
Wettersegen, Naturgewalten und der scharfe Blick des Augustin Klier auf das Wetter der Pfarrei Kastl

Wettersegen, Naturgewalten und der scharfe Blick des Augustin Klier auf das Wetter der Pfarrei Kastl
In der Nordoberpfalz liegt ein kleines Dorf namens Kastl, das eine bemerkenswerte Tradition pflegt – den Wettersegen. Dieses Gebet, eine Mischung aus Bauernweisheit und christlicher Hoffnung, wird bis heute in der Pfarrei gesprochen, besonders wenn sich Unwetter ankündigen. Es bittet um Schutz vor Unwetter und um ein gedeihliches Wetter für fruchtbare Felder und eine gute Ernte. “Gott, der allmächtige Vater, segne euch und schenke euch gedeihliches Wetter; er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von euch fern,” lautet ein Teil des Segens.

Der Rauhe Kulm – Wächter über das Wetter
Kastl ist Heimat eines alten Naturdenkmals, des Rauhen Kulms, ein markanter Basaltkegel, den die Einheimischen als “Wetterteiler” betrachten. Ein Spruch, der von Generation zu Generation weitergegeben wird, sagt: „Da Kulm loud nix einer, loud oba a nix assi.“ Mit anderen Worten, der Kulm lässt weder Gewitter noch Regen durch, was sowohl Schutz als auch Herausforderung bedeuten kann. Die Einheimischen, gestärkt durch jahrhundertelange Beobachtung, sehen in ihm eine natürliche Barriere, die manchmal dringend benötigten Regen abhält, aber auch schützend gegen Unwetter wirkt.
Die Chroniken des Augustin Klier
Augustin Klier, ein Prämonstratenser-Chorherr, war von 1792 bis 1798 Pfarradministrator in Kastl und hielt akribisch das Wetter und dessen Auswirkungen auf die Gemeinde fest. Seine Aufzeichnungen bieten ein einzigartiges Fenster in eine Zeit, in der das Wetter einen unmittelbaren Einfluss auf das Leben und Überleben hatte. “Dieses Jahr war ein gutes, richtig gesegnetes Jahr – nur an Obst war Mangel,” schrieb er in einem Jahr des Dramas zwischen Sturm, Dürre und der Fürbitte des heiligen Donatus, des Schutzpatrons gegen Unwetter.
In seinen Berichten erzählt Klier von verheerenden Stürmen, von Dürren, die die Felder verdorren ließen, und von der tiefen Frömmigkeit der Menschen, die in diesen Zeiten Zuflucht in Gebet und Segen suchten. Es zeigt eine Gemeinschaft, deren Leben eng mit den Launen der Natur verknüpft war. Seine Schilderungen enden im Jahr 1798, als er zurück ins Kloster Speinshart ging.
Lehren aus der Vergangenheit
Die Chroniken Augustin Kliers sind mehr als nur historische Aufzeichnungen; sie sind Zeugnisse einer Zeit, in der das Wetter und der Glaube zentral für das Gemeinschaftsleben waren. “Und dass Glaube mehr war als Zeremonie – er war eine Antwort auf Angst.” Dieser Satz aus Kliers Aufzeichnungen mag auch heute noch eine wichtige Erinnerung darstellen. In einer Zeit, in der die Menschheit nach wie vor vor großen Herausforderungen durch das Wetter und klimatische Veränderungen steht, erinnert uns Kliers Werk daran, dass Demut, Glaube und die Gemeinschaft wichtige Säulen im Umgang mit den Launen der Natur sind.