Leitzinsen sinken – noch schnell hohe Zinsen sichern?

Leitzinsen sinken – noch schnell hohe Zinsen sichern?
Bereits zum vierten Mal hat die EZB den Einlagenzinssatz gesenkt. Von vier Prozent wurde innerhalb eines halben Jahres der Zins auf nun drei Prozent gesenkt. Hauptgrund ist der deutliche Rückgang der Inflationsrate von über acht Prozent Anfang 2023 auf zuletzt um die zwei Prozent, dem Zielwert der EZB. Weltweit begegnen die Notenbanken der geringeren Inflationsgefahr mit niedrigeren Zinsen. Für einen Ausblick auf die kommenden Monate und wo man vielleicht doch noch gute Zinsen bekommen kann, haben wir uns bei oberpfälzer Vermögensverwaltern umgehört.
Zins als Inflationsausgleich
Der Zins als Preis für das Überlassen des Geldes richtet sich nach verschiedenen Parametern. Die bedeutendsten sind hierbei die Inflation, an der sich der Leitzins der Notenbank orientiert, sowie Sicherheit und Laufzeit. Nachdem die Inflation wieder an dem EZB-Zielwert von zwei Prozent zurückgekehrt ist, reduziert die EZB Stück für Stück die Zinsen. Zuletzt auf drei Prozent für den Einlagensatz.
Ein Wert, der bei den meisten oberpfälzer Finanzinstituten nach eigener Recherche nicht annähernd erreicht werden kann. Besondere Aktionen für Neukunden einmal ausgenommen. So bekommen Anleger für Zwölf-Monats-Festgeld meist nur um die 1,5 Prozent und damit etwa die Hälfte des EZB-Leitzinses.
Welche Zinssätze sind realistisch?
Finanzberater Stefan Meiler aus Flossenbürg arbeitet daher seit einiger Zeit u. a. mit der Plattform Weltsparen zusammen und kann so seinen Kunden die besten Konditionen aus ganz Deutschland und Europa anbieten. Zinsen von über vier Prozent, die man vor einem Jahr sehen konnte, sind hier inzwischen auch unrealistisch, mit deutscher Einlagensicherheit können Sparer jedoch durchaus noch 2,75 Prozent für ein Jahr erhalten. Neben Privatbanken wie die OLB und Grenke sind auch Volksbanken mit attraktiven Konditionen auf der Plattform zu finden.
Der Clou: Mit einem Konto bei Weltsparen, welches selbst über eine deutsche Banklizenz und dementsprechend die Sicherheit der deutschen Einlagensicherung verfügt, entfällt das aufwendige Eröffnungsprocedere bei den unterschiedlichen Banken. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch bei vielen europäischen Kreditinstituten.
Darfs ein bisserl mehr sein?
Denn etwas mehr bekommt man u. a. bei Finanzinstituten in Italien und Portugal. Bei guten Bonitäten wie der Banca Progretto lassen sich drei Prozent erzielen bei zwölfmonatiger Zinsbindung. Für Laufzeiten von drei und fünf Jahren bietet die Cherry Bank jeweils 3,1 Prozent pro Jahr.
Ein Zinssatz, der bei deutschen Banken nicht zu erzielen ist. So sind aktuell mit dreijähriger Laufzeit bei der OLB und CreditPlus mit 2,65% p. a. das Maximum zu erzielen. Im Fünf-Jahresbereich bieten die Aareal und Hamburg Commercial Bank 2,8% p. a. Eine längere Laufzeit bedeutet also nicht unbedingt höhere Zinsen, dafür jedoch eine längere Zinssicherheit.
Tägliche Verfügbarkeit
Eine Eigenschaft, die bei Tagesgeldangeboten, insbesondere bei sinkenden Leitzinsen, unsicher ist. Eine kostengünstige Alternative sind Geldmarktfonds, die zum Parken von Geldern geeignet sind und sich am Ester-Zinssatz, dem Ein-Tagszins für Interbankengeschäfte, orientiert.
Laut Johannes Käsbauer, Regensburger und Fondsmanager des Zins & Sicherheit, liegt der Referenzzins derzeit bei 3,16 Prozent, wird jedoch diese Woche auf etwa 2,91% p. a. sinken. Grund ist die Zinssenkung der EZB, die sich nachlaufend, also zeitverzögert auswirkt. Nach Kosten lassen sich mit Geldmarktfonds derzeit etwa 2,5% p. a. Rendite vereinnahmen. Bei sehr hoher Stabilität und jederzeitiger Verfügbarkeit.
Gut überlegt handeln
Eine interessante Alternative zu Tagesgeld, welches selbst bei Weltsparen kaum höhere Zinssätze verspricht. Prognosen, wie sich die Zinsen weiter entwickeln, ob kurzfristige oder eher mittelfristige Anlagen zu bevorzugen sind, lassen sich ihm jedoch nicht entlocken. Es gibt jedoch durchaus verschiedene Wege, wie man den Zinssenkungen begegnen kann und etwas mehr aus seinem Ersparten herausholen kann. Wichtig ist, selbst klare Vorstellungen zu haben und sich zu informieren.
Käsbauer nennt hier mit Stefan Meiler aus Flossenbürg und Wolfgang Meier aus Amberg zwei oberpfälzer Anlageexperten, bei denen man sich über seinen Fonds und Zinsalternativen erkundigen kann. Denn schon Perikles im antiken Athen wusste: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Und etwas mehr aus seinem Ersparten herauszuholen, kann schließlich auch nicht schaden.