Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Der Alp vom Sommermärchen?

Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Der Alp vom Sommermärchen?

Ein (Sommer-) Märchen? Achtung, die Hex’ kommt! Was sollen wir denn hier in unseren Breiten machen, wir sehen halt einfach nicht das sportliche Knusperhäuschen. “Schlaaaand” ist passe, es regiert die neue Sachlichkeit. Den Traum vom Sommermärchen können wir vergessen, dafür haben wir kein Personal. Und damit meine ich nicht das Personal auf dem Platz, sondern im Rest der Republik.

Dabei wäre das Turnier doch der ideale Anlass, wieder ein Volk von 90 Millionen Bundestrainern zu werden. Jetzt dürfte man schimpfen, G’gscheidhaferl, schwadronieren und alles besser wissen, aber wir machen….nichts.

Jetzt müssen wir die Köpfe hochkrempeln. Und die Ärmel natürlich auch.

Lukas Podolski

So unspannend finde ich die neu formierte Nationalmannschaft doch gar nicht, was gibt es denn zu verlieren? Deshalb könnte man die Entwicklung auch positiv sehen, frei nach Oliver Kahn: “Die Karten sind neu gewürfelt.” Wenn man halt nicht Deutscher wäre und es so unendlich schwer hätte – und das selbstverständlich auch jedem mitteilen müsste.

Es könnte wieder so schön sein, unabhängig von persönlichen Leistungsvermögen am Ball blöd und altklug daherzureden und hinterher selbstverständlich immer zu wissen, warum es vorher nicht geklappt hat. Aber irgendwie zündet dieser Turbo nicht mehr. Schade eigentlich.

„N‘ abend allerseits…“ 

Mit dem griffigen Klassiker von Heribert Faßbender müssen wir auch mal über eine ganz besondere Randerscheinung sprechen – über den Sportreporter und dem ihn unvermeidlich flankierenden Experten. Schon im Vorfeld zeigt sich, was für ein rassig-rhetorisches Feuerwerk uns erwartet. Der Gedankengang endet mit einem einzigartigen Faßbender’schen Klassiker: „Sie sollten das Spiel nicht zu früh abschalten. Es kann noch schlimmer werden.“ Solche Perlen werden wir leider heute nicht mehr zu hören bekommen.

Fußballliebe Pro

Aber zurück zu einem der Protagonisten der EM 2024, denn wie schon Sepp Herberger wusste: “Der schnellste Spieler ist der Ball.” Die Murmel zum Turnier heißt “Fußballliebe Pro”.

Angeblich muss man ihn aber irgendwie trotzdem treffen, was das Ganze doch enorm verkompliziert. Ich bin in Zitierlaune, deshalb auch hier ein zeitloser Klassiker von Max Merkel: “Die wissen nicht einmal, dass im Ball Luft ist. Die glauben doch, der springt, weil ein Frosch drin sitzt.” Korrekterweise müsste man heute selbstverständlich über eine vegane Variante nachdenken.

Albärt der Problembär?

Das Maskottchen der EM 2024 heißt Albärt. Er setzte sich in der Abstimmung gegen die Konkurrenten Bärnardo, Bärnheart und Herzi von Bär durch. Am Ende erhielt Albärt 32 Prozent der Stimmen, vielleicht hat er seine Nichtwähler ja aufgefressen. Schließlich haben wir in Deutschland genug Problembären und jetzt eben einen mehr.

“Das Maskottchen zollt dem beliebten Teddybären, der mutmaßlich Anfang des 20. Jahrhunderts das Licht der Welt in Deutschland erblickte, Tribut”, teilte die UEFA mit. Man könnte jetzt natürlich sagen, dass das doch eigentlich eine nette Idee sei und somit völlig okay. Aber sowas geht bei uns natürlich auch nicht. “Wir sind doch nicht im Kindergarten” ist da noch die harmloseste Kritik. Schade, denn dann könnte man diesen Quenglern sauber einen mit der Schaufel mitgeben (“Es hat eindeutig ein Kontakt stattgefunden”) und Ruhe wäre.

Der Fußball wird niemals sterben!

Muss es immer die sprichwörtliche große Hafenrundfahrt sein? Immer das ganz große politische und gesellschaftliche Statement? Fußball kann die Welt und die Menschen bewegen, nur das muss sich von selbst entwickeln.

Fußball ist Ding, Dang, Dong. Es gibt nicht nur Ding.

Giovanni Trapattoni

Ansonsten ist es einfach ein schöner Sport, deshalb noch ‘ne Weisheit hinterher: Fußball ist wie Sex und Pizza – selbst wenn es schlecht ist, ist es immer noch verdammt gut. Es ist doch nachvollziehbar, dass man genervt ist von den ganzen Umtrieben in der Metaebene, dazu dieses ganze MiMiMi und unendlich verkrampfte Ringen um Korrektheit.

Warum also nicht mal wieder zurück zur Basis? Wir hatten in der Region unzählige Relegationsspiel mit teilweise über 1000 Zuschauern und Heimvereinen, die gar nicht mehr wussten, wo sie das Bier und die Bratwürst’l kurzfristige hernehmen sollten. Der Fußball in der Krise? Unter Weltuntergang machen wir es scheinbar nicht mehr.

“Zefix, etz samma abg’stiegn. Aber lustig wars doch. Kopf hoch, Burschen, nächste Saison pack mas wieder! Zwick ma uns no a Halbe auf…” Das ist die Liberalitas Bavariae in Reinkultur und genau so, wie Fußball sein soll. Nebenbei birgt so ein Satz mehr Weisheiten als ein 50-seitiges DFB-Konzept.

Ein weiterer Tipp: Butterbrezen und Muttis Muffins statt lizenzierte Hotdogs vom offiziellen Foodpartner Nestle, auf den Plätzen in der Region brennt das Groß-, Klein und Funinofeld, wenn die unzähligen Kinder- und Jugendteams antreten. Ein absolutes Erlebnis für die ganze Familie.

Ein bisschen Spaß muss sein…

Wenn der Fußball einfach nur Spaß macht und die muffige, schlechte Laune vertreibt, dann ist doch schon viel gewonnen. Egal wie die EM 2024 also ausgeht, kombinieren wir zwei Fußballsprüche, so wird vielleicht ein Schuh draus: “Man darf jetzt nicht alles so schlechtreden, wie es war” von Fredi Bobic und als Abschluss die finale Erkenntnis von Dragoslav Stepanovic: “Lebbe geht weider.”

Was aber bleibt ist, dass das Runde nach wie vor ins Eckige muss. Und das könnte doch wirklich Spaß machen. Geben wir der EM 2024 eine Chance. Ich gehe mit gutem Beispiel voran und tippe Halbfinale. Wenn es nicht klappt, dann können wir immer noch sagen, wir hätten es gleich gewusst. Abschließend die Antwort auf die Frage aller Fragen “wer wird denn nun Europameister?” Ja mei, werd scho oana wern…