Ermittlungen im Mordfall Loew - Taucher in Wernberg im Einsatz
Ermittlungen im Mordfall Loew - Taucher in Wernberg im Einsatz
Über zehn Jahre nach dem Mord an Unternehmer Dieter Loew (76) rollt die Kriminalpolizei Amberg den Fall wieder auf. Ein neu aufgestelltes Cold-Case-Team hat die Ermittlungen aufgenommen – und zwar sehr öffentlichkeitswirksam.
Am Freitag gegen 9 Uhr nimmt eine Tauchgruppe Nürnberg an einem Weiher beim Sportanglerbund in Wernberg ihre Arbeit auf. Wie Einsatzleiter Michael Kern informiert, durchsuchen fünf Taucher das Gewässer – ausgerüstet mit Metalldetektoren. Auf Bitten der Kripo Amberg konzentriere man sich dabei auf einen kleinen Abschnitt des Weihers, maximal 40 auf 40 Meter. Der Weiher liegt an der Nürnberger Straße am Ortsausgang von Wernberg, ungefähr auf halber Strecke zwischen Tatort (bei der Burg) und Auffahrt zur A93.
Das Suchsystem werde engmaschig durchgeführt. „Wenn etwas drin ist, finden wir es“, ist sich Einsatzleiter Kern sicher. Polizeisprecherin Corinna Wild bestätigt, dass nach möglichen Beweismitteln gesucht werde. So sei die Tatwaffe damals nicht gefunden worden. Loew war in der Nacht zum 22. Dezember 2014 mit einem „stumpfen Gegenstand“ am Kopf verletzt worden. Er starb wenige Wochen später in einem Regensburger Krankenhaus.
Plakataktion angelaufen
Zur Neuauflage der Ermittlungen gehört auch eine neue Öffentlichkeitsfahndung: Überall in Wernberg hängen seit Freitag großformatige Fahndungsplakate mit der Rufnummer der Kripo Amberg. Ziel der Aktion sei es, mögliche Zeugen zu erreichen, die bislang nicht mit der Polizei in Kontakt getreten sind – etwa, weil sie ihre damaligen Beobachtungen für nicht relevant hielten oder sich aus anderen Gründen bisher nicht gemeldet haben.
Parallel dazu gehen am Freitagvormittag Polizeibeamte rund um den Tatort von Haus zu Haus. Sie führen eine Anwohnerbefragung durch. Eine Nachbarin in der Graf-von-Schall-Straße begrüßt den neuen Versuch, die Täter zu finden: „Wir wünschen uns Aufklärung. Einen solchen Tod hatte der Mann nicht verdient.“ Dieter Loew sei zuletzt pflegebedürftig gewesen. Um ihn außer Gefecht zu setzen, hätte es keiner solchen Gewalt bedurft. „Da hätte ein Stupser genügt.“
Erneutes Ermittlungsverfahren gegen „alte“ Tatverdächtige?
Wie Polizeisprecherin Corinna Wild mitteilt, sind im Lauf der Woche erste Hinweise eingegangen. Die Ermittlungen seien ergebnisoffen. Die Kripo Amberg hat erste Ladungen an Anwohner verschickt, die als Zeugen vernommen werden sollen. Dies wird am Freitag am Rande des Ortstermins bekannt. Pikant daran: Im Betreff der Ladungen steht „Ermittlungsverfahren gegen Silvia L. und Tobias S. wegen Mord in Zusammenhang mit Raubdelikten“.
Bei den Genannten handelt es sich um die getrennt lebende Frau des Ermordeten und ihren Lebensgefährten. Sie standen von 2015 bis 2019 schon einmal unter Verdacht, dann stellte die Kripo die Ermittlungen wegen „Nichtnachweisbarkeit“ ein. Ihre Anwälte kritisierten damals die Ermittlungsarbeit als zu einseitig und zu lange. Polizeisprecherin Corinna Wild will am Freitag nicht beantworten, ob das Ermittlungsverfahren bereits neu aufgenommen worden ist: „Wir ermitteln ergebnisoffen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“
Anwalt empört: „Man beißt sich schon wieder fest“
Etwas dazu zu sagen hat dafür Anwalt Robert Hankowetz (Regensburg). Der Anwalt der Tatverdächtigen Silvia L. ist „fassungslos, dass man sich offenbar schon wieder in diese Richtung festbeißt“: „Es gab so viele andere Ermittlungsansätze“, sagt Hankowetz. „So wird der wahre Täter nie gefunden.“
Er hatte zuvor gegenüber Medien folgende Stellungnahme abgegeben: „Frau Loew und auch meine Person als Verteidiger befürworten die neuerlichen Anstrengungen der Ermittlungsbehörden zur Aufklärung des Tötungsdelikts zu Lasten des Herrn Dieter Loew. Wir gehen weiterhin davon aus, dass innerhalb der bisherigen Ermittlungen nicht sämtlichen Verdachtsmomenten mit der ausreichenden kriminalistischen Sorgfalt in Hinblick auf die Ermittlung der wahren Täter nachgegangen worden ist und hoffen auf objektivere neue Ermittlungen, damit der Fall einer Aufklärung zugeführt werden kann.“
Beide Tatverdächtige in anderer Sache vor Gericht
Die beiden ehemaligen Tatverdächtigen standen zwischenzeitlich jeweils in anderer Sache vor Gericht. Die 62-Jährige wurde 2024 als Organisatorin von Demos gegen Corona-Maßnahmen wegen tätlichen Angriffs und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt (10 Monate auf Bewährung). Das Urteil ist – nach Revision und Beschluss des Bayerischen Obersten Landesgerichts – inzwischen rechtskräftig.
Ihr heute 37-jähriger Partner – früher Polizist – musste sich 2020 vor dem Landgericht Regensburg wegen Steuerhinterziehung aus seinem Autohandel verantworten. Die Anklage schmolz während des Verfahrens dahin. Am Ende stand eine Bewährungsstrafe von 10 Monaten Haft plus Geldauflage. Seine Lebensgefährtin nannte das Verfahren damals einen „Stellvertreterprozess“.
Kripo bittet Bevölkerung um Hinweise
Die Kriminalpolizei Amberg bittet die Bevölkerung eindringlich um Mithilfe. Hinweise – auch vermeintlich unwichtige Beobachtungen aus dem Umfeld Wernberg-Köblitz rund um den Tatzeitraum – können bei jeder Polizeidienststelle oder unter der Rufnummer 09621/890-2121 vertraulich gemeldet werden.













