranggebiete für Windenergieanlagen präsentiert. Das wollten sich auch die Mitglieder der Bürgerinitiative nicht entgehen lassen. Seit drei Jahren befasst sich der Planungsverband Oberpfalz-Nord – zu dem die kreisfreien Städte Amberg und Weiden sowie die Landkreise Amberg-Sulzbach, Neustadt/WN, Schwandorf und Tirschenreuth gehören – mit dem Thema. Bis Ende 2027 muss der Verband nach Vorgabe des Windenergieflächenbedarfsgesetzes (WindBG) der Bundesregierung mindestens 1,1 Prozent der Regionsfläche für Windvorranggebiete ausweisen. Sollte das nicht gelingen, könnten theoretisch überall Windräder gebaut werden.

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Weniger Vorranggebiete

Im ersten Windkraftentwurf des Planungsverbands von 2024 waren noch 195 Vorranggebiete auf über 15.000 Hektar ausgewiesen – circa 2,9 Prozent der Regionsfläche. Nach Berücksichtigung unter anderem von Natur- und Umweltschutz, Denkmalschutz, Bundeswehr, Wetter- und Erdbebenmessstationen sowie fast 500 Stellungnahmen meist von Windkraftgegnern reduzierte sich laut Melanie Glötzl, der Regionalplanerin bei der Bezirksregierung, die Fläche enorm: Es sind jetzt „nur“ noch 121 Vorranggebiete auf circa 8.000 Hektar, was 1,6 Prozent der Fläche der nördlichen Oberpfalz bedeutet.

In diesem 368 Hektar großen Waldgebiet plant die RWE einen Windpark. Wie viele Windräder dieser beinhaltet, ist derzeit noch nicht klar. Der Energieversorger hat schon Verhandlungen mit den Gemeinden und einigen Grundstückseigentümern aufgenommen. Grafik: BI „Wirklich Windkraft im Naturpark?“

Diese Verringerung ist aber kein Trost für die Bürgerinitiative, die mit circa 20 Leuten, Transparenten und Plakaten vor der Halle friedlich protestierte, um sich dann die Sitzung anzuhören – und danach ziemlich frustriert nach Hause zu gehen. „Das ist schon sehr enttäuschend“, sagte Christina Kretschmer, Sprecherin der BI. Sie bezeichnet den Regionalplan als wenig durchdachten Schnellschuss, dessen Durchsetzung gravierende Folgen für Mensch und Natur habe. Die Initiative kämpft gegen die von den Gemeinden Fuchsmühl (50 Hektar), Wiesau (101,6) und Pechbrunn (217) gemeldeten Vorranggebiete des Planungsverbandes Oberpfalz Nord. “Damit ist es das größte Vorranggebiet in der nördlichen Oberpfalz”, sagt Kretschmer. Sie und ihre Mitstreiter befürchten, dass dort, mitten im Wald, im „schlimmsten Fall“ 15, 20 oder mehr Windräder aufgestellt werden könnten.

Droht dem Erholungsort Fuchsmühl ein großer Windpark am Teichelberg?

Gibt es schon Vorverträge mit RWE?

Christina Kretschmer ist eine besonnene, ruhige Frau. Nichts verabscheut die auf der Mitterharlomühle („Bächermühle“) bei Fuchsmühl aufgewachsene Diplom-Pädagogin in der Erwachsenenbildung mehr als Streit und Ungerechtigkeit. Genau diese Ungerechtigkeit sehen sie und ihre Mitstreiter von der BI in diesem Fall. „Das ist eine einseitige Belastung der Kommune, ein gravierender Eingriff in ein Naturschutzgebiet, die Zerstörung großer Waldflächen und am Ende eine unzumutbare Belastung der Menschen durch den Lärm.“ Kretschmer bedauert, dass nach dem Windkraftbeschleunigungsgesetz kein unabhängiges Lärmgutachten für alle Anlagen zusammen nötig sei. „Es wird immer nur der Lärm eines Windrades gemessen und das verfälscht die Gesamtbelastung natürlich.“ Auch Schattenschlag und der Abrieb von Mikroplastik der Anlagen seien eine Gefahr für Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen.

Kretschmer weiß, dass bereits Vorverträge zwischen dem Energieversorger RWE und Waldbesitzern für mindestens zehn Anlagen geschlossen worden seien. „Ein Windpark mit zehn oder mehr bis zu 270 Meter hohen Windrädern würde das Naherholungsgebiet und den Tourismus rund um den staatlich anerkannten Erholungsort Fuchsmühl stark beeinträchtigen. Außerdem wird der Wald als Ökosystem, Wasserspeicher und CO₂-Speicher arg geschwächt“, betont die BI-Sprecherin.

RWE bestätigt Windparkpläne

Auf Anfrage von OberpfalzECHO bestätigt der Energieversorger seine Pläne: „RWE plant im genannten Gebiet auf einem im Entwurf befindlichen Windvorranggebiet (TIR 29) die Entwicklung eines Windparks. Das Projekt befindet sich noch in einer sehr frühen Planungsphase, weshalb die Anlagenzahl noch nicht feststeht. Wir befinden uns im engen Austausch mit den entsprechenden Gemeinden.“ Genauere Angaben könne sie derzeit nicht machen, betont RWE-Sprecherin Viola Baumann.

Für Kretschmer ist das unverständlich: „Die Windanlagen sind in einem Schwachwindgebiet geplant und deshalb unrentabel. So wird das Ganze nur durch massive Zuschüsse vom Staat und damit von uns Steuerzahlenden rentabel.“ Die BI-Sprecherin appelliert an die Entscheidungsträger: „Die Bürgermeister und Gemeinderäte von Fuchsmühl, Wiesau, Pechbrunn und Waldershof tragen jetzt große Verantwortung für die Zukunft der Region und die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger.“ Die Gremien müssten sich jetzt mit dem Thema beschäftigen, ehe es zu spät sei. „Alle umliegenden Gemeinden sind betroffen. Warum werden solche Anlagen in den Naturpark unmittelbar neben ein wertvolles Naturschutzgebiet gesetzt?“, fragt Christina Kretschmer.

BI bereitet Musterstellungnahmen vor

Die Bürgerinitiative will trotz der kaum durchzusetzenden Einflussnahme auf Windprojekte nicht aufgeben. Neben Kretschmer fungieren Michael Zuber und Thomas Kamm als Sprecher der BI und für sie alle komme nicht infrage, den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir sind ein wunderbares Team mit Experten aus verschiedenen Bereichen und haben auch eine WhatsApp-Gruppe mit mittlerweile mehr als 100 Aktiven aufgebaut“, freut sich Kretschmer über die große Resonanz.

Aktuell bereitet die BI Musterstellungnahmen für das bevorstehende Bürgerbeteiligungsverfahren vor. In den kommenden zwei Monaten können alle Betroffenen Stellung zum Bau der Windkraftanlagen nehmen und Einwände äußern. „Vielleicht kann man das Schlimmste ja doch noch verhindern?“, hofft Kretschmer.

Informationen auf bi-windkraftanlagen-naturpark.com