Prozess gegen mutmaßlichen Grabräuber - Amberg, Vohenstrauß und Wiesau betroffen
Prozess gegen mutmaßlichen Grabräuber - Amberg, Vohenstrauß und Wiesau betroffen
Neben den Tatorten in der Oberpfalz umfasst die Anklage auch zwei Raubzüge im Bereich Aschaffenburg. Insgesamt wurden über 300 Gräber angegangen. Konkret hatten es die Täter auf Kupferdächer und -rinnen sowie Grabgegenstände aus Bronze abgesehen. Die sakralen Gegenstände – wie Engelsfiguren oder Madonnen – wurden brachial herausgebrochen. Der Weidener Kripochef Andreas Schieder vermisste “jeglichen Respekt vor dem Friedhof” (“Oberpfälzer Polizei meldet Ermittlungserfolg: Mutmaßliche Grabschänder gefasst”).
Der Angeklagte (36) mit rumänischer Staatsangehörigkeit war im September 2024 von der Verkehrspolizei Weiden bei einer Kontrolle auf der A93 festgenommen worden. Er befindet sich seither in Untersuchungshaft. Verteidigt wird er von Rechtsanwalt Johann Bund aus Nürnberg.
Großteil des Diebesguts fehlt bis heute
Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei Weiden und Regie der Staatsanwaltschaft Weiden handelt es sich um eine Bande mit mindestens vier Beteiligten. Angeklagt ist schwerer Bandendiebstahl – in Tateinheit mit Störung der Totenruhe. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass mit den Raubzügen auf Friedhöfen der Lebensunterhalt finanziert wurde. Die Beute wurde an Dritte weiterverkauft. Bis heute bleibt ein Großteil des gestohlenen Grabschmucks verschwunden. Nur in Wiesau, wo die Täter gestört wurden, konnte das Diebesgut an die Trauernden zurückgegeben werden.
Die Taten ereigneten sich im Zeitraum von Dezember 2023 bis September 2024. Bereits im Winter waren die Friedhöfe Hösbach und Kleinostheim angegangen worden. Hier standen die Kupferdächer noch im Vordergrund. In Hösbach montierten die Täter 50 Quadratmeter Kupferdach ab. In Kleinostheim waren es die Kupferpaneelen der Aussegnungshalle.
Madonnen und Engel, dazu 125 Laternen für Soldaten
Im Frühjahr erfolgte dann der erste Raubzug auf einem Oberpfälzer Friedhof in Vohenstrauß. Im März 2024 waren von 62 Gräbern Gegenstände gestohlen worden. Es fehlten Engel, Madonnen, Grabschalen und Vasen aus Bronze, teils brutal herausgebrochen.
Übel hausten die Täter auf dem Katharinenfriedhof in Amberg. Auch der jetzt Angeklagte soll dabei gewesen sein, als im August 2024 insgesamt 124 Laternen von Soldatengräbern gestohlen wurden. Zudem wurden damals von 63 privaten Gräbern sämtliche Bronze-Elemente abmontiert und mitgenommen.
Nach Wiesau war dann endlich Schluss. Hier hatten die Tatverdächtigen das Diebesgut bereitgelegt, wurden aber dann möglicherweise gestört. Insgesamt waren 55 Grabgegenstände aus Kupfer und Bronze schon zum Abtransport bereit gelegt gewesen.
Strafe zwischen 5 Jahre 9 Monate und 6 Jahre 9 Monate
Nach einem Verständigungsgespräch stellte die Strafkammer im Fall eines Geständnisses ein Strafmaß zwischen 5 Jahre 9 Monate und 6 Jahre 9 Monate in Aussicht. Verteidiger Bund kündigte ein Geständnis per Verteidigererklärung an – ohne weitere Auskünfte über die Hintergründe. Er führte ins Feld, dass der 36-Jährige in Haft einen Herzinfarkt erlitten habe. Der Angeklagte selbst – ein klein gewachsener Rumäne mit kahl geschorenem Schädel – schien nicht sonderlich zufrieden mit der Strafhöhe, fügte sich aber dem Rat seines Anwalts.
Für die Strafkammer mit Vorsitzendem Richter Peter Werner wog zum einen die Schadenshöhe, aber auch der große emotionale Schaden schwer. Zudem sei der Rumäne erheblich vorbestraft. Nur der gescheiterte Diebstahl in Kleinostheim wurde eingestellt.
Als Zeugen wurden Mitarbeiter der betroffenen Friedhöfe und ein Steinmetz gehört. Es sind noch zwei Verhandlungstage eingeplant.




