
Das Königlich-Bayerische Amtsgericht tagte in Eslarn

Das Königlich-Bayerische Amtsgericht tagte in Eslarn
Zum Heimatfest ließ sich die Kolpingsfamilie mit dem Lohmeier-Einakter “Die heiligen drei Madln” als Ausklang zum Markttreiben etwas Besonderes einfallen. Bereits vormittags hatten sich die Kolpingsschwestern und -brüder mit Interessierten zu einer Fußwallfahrt vom Fahrenberg nach Eslarn aufgemacht. Am Abend folgte die Theateraufführung.

Der Sitzungssaal wurde auf die Bühne vor dem Rathaus verlegt, wo sich zahlreiche Zuschauer versammelten, und die Amtsgerichts-Polka die Verhandlung eröffnete. Das Soufflieren übernahm Jasmin Härtl und die technische Anlage mit Headset und Lautsprecher stellte die Anton-Bruckner-Musikschule zur Verfügung. Für die Technik zeichnete Thomas Härtl verantwortlich.
Ein zeitlos schöner Klassiker
Das war noch eine gute alte Zeit in Bayern, der Prinzregent hat noch regiert, das Bier war noch dunkel, die Burschen schneidig und die Dirndl sittsam (…) und für Gerechtigkeit sorgte das Königlich-Bayerische Amtsgericht. “Bei dem Delikt handelt es sich nicht nur um verletzte Körperteile, sondern um eine insgesamt schwer mitgenommene Ehehälfte”, fügte Prologsprecher Christian Hammerl an.
Der Wachtmeister Karl Schaller führte die Angeklagten, drei “kräftige” Frauen um die Fünfziger dem Gericht vor. Leicht hatte es der Richter mit Fanny Abstreiter (Karola Kleber), Walli Brandl (Maria Wazl) und Maria Ingerl (Michaela Bösl) nicht. “Niemals nie darf eine Frau gegen ihren Mann die Hand aufheben. Niemals nicht”, so Zeuge Ludwig Ingerl (Alexander Werner).
Nach gegenseitigen Schuldzuweisungen betrat der Richter die Bühne, in dessen Rolle Pfarrer Udo Klösel aus Moosbach geschlüpft war. Die Rolle als Schreiber übernahm Karl Schmid. Der Geschädigte Bartholomäus Kölbl (Stefan Hammerl) erscheint mit Verbänden am Kopf und mit dem Arm in der Schlinge. Laut der medizinischen Untersuchung durch den Bader hatte der Verletzte zudem “ein Löcherl im Kopf”, blaue Körperflecken und eingedrückte Rippen. “O je, da fehlts ja weiter wie ich gedacht habe, es ist mir eine Ehre, gegen Sie dieses Verfahren eröffnen zu dürfen”, so der Richter zu den Damen. Nach der Augenscheinnahme versprach der Richter ein “hartes Urteil”.
Auf die Frage, ob die Angeklagten verheiratet sind, kamen die Antworten: Verheiratet ja, aber nicht gut und mein Unglück hockt draußen als Zeuge. Nach einer Prise Schnupftabak fragte der Richter den Geschädigten, wie die Damen ihn mit Schlägen so zurichten hätten können. “Mei, weil ich halt ein rechter Sauhund gewesen bin, allerweil betrunken. Bitteschön, Herr Rat, ich verzeihe den Damen alle erlittenen Schläge, ich möchte mich ernsthaft bessern”, so die Zwischenrede des Verletzten. Weil die angeklagten Frauen immer wieder das Wort ergriffen, drohte Richter Klösel eine Ordnungsstrafe an. “Der Richter ist halt auch ein Mann.”
“Im Namen des Gesetzes trink”
Darauf mahnte der Richter Respekt vor der Gerechtigkeit und seiner Majestät, seiner Königlichen Hoheit, dem Herrn Prinzregenten an. “Wenn mir die Heilige Katharina nicht geholfen hätte mit ihren Gefährtinnen, der Heiligen Barbara und der Heiligen Margaret, na dann wäre ich noch das gleiche arme Trutscherl wie letztes Jahr.” In der Verhandlung kam heraus, dass ein Schürhaken für die Verletzungen schuld sein soll. “Frau Kölbl, haben Sie den ganzen heiligen Überfall mit den drei Madln vorher besprochen”, fragte der Richter. Als die Ehefrau des Geschädigten leichtsinnig mit “Das schon” beantwortete, sah Richter Klösel die Tat als bewiesen an und sprach das Urteil. “Im Namen seiner Königlichen Hoheit, des Herrn Prinzregenten, ergeht folgender Spruch: Die drei Angeklagten zahlen je fünf Mark in die hiesige Armenkasse. Außerdem bringen sie durch gutes Zureden den Geschädigten Herr Kölbl wieder in ein Gasthaus. Damit ist die Sitzung geschlossen.”
Nach Abschluss winkte der Richter der Kellnerin Manuela Klug und bat um eine Maß Bier, die er an Kölbl weiterreichte. “Im Namen des Gesetzes trink.” Erst als seine Frau einen Schluck genehmigte, traute sich Kölbl und alle stießen auf die gelungene Aufführung an.