Freunde starten Spendenaufruf für Betrugsopfer - Er sitzt 7,5 Jahre, sie zahlt 27 Jahre

Freunde starten Spendenaufruf für Betrugsopfer - Er sitzt 7,5 Jahre, sie zahlt 27 Jahre
Die alleinerziehende Mutter gehört zu einer ganzen Reihe von Frauen, die dem heute 45-Jährigen auf den Leim gingen. Die Masche war überall ähnlich: Er spielte den vermögenden Makler, fuhr im Porsche vor, war charmant und fürsorglich. Er riet seinen Freundinnen zu sicheren Immobilienanlagen, mit denen sie ihre – zumeist sehr überschaubaren – finanziellen Verhältnisse aufbessern könnten.
Sie nahmen dafür Kredite auf und reichten das Geld an ihn weiter. Und dann: nichts. Am Ende gab es keine Immobilien. Und die Hunderttausenden von Euro waren verprasst. Allein über eine Million Euro hat der Betrüger für teure Autos ausgegeben. Der Richter kreidete ihm genau dieses Verhalten im Urteil vom Juli besonders an: Der Angeklagte habe um die finanziell bescheidene Situation seiner Opfer gewusst. Er habe gewusst, dass sie nichts Erspartes auf der hohen Kante haben. „Sie wurden in Schulden hineingejagt.“
Betrugsopfer bekam Kind von Betrüger
Der Fall des Betrugsopfers, für das es jetzt eine Gofundme-Aktion gibt, spielt sich in Franken ab. Die Frau ahnte nichts von den seit Jahren laufenden Ermittlungen gegen den Immobilienmakler, auch nichts von einer Verurteilung am Amtsgericht Weiden wegen Betrugs. Wie ihre Freunde berichten, ging die Beziehung in diesem Fall besonders weit. Am Ende war ein Kind unterwegs, von Hochzeit war die Rede. Der Weidener erschlich sich die Sympathien und das Vertrauen der ganzen Familie.
Parallel dazu fädelte er seine Finanzgeschäfte ein. Am Ende schlossen die Frau und ihre Angehörigen Kredite in Höhe von über 600.000 Euro ab. Sie selbst haben von diesem Geld keinen Cent bekommen. Aber sie müssen die Schulden jetzt abzahlen. „Diese Familie ist unverschuldet durch einen skrupellosen Betrüger in Not geraten und hat jeden Glauben in Gerechtigkeit verloren“, sagt eine Bekannte.
Monat für Monat zahlt die Familie eine horrende Summe ab: Die monatlichen Raten betragen insgesamt 2.890 Euro. Enttäuscht ist man auch von der Bank. „Es haben weder Banktermine noch Risikoprüfungen oder persönliche Treffen mit dem Banker zur Identifikation stattgefunden.“
Kind verleugnet
Als erstes Misstrauen aufkam, folgten Lügen und Ausreden. „Nichts ahnend war die Familie plötzlich hoch verschuldet und der inzwischen frisch gebackene Vater zeigte sich nur noch selten“, berichtet die Bekannte. Die Dimension des Betrugs flog erst auf, als der Immobilienmakler im März 2025 inhaftiert wurde.
Vor Gericht hatte der Angeklagte bei der Angabe seiner persönlichen Verhältnisse dieses vierte Kind unterschlagen – zur Empörung des Großvaters, der als Zuhörer im Gerichtssaal war. Aber auch die anderen drei Söhne hat er gern einmal verschwiegen: Einem Betrugsopfer gegenüber behauptete er, er sei kinderlos. Als sie die drei Buben und die Kindsmutter zufällig traf, behauptete der Immobilienmakler, es handle sich um seine Cousine und deren Kinder.
Spendenaufruf für Betrugsopfer
Über diesen Link bei der Plattform Gofundme kann gespendet werden, auch über Kleinbeträge freut sich die Betroffene sehr. Die Abwicklung übernehmen Freunde, OberpfalzECHO ist der Fall im Detail bekannt.
Wie so viele der Opfer hat auch dieses Betrugsopfer einen Anwalt eingeschaltet, um vielleicht doch noch an Geld zu kommen. „Das ist fast zwecklos. Die Aussicht auf Erfolg ist verschwindend gering“, so die Bekannte. Der Insolvenzverwalter bezifferte den Schuldenstand vor Gericht auf 3,6 Millionen Euro und die Zahl der Gläubiger auf 58.
Die psychische Belastung für die betrogene Frau sei enorm, schildert ihre Bekannte. Scham, Schuld – alles Gefühle, die eigentlich den Angeklagten bedrücken sollten, lasten auf der allein erziehenden Mutter. Die Freundin hofft, dass Menschen mit Herz auch mit Kleinbeträgen ein wenig weiterhelfen können. Bisher ist die Resonanz eher „mau“. Zu oft falle der Satz: selber schuld. Die Freundin sieht das anders: „Ihr Leben wurde durch eine hinterhältige Täuschung zerstört, ihr Vertrauen skrupellos ausgenutzt.“
Anklage gegen mögliche Beihelferin abgelehnt
Die Staatsanwaltschaft Weiden hat Anklage gegen eine mutmaßliche Beihelferin des 45-jährigen Immobilienmaklers erhoben. Über ihr Konto liefen teilweise hohe Summen. Zum Prozess gegen die frühere Lebensgefährtin des Verurteilten kommt es allerdings nicht. Das Amtsgericht Weiden hat das Hauptverfahren nicht eröffnet. Die Entscheidung fiel letzte Woche. Es läuft eine Beschwerde der Staatanwaltschaft.
Wie Matthias Bauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden, mitteilt, sind weitere Ermittlungsverfahren gegen weitere mögliche Beihelfer noch nicht abgeschlossen.