ad

Speinshart investiert mutig in die Zukunft

Speinshart. Das Dorf plant ein Wissenschaftszentrum für Künstliche Intelligenz und moderne Infrastrukturprojekte mit umfassender staatlicher Förderung und eigener finanzieller Beteiligung. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und steigender Ausgaben bleibt die Gemeinde zukunftsorientiert.

Speinshart. Das Dorf plant ein Wissenschaftszentrum für Künstliche Intelligenz und moderne Infrastrukturprojekte mit umfassender staatlicher Förderung und eigener finanzieller Beteiligung. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und steigender Ausgaben bleibt die Gemeinde zukunftsorientiert.
Blühende Aussichten trotz schwieriger Rahmenbedingungen: Das Klosterdorf geht mutig voran. Foto: Robert Dotzauer

Speinshart investiert mutig in die Zukunft

Kleine Gemeinde – große Projekte. Speinshart packt an. Blühende Landschaften rund um das Klosterdorf gibt es schon. Weit fortgeschritten sind zudem die kühnen Planungen für ein Wissenschaftszentrum. Herausforderungen, die auch den Gemeindeetat beeinflussen. Das internationale Zentrum für Künstliche Intelligenz scheint in trockenen Tüchern. Kloster, Begegnungsstätte, Förderverein und Gemeinde sind sich mit dem Freistaat und dem Bund als wesentliche Geldgeber einig: Das Wissenschaftszentrum steht in den Startlöchern.

ad

Erste Wissenschaftstagungen haben bereits stattgefunden. Nun geht es um die baulichen Erweiterungen. Ein Thema, das auch Bürgermeister Albert Nickl und seine Ratsmannschaft bewegt. Auch das Klosterdorf muss sein Scherflein dazu beitragen, um die Gesamtfinanzierung zu stemmen. Für ein 1.100-Einwohner-Dorf eine Mammutaufgabe, bei der „Speinsharts Regierung“ mit außergewöhnlicher Unterstützung rechnen kann. Das Dorf erhält Mittel aus dem Finanzierungstopf der Städtebauförderung.

Schwarz auf weiß steht es im Haushaltsentwurf 2025 der Gemeinde. Fünf Millionen Euro mit einer Netto-Beteiligung des Freistaates von 4,5 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren nach Speinshart fließen. Für die Kommune verbleibt ein Finanzierungsanteil in Höhe von 500.000 Euro. Ein guter Kompromiss, wenn auch herausfordernd, so die Anmerkungen des Bürgermeisters bei der Verabschiedung des Gemeindehaushalts.

Hohe staatliche Zuwendungen

Doch mit dem Geldsegen aus dem speziellen Topf der Städtebauförderung allein ist es nicht getan. Speinshart muss investieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Aktuelles Beispiel ist die Erweiterung und Modernisierung der Kindertagesstätte. 830.000 Euro sind für 2025 in den Haushalt eingestellt. 565.000 Euro Zuweisung erwartet Kämmerer Uli Hesl vom Land. Zusätzliche Bundesmittel in Höhe von 170.000 Euro erleichtern die Gesamtfinanzierung.

Speinshart ist beim Aufspüren von Fördermitteln äußerst erfinderisch. Das Klosterdorf zeigt sich meisterlich im Anzapfen öffentlicher Geldquellen. So rechnen Bürgermeister, Rat und der Finanzchef der Verwaltungsgemeinschaft für die im Haushaltsjahr 2025 eingeplanten Kosten für den Breitbandausbau in Höhe von 746.000 Euro mit Investitionszuweisungen von 670.000 Euro. Doch auch Projekte ohne staatliche Unterstützung müssen bewältigt werden. Die Finanzierungsübersicht des Vermögenshaushaltes nennt zum Beispiel die Errichtung eines neuen Bauhofes mit Kosten von 300.000 Euro und die Sanierung der ehemaligen Bauschuttdeponie (100.000 Euro).

