Paulusbrunn lebt in Comics weiter: Erinnerungen neu entdeckt
Paulusbrunn lebt in Comics weiter: Erinnerungen neu entdeckt
Mit sachlicher Ruhe und zugleich spürbarer Emotionalität eröffnete am 2. Juni im Maria-Seltmann-Haus in Weiden eine ungewöhnliche Ausstellung unter dem Titel “Paulusbrunn und seine Geschichte in Comics”. Die Ausstellung, die von der deutsch-tschechischen Arbeitsgemeinschaft Paulusbrunn-Bärnau organisiert wurde, zielt darauf ab, die Erinnerung an das verschwundene Dorf Paulusbrunn, das einst an der Grenze zur Oberpfalz lag und nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöscht wurde, wachzuhalten.
Eröffnungsreden mit Tiefgang
Rainer Christoph, Leiter und Veranstalter, begrüßte zu Beginn der Vernissage die Anwesenden, darunter den Ehrenvorsitzenden Günther Magerl vom Heimatring Weiden. Christoph hob in seiner Ansprache hervor: “Paulusbrunn existiert nicht mehr auf der Landkarte, aber in den Erinnerungen vieler lebt es weiter. Unsere Comics sind ein Versuch, diese Erinnerungen sicht- und fühlbar zu machen.” Auch Susanne Meichner, Leiterin des Maria-Seltmann-Hauses, betonte die Einzigartigkeit der Veranstaltung: “Es gab hier noch nie eine Ausstellung, die sich so eindrucksvoll einem untergegangenen Ort widmet. Paulusbrunn war real, es ist verschwunden, aber nicht vergessen.”
Die Kraft der Comics
Die Entscheidung, die Geschichte von Paulusbrunn in Comic-Form zu erzählen, wurde bewusst getroffen. “Comics haben die Kraft, Menschen emotional zu erreichen, ohne sich dokumentarisch zu überheben. Sie vermitteln historische Wahrheiten durch persönliche Perspektiven”, erklärte Christoph. Diese Herangehensweise ermöglicht es, das komplexe Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen über mehrere Jahrhunderte hinweg lebendig zu machen – ein geschichtlicher Bogen von der friedlichen Koexistenz bis zu den Spannungen des 20. Jahrhunderts.
Eindrucksvolle Themen und Geschichten
Die Ausstellung zeigt Szenen aus dem Alltagsleben in Paulusbrunn, religiöse Bräuche und das Leid der Vertreibung nach 1945. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung der letzten Beerdigung eines Dorfbewohners – ein symbolträchtiger Abschied von einem Ort, der in der physischen Welt nicht mehr existiert. Durch die Arbeiten deutscher und tschechischer Künstler gewinnt die Ausstellung an Vielfalt und zeigt eindrucksvoll, wie Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden kann.
Publikation und Austausch
Begleitend zur Ausstellung wurde eine Publikation veröffentlicht, die die Geschichten zusammenfasst und mit historischen Hintergründen anreichert. Christoph betont: “Unser Ziel ist nicht nur die Dokumentation – wir möchten die Menschen zum Nachdenken bringen. Über Grenzen hinweg.” Die Vernissage bot vielen Besuchern die Möglichkeit, sich mit den Organisatoren und anderen Gästen auszutauschen, wobei einige von persönlichen Verbindungen zu Paulusbrunn berichteten. Die Ausstellung ist bis zum 13. Juni zu den regulären Öffnungszeiten des Maria-Seltmann-Hauses zugänglich und stellt einen bedeutenden Beitrag zur Erinnerungskultur dar, indem sie vergangene Ereignisse aus menschlicher Perspektive erfahrbar macht.
Dieses stille Kapitel europäischer Geschichte wird durch die Ausstellung “Paulusbrunn und seine Geschichte in Comics” lebendig und erinnert eindrucksvoll an die Bedeutung von Erinnerung und Gedenken.




