OTH Amberg-Weiden
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Mittags geschnappt – abends munter weiter geklaut: dreiste Diebstahlserie vor Gericht

Weiden. Vor dem Weidener Amtsgericht mussten sich drei tschechische Staatsbürger wegen mehrerer Diebstähle verantworten. Ein Angeklagter war besonders dreist.

Mittags geschnappt – abends munter weiter geklaut: dreiste Diebstahlserie vor Gericht

Schwerer gewerbsmäßiger Diebstahl
Eine rote Akte bei Gericht deutet auf einen Strafprozess hin. Drei tschechische Staatsbürger mussten sich vor dem Amtsgericht wegen schwerem gewerbsmäßigen Bandendiebstahls verantworten. Foto: Martin Stangl

Vor dem Weidener Schöffengericht unter Vorsitzendem Richter Hans-Jürgen Schnappauf stand schwerer gewerbsmäßiger Bandendiebstahl (StGB § 244a) zur Verhandlung an. Drei tschechische Staatsbürger kauften Anfang Dezember 2024 in Weiden “bargeldlos” ein. Besonders dreist: Einer der Diebe wurde mittags geschnappt, setzte aber unbeeindruckt die Straftaten am Abend fort.

Zum Diebstahl in Weiden aus Tschechien angereist

Staatsanwältin Susanne Pamler hatte eine sehr eindeutige Anklage formuliert. Der zufolge saßen zwei Männer und eine Frau aus Tschechien auf der Anklagebank. Mit je einem Verteidiger und zwei Dolmetscherinnen ergab sich für Prozessbeobachter ein beeindruckendes Bild.

Der Vorwurf: Am 7. Dezember 2024 reiste das Trio aus Tschechien nach Weiden, um eine beeindruckende Diebstahlserie zu starten. Diese begann zunächst in der Innenstadt. Einer der Angeklagten wurde in einer Parfümerie beobachtet, wie er mehrere hochwertige Parfüms in einer extra präparierten Tasche verschwinden ließ.

Ein Zeuge informierte die Filialleitung, die wiederum die Polizei herbeirief. Die Polizeibeamten protokollierten den Diebstahl und nahmen eine Strafanzeige auf. Nach dem Abschluss der Polizeiaktion händigten die Beamten der Filialleitung die gestohlenen Flacons aus. Dem Dieb gaben sie – ganz korrekt – die mit Aluminiumfolie ausgekleidete Tasche zurück.

Ein Diebstahl reichte nicht

Vom Großparkplatz fuhr der Tscheche zusammen mit zwei weiteren Personen zum nächsten Tatort. Diesmal war es ein Verbrauchermarkt in der Unteren Bauscherstraße. Der Anklageschrift von Staatsanwältin Susanne Pamler zufolge, ließ es das Trio dort richtig krachen. Schuhe, Lebensmittel, Kopfhörer und andere Gegenstände verschwanden in großen – ebenfalls präparierten – “Einkaufstaschen”. Damit wollten sie das Diebstahlsystem des Einkaufsmarktes austricksen.

Zwischen den einzelnen Diebstählen verstauten sie die geklauten Sachen im Auto. Nicht gerechnet hatten sie jedoch damit, dass sie längst auf dem Radarschirm der Polizei waren. Diese schnappte sich nach einer gewissen Beobachtungszeit das Trio. Ein Gericht ordnete sofort Untersuchungshaft an.

VGN Nürnberg – Phase1
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Insgesamt entstand nach Angaben eines Polizeibeamten ein theoretischer Schaden von über 3.100 Euro. Dank des Einsatzes der Polizisten konnten aber die im Auto aufgefundenen Gegenstände den geschädigten Geschäften zurückgegeben werden.

Richter spricht von besonderer Dreistigkeit

Nachdem die drei Angeklagten infolge eines Rechtsgesprächs zwischen dem Schöffengericht und den Strafverteidigern Matthias Haberl, Johannes Zintl und Rouven Colbatz die Diebstahlserie vollumfänglich einräumten, konnte das Verfahren wesentlich abgekürzt werden.

Lediglich der Sachbearbeiter der Kriminalpolizei wurde zur Sache befragt. Dieser bestätigte exakt die Vorwürfe der Staatsanwältin. Das Gericht hatte angesichts der Beweislage keinerlei Zweifel an den zur Last gelegten Diebstählen und sprach von schwerem gemeinschaftlichen Bandendiebstahl.

Der bereits am Mittag des Tattages erwischte Angeklagte erhielt wegen seiner “Unverfrorenheit” (O-Ton Hans-Jürgen Schnappauf) eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und elf Monaten. Die beiden anderen wurden mit einem Jahr und acht Monaten Freiheitsentzug bestraft. Alle Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt.

Als Begründung nannte das Gericht, dass sich vor allem die halbjährige U-Haft sowie die nach Aussetzung des Haftbefehls freiwillige Anreise aus Tschechien strafmildernd auswirke.
Nach der Urteilsbegründung redete Richter Hans-Jürgen Schnappauf den Verurteilten sehr deutlich ins Gewissen: “Wenn Sie nochmals straffällig werden, dann können Sie mit keiner Milde mehr rechnen.”

Kommentar: Beeindruckend – eine 6. Klasse der Mittelschule Altenstadt/WN. und ihr Lehrer

Einen nicht alltäglichen Schultag erlebten fünfundzwanzig Schülerinnen und Schüler aus der 6. Klasse der Mittelschule Altenstadt. Der Klassenleiter hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Jugendlichen nicht nur trockenen Paukstoff zu vermitteln, sondern auch das “echte Leben” nahezubringen. Dafür gebührt Lehrer Sebastian Bäumler ganz große Anerkennung. Diese Anerkennung gebührt ebenfalls Staatsanwältin Susanne Pamler und Richter Hans-Jürgen Schnappauf.
In den Verhandlungspausen erklärten sie sehr sympathisch den Schülern, die sich für den Gerichtsbesuch extra in Schale geworfen hatten, die Abläufe der Verhandlung. Fragen waren erlaubt und wurden gerne beantwortet. Wichtig war den Juristen vor allem die Warnung an die Schulklasse, keinesfalls Nacktbilder, rechtsradikales Gedankengut oder andere strafwürdigen Inhalte mit dem Handy zu verbreiten.

Ein Beispiel für wertvolle Lebensertüchtigung, das Schule machen sollte.
Bravo, Herr Lehrer! Note 1 mit Stern!


Martin Stangl