Glücksspiel – eine Sucht mit weitreichenden Folgen
Glücksspiel – eine Sucht mit weitreichenden Folgen
Eva Vitzthum beriet zuvor Menschen mit Alkohol- und Drogenabhängigkeit und spezialisiert sich nun zudem auf Ratsuchende mit Glücksspielabhängigkeit. Die Zahlen aus den Vorjahren zeigen: jährlich nehmen über 50 Betroffene mit Glücksspielproblematik diese Beratung an. Das ist wenig, möchte man meinen und auf den ersten Blick scheint die Spielsucht weit weniger lebensbedrohlich als beispielsweise eine Heroinabhängigkeit.
Ein langer Leidensweg
Allerdings ist die Spielsucht nicht zu unterschätzen. Denn in der Regel dauert es länger als bei anderen Suchtproblematiken, bis sich Glücksspielsüchtige professionelle Hilfe suchen. Woran das liegt, weiß die Suchtberaterin: „Bei Betroffenen mit Alkoholproblem riecht man den Konsum, bei Menschen mit Drogenabhängigkeit erkennt man äußere Anzeichen wie erweiterte Pupillen oder Einstichstellen, aber bei Personen mit Glücksspielproblematik? Die schlagen leider häufig erst auf, wenn sie bereits ihr gesamtes Vermögen verspielt haben und sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.“ Das spiegeln auch die Zahlen wider: Über 50 Betroffene holten sich letztes Jahr Hilfe, im Vergleich dazu sind es rund 300 Personen mit Alkoholproblematik und über 170 Menschen mit sonstigem Substanzkonsum.
Der lange Weg zur Einsicht
Die meisten von ihnen kommen erst, wenn der Druck von außen groß ist. Hinzu kommt die Scham, sich einzugestehen, wie viel Geld man tatsächlich verspielt hat. Die eigene Einsicht dauert relativ lange, ebenso bis Angehörige die Sucht bemerken. Bis dahin haben Betroffene häufig schon große Summen verspielt, sind hoch verschuldet, haben für die Finanzierung ihrer Sucht ihr Eigenheim verkauft oder das Sparkonto ihrer Kinder aufgelöst.
Harmlos ist die Sucht keinesfalls, denn häufig geht sie mit einer hohen Suizidrate einher. Auch bemerkt Vitzthum eine besorgniserregende Entwicklung: Vor Corona gingen viele Spieler in die Spielhallen. Während der Pandemie stiegen viele auf Online-Spiele um, die keine Öffnungszeiten kennen, immer verfügbar sind, sogar Werbung per E-Mail oder auf das Mobiltelefon senden, der man nicht entkommt.
Es gibt vielfache Hilfe
Eva Vitzthum bietet Einzelgespräche an sowie einmal monatlich eine offene Spielergruppe, in der sich Betroffene austauschen können. Angehörige können sich ebenfalls Hilfe holen und werden von Vanessa De Luca beraten.
Betroffene ab 18 Jahren können unter der Telefonnummer 0961 / 39890150 einen Termin für ein Beratungsgespräch vereinbaren.
Anonyme Beratung
Auch anonyme Beratungen beziehungsweise die Online-Glücksspielberatung PlayChange sind möglich.


