Wirtschaftlichkeit, Personalmangel und Demografie – die Entwicklung der Pflege
Wirtschaftlichkeit, Personalmangel und Demografie – die Entwicklung der Pflege
Die rund 35 Gäste setzten sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Pflegediensten und Verbänden. Der BRK-Kreisgeschäftsführer Holger Schedl begrüßte die Teilnehmer und führte zum Thema hin. Es sei ein immer enger werdendes Korsett, das die Pflegedienste im ländlichen Raum zunehmend die Luft nimmt. Wirtschaftlichkeit, Pflegepersonalmangel und Demografie waren die Schlagworte der einleitenden Worte und die sollten, wie sich herausstellte, die Veranstaltung grundlegend prägen.
„Lösungen für die Pflegestruktur entwickeln“
Der Geschäftsführer des Elisabethenvereins Rainer Schmid verwies auf die kommunale Verantwortung für ambulante Pflege und erinnerte bei seinen einleitenden Worten an das im SGB XI zur regionalen Pflegebedarfsplanung vorgesehene Konstrukt der Pflegekonferenzen. Landrat Roland Grillmeier äußerte aufgrund der im klinischen Bereich kritischen Entwicklungen dazu: „Es ist unabdingbar, hier Lösungen für die Pflegestruktur in der Region zu entwickeln. Ob das über die Gesundheitsregion Plus Nordoberpfalz oder durch den Landkreis selbst realisiert werden kann, müsste geprüft werden. Am Ende braucht es aber eine grundlegende Auseinandersetzung mit der Entwicklung der ambulanten Pflege.“
Die Initiatoren hatten den Geschäftsführer der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) Michael Wittmann zu einem Fachvortrag eingeladen. In seinem Vortrag stellte er eine Studie vor, die den Bedarf an ambulanter Pflege im Landkreis Tirschenreuth untersucht. Sie zeige, dass der Bedarf an ambulanter Pflege im Landkreis bis 2037 um bis zu 40 Prozent steigen könnte. Eine aktualisierte Version der Studie erwarte Wittmann im Frühjahr, da in der aktuellen Studie nur Zeiträume vor Corona beurteilt wurden, ist es wichtig, sich die Veränderungen durch die Coronakrise genau anzusehen.
Großer Herausforderungen
Diese Entwicklung stellt die ambulante Pflege im Landkreis vor große Herausforderungen. In einigen Bereichen sind die Kapazitäten der Pflegedienste bereits heute eng. Die Refinanzierung der ambulanten Pflege ist in vielen Bereichen vollkommen unzureichend. Die Verhandlungen mit den Pflegekassen sind teilweise langwierig und schwierig. Das treibe auch die Pflegedienste im Landkreis Tirschenreuth mitunter an die Existenzgrenze, weil die Refinanzierung nur mit großem zeitlichem Nachlauf, wenn überhaupt, realisierbar sei. Zum Teil sind bereits Pflegedienste aktiv von der Krise betroffen.
Die Dienste waren sich auch einig darin, dass die Verfügbarkeit von Pflegepersonal der Nachfrage an Pflegeleistungen künftig nicht mehr gerecht werden könne. Wenn es so weiter gehe, könne nicht sichergestellt werden, dass jeder, der einen Pflegedienst sucht, auch Pflegeleistungen von einem Pflegedienst erhalten könne. Vor allem auf dem Land, in Dörfern mit weiterer Anfahrt, sind Touren für Pflegedienste sehr schnell defizitär und werden dadurch gegebenenfalls erst gar nicht mehr angeboten.
Dringender Handlungsbedarf
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Kommunen, Wohlfahrtsverbände und private Anbieter müssen gemeinsam daran arbeiten, wie die ambulante Pflege in Zukunft sichergestellt werden könne. Dem folgte ein interessierter Austausch der Anwesenden.
Für die Initiatoren wurde das Ziel der Veranstaltung erreicht. Die kritische Situation der ambulanten Pflege wurde wahrnehmbar und es gibt die starke Hoffnung, dass es in naher Zukunft weiterführende Gespräche mit Kommunalpolitik und -verwaltung geben wird, um die Situation grundlegend zu verbessern. Kreisseniorenbeauftragter Peter Gold fasste die Veranstaltung in einem Satz zusammen: „Rettet die Pflege.“




