Ein kleiner Cézanne: Stefan Ullrich im Kaffeekollektiv
Ein kleiner Cézanne: Stefan Ullrich im Kaffeekollektiv
Wer glaubt, Landschaftsporträts seien langweilig, kann sich beim Betrachten der Bilder von Stefan Ullrich vom Gegenteil überzeugen lassen. Elf Landschaften und ein Interieur stellt er aktuell im Kaffeekollektiv aus. Die Ausstellung eröffnete der in Weiden praktizierende Zahnarzt in seiner Geburtsstadt Neustadt im Rahmen einer sehr gut besuchten Vernissage mit einem lockeren Artist-Talk.
Auf Fragen von Kunsthistorikerin Silke Winkler erzählte der Autodidakt über sich selbst, seine Leidenschaft zum Malen und nahm dabei seine ausgestellten Werke unter die Lupe. „Ich male aus dem Bauchgefühl heraus“, bekannte er.
Als Kind sei er mit dem Geruch von Ölfarben in der Nase aufgewachsen, da sein Vater Manfred ebenfalls Maler ist. So habe er bereits in seiner Kindheit mit dem Malen begonnen. Dem in der Kunst mit vielen Vorurteilen behafteten Metier Landschaftsmalerei widmet er sich, weil man hier die Menschen nicht beeindrucken kann. Das möchte er auch nicht. Er will vielmehr den Betrachter mental berühren, mit der Landschaft und der Stille.
Draufgänger in Sachen Farbe
Seine Landschaften wie zum Beispiel das Naturdenkmal Doost stellen keine 1:1 Reproduktion der Realität dar, sondern sind angefüllt mit Erinnerungen an einen Besuch oder Aufenthalt in seiner Kindheit. In farblicher Hinsicht bezeichnete Winkler ihn als „echten Draufgänger“. Er kombiniert Farben, die rein theoretisch nicht zusammengehören.
Orange steht neben Pink und Türkis trifft auf Gelb. Vor einer Baumgruppe im Sonnenlicht liegt ein Feld in Magenta. Ullrich hat aber die Fähigkeit, disharmonische Farbkontraste im Gesamtbild zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen. „Ich habe kein Konzept. Die Farbe entscheidet das Bild irgendwann selbst und dann kommt der Magic Moment“, gesteht er.
Die Räume zwischen den Objekten
Beim Malen steht er in der Landschaft und betrachtet diese nicht aus der Distanz. Ihm geht es dabei nicht um den Baum, das Objekt, das Dekorative an sich, sondern ihn interessieren die Räume dazwischen. „Da muss man sich in das Bild hinein arbeiten“. Im Bild „Familiengruppe im Grünen“, das unter der Eisenbahnbrücke an der Waldnaab mit Blick auf den ehemaligen Neustädter Bahnhof entstand, setzte er den Fokus auf Natur und Familie, Dinge, die für ihn einen hohen Stellenwert haben.
Winkler bezeichnete Ullrich als „kleinen Cézanne“, der seine Landschaften auf ihre einfachen Grundformen reduziert. „Doch du gehst noch einen entscheidenden Schritt weiter, indem du mit unterschiedlichen Strukturen spielst“. Am Ende riet der Maler den Besuchern der Vernissage, das Bild aus der Distanz zu betrachten, es länger auf sich einwirken zu lassen und Emotionen zuzulassen.
Die Bilder von Stefan Ullrich sind noch bis Anfang Oktober im Kaffeekollektiv ausgestellt.
Zur Person Stefan Ullrich
Geboren 1966 in Neustadt/WN
Zahnarzt in Weiden
Malt seit seiner Kindheit, stark beeinflusst von seinem Vater Manfred, früher Porträtmaler, heute abstrakter Expressionist
Hat sich der Landschaftsmalerei verschrieben
Ist Mitglied im Oberpfälzer Kunstverein (OKV) sowie im Kunstverein Weiden und im Oberpfalzverein, AK Kunst Weiden
Internationale Ausstellungen bereits in Pilsen, bei London Art Fair, bei Art Miami in den USA
Kuratiert von der Galerie Arte Globale Limited, eine Kunstgalerie in London