Verwaltungshaushalt schwächelt

Woher sollen die Mittel zur Gegenfinanzierung kommen? Für gewöhnlich ist es der Verwaltungshaushalt, der das laufende Geschäft abbildet und gleichzeitig mit seinen Überschüssen wenigstens teilweise für die Finanzierung der Investitionsvorhaben „gerade steht“. Doch die Klostergemeinde muss mit einem Phänomen kämpfen, mit dem sich in Zukunft viele Kommunen beschäftigen müssen. Die Einnahmenseite reicht zur Deckung der Ausgabenseite nicht mehr aus, geschweige denn für Überschüsse für den Vermögenshaushalt.

Während die Einnahmequellen aus Realsteuern und weiteren Steuerbeteiligungen stagnieren, explodieren die Kostenentwicklungen auf der Ausgabenseite. Augenfällig ist in Speinshart die Kreisumlage, die von 559.000 Euro im Jahr 2024 auf 667.000 Euro im Jahr 2025 ansteigt. Eine direkte Folge der vom Kreistag beschlossenen Erhöhung des Umlagesatzes.

Auch die Personalkosten und die Verbandsumlagen tragen zu dieser Entwicklung bei. Schlussfolgerung ist ein „Hilferuf“ an den Vermögenshaushalt. Der muss mit 30.000 Euro den Verwaltungshaushalt ausgleichen.

Rücklagen-Entnahme und Kreditaufnahme

Für die finanzielle Basis der Gemeinde magere Zeiten. Als Hauptursache nennt der Bürgermeister die schwächelnde Wirtschaftsentwicklung. Auch „Licht im Tunnel“ sei nicht in Sicht. Noch reicht für den Gemeindeetat 2025 ein Griff in die Allgemeine Rücklage. Vorgesehen ist eine Entnahme in Höhe von 170.000 Euro zur Sicherung der Investitionsvorhaben. Damit notiert der Rücklagenstand allerdings nahe der Mindestrücklage.

Unausweichlich ist ein weiterer Kunstgriff. Die Gemeinde muss Kredite in Höhe von 238.000 Euro aufnehmen, um die Millionen-Investitionen zu finanzieren. Damit steigt die sogenannte Pro-Kopf-Verschuldung auf 621 Euro. Im Vorjahr lag sie bei 473 Euro. 2026 explodiert sie dann auf vorläufig geschätzte 1.830 Euro. Hintergrund ist die Finanzierung eines weiteren Großvorhabens. Für die Gemeinde steht die Kanalsanierung mit geschätzten Kosten von über vier Millionen Euro an. Es liegen zwar schon Förderzusagen bis zu 3,7 Millionen Euro auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters. Doch die zeitnahe Auszahlung der Zuschüsse könne vermutlich mit dem Bau- und Investitionstempo nicht mithalten, so die Annahme des Gemeindechefs und des VG-Schatzkanzlers. Uli Hesl rechnet deshalb mit Blick auf weitere Kreditaufnahmen zur Zwischenfinanzierung mit einer höheren Verschuldung. Zu den Finanzierungsfaktoren des Großprojekts gehören zu gegebener Zeit auch Verbesserungsbeiträge der Kanalnutzer.

In der mittelfristigen Finanzplanung

In der mittelfristigen Finanzplanung und im Investitionsprogramm bis 2028 finden viele im Haushalt 2025 eingestellten Projekte ihre Fortsetzung. Millionen-Summen sind insbesondere für das künftige KI-Zentrum, die Abwasserentsorgung und für das schnelle Internet eingeplant.

Insgesamt signalisiert die mittelfristige Finanzplanung mit der erhofften Gesundung der Wirtschaft eine Erholung der Finanzlage. „Wir sind mit mutigen Investitionen trotz schwieriger Gesamtumstände zukunftsweisend unterwegs“, hieß es in den Stellungnahmen der Fraktionssprecher Christian Höllerl (CSU) und Holger Götz (FW) und von Johann Mayer (Bündnis 90/Die Grünen). Das 235-seitige Haushaltswerk der Finanzverwaltung billigte das Gremium nach Vorberatungen einstimmig.