Genusspunkte
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Die Naab brennt – aber heuer nur auf kleiner Flamme

Neustadt/WN. Als sich die Dämmerung langsam über die Freizeitanlage Gramau senkte, schimmerte die Waldnaab in geheimnisvollem Licht. Doch das traditionsreiche Spektakel „Die Naab brennt“ zeigte sich in diesem Jahr eher zurückhaltend und das nicht nur, weil der Himmel leichten Regen schickte. Trotz Nieselregen, nasser Wiese und abgesagtem Feuerwerk, die Neustädterinnen und Neustädter ließen sich die Feierlaune nicht verderben.

Die Naab brennt – aber heuer nur auf kleiner Flamme

„Wir haben gehofft, gebangt und schließlich das Beste draus gemacht“, sagt Jürgen Trescher, Vorsitzender des Neustädter Faschingszug e.V. „Es ist schade, aber das Wetter können wir halt nicht beeinflussen, gut, dass es die Anfangsstunden ausgehalten hat.“ Dabei hatte alles am Nachmittag noch ganz unbeschwert begonnen. Beim Kinderfest auf dem Gelände der Freizeitanlage war Lachen zu hören, der Duft von Zuckerwatte und frischem Dotsch lag in der Luft, und verschiedene Spiele bewältigten die kleinen Gäste.

„Dotsch mit Apfelmus, das ist erstmals ein Renner“, ruft Sandra, die gemeinsam mit Corinna als „Dotschqueen“ am heißen Oel standen. Die beiden Frauen kommen kaum nach, ihre kross gebackenen Kartoffelfladen über die Theke zu reichen. „Heute haben wir neben Apfelmus auch Joghurt dazu angeboten, voll der Hit“, ergänzt Corinna, während sie mit geübtem Schwung den nächsten Dotsch wendet. Am Grill schwitzten die Helfer trotz kühlem Wetters. Steaks, Käsekrainer, Bratwürste, für jeden Geschmack war etwas dabei. Während sich die Pavillons langsam füllten, blieben Tische und Bänke im Freien weitgehend verwaist.

Foto: Reinhard Kreuzer
Foto: Reinhard Kreuzer
Foto: Reinhard Kreuzer
Foto: Reinhard Kreuzer

Je näher der Abend rückte, desto mehr Spannung lag in der Luft. Die Gäste drängten sich an den Rand der Naab, viele sicherten sich vorher die besten Plätze auf der kleinen Brücke oder am Ufer. Die Silberscheiben sorgten für musikalische Untermalung, DJ MFlow brachte mit einer Mischung aus Klassikern und Partysongs Unterhaltung unter die Besucher. Dann endlich der Höhepunkt: „Die Naab brennt!“ – Der Ruf ging durch die Menge, die Blicke wanderten zum Wasser.

Julian Kuttner, der 3. Vorsitzende des Vereins, übernahm wie in den Vorjahren das Entzünden der Feuerstellen im Fluss. Barfuß stapfte er entschlossen durch das knietiefe Wasser zur kleinen Landzunge. Unter Applaus zündete er mithilfe eines Gasflammenwerfers die in Blechfässern geschichteten Holzscheite. Flammen loderten empor, spiegelten sich in der dunklen Wasseroberfläche. Auf der Brücke flackerten Fackeln, leuchteten rot und gelb in der Nacht.

„Trotz Regen – das hier ist einfach Magie“

„Das ist einfach ein Gänsehautmoment“, flüstert eine Besucherin, während sie ein Foto vom Feuerschein macht. „Trotz Regen – das hier ist einfach Magie.“ Doch auf den krönenden Abschluss, das große Feuerwerk, mussten die Besucher dieses Jahr verzichten. „Sicherheit geht vor“, verkündete Jürgen Trescher später vom Mikrofon aus. „Wir wollten kein Risiko eingehen, auch wenn’s uns allen leid tut.“ Die Pyrotechnik blieb verpackt, zu groß die Gefahr bei nassem Gelände und unstetem Wind.

Statt Raketen knallten nun Beats über das Gelände. DJ MFlow legte nach und mischte Mallorca-Hits, 70er-Klassiker und aktuelle Chartstürmer zu einer tanzbaren Playlist. Noch bis Mitternacht wurde geschunkelt, gelacht und getanzt – trotz leichtem Regens. „Es war anders – aber schön“, meinte eine Besucherin zum Abschied. Und vielleicht liegt genau darin der Zauber dieses Abends: Dass auch auf kleiner Flamme etwas ganz Großes brennen kann.

VGN Nürnberg – Phase1
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