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Regensburger Filmemacher: Sucht-Drama aus Sicht eines Kindes

Regensburg/Tirschenreuth. Zwischen Flucht und Verantwortung: Der Regensburger Regisseur Lars Smekal rückt in seinem autobiografischen Kurzfilm „Erinnerungen an eine vergessene Kindheit“ das Tabuthema Sucht im Elternhaus ins Licht der Öffentlichkeit.

Regensburger Filmemacher: Sucht-Drama aus Sicht eines Kindes

Aus Lars Smekals autobiografischem Kurzfilm „Erinnerungen an eine vergessene Kindheit“. Quelle: Mapp Media

Ein Junge, ein leerer Blick, das Flimmern eines Spielautomaten – so beginnt „Erinnerungen an eine vergessene Kindheit“, der autobiografisch gefärbte Kurzfilm des Regensburger Regisseurs Lars Smekal. Im Mittelpunkt: Der elfjährige Niklas, zerrissen zwischen der Pflicht, seine alkoholkranke Mutter zu unterstützen, und dem Wunsch, dem zerstörerischen Familienkosmos zu entkommen. Über allem steht die Frage: Gehen oder bleiben?

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Was sich wie die Essenz einer Coming-of-Age-Dramaturgie liest, ist für Smekal weit mehr als Fiktion: „Der Film basiert auf meiner eigenen Geschichte. Ich bin selbst mit alkohol- und spielsüchtigen Eltern aufgewachsen“, sagt er. Dass aus dem Schmerz ein Film wurde, war für ihn kein Selbstzweck, sondern ein Akt gesellschaftlicher Aufklärung. Ein Herzensprojekt, das ein zumeist verdrängtes Thema in die mediale Debatte katapultieren will.

Ein europäischer Humanist mit Regensburger Wurzeln

Der heute in Mainz lebende Filmemacher, Jahrgang 1990, sieht sich als Geschichtenerzähler im Dienst der Unsichtbaren. Ob Sucht, Einsamkeit im Alter oder Menschenhandel – Smekals Themen kreisen um Menschen, deren Schicksale oft im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung liegen. Und sie kreisen um Europa: Vier internationale Austauschprojekte führten ihn nach Frankreich, Belgien, Polen und die Ukraine. „Ich verstehe mich als Europäer“, sagt Smekal, dessen Familie Wurzeln im schlesischen Raum hat – Polnisch spricht er auf A2-Niveau.

An der Universität Regensburg studierte er Kunstgeschichte, Germanistik und Vergleichende Kulturwissenschaften, seine Abschlussarbeit verfasste er über Wes Andersons Grand Budapest Hotel – ein filmisches Panorama des europäischen Exils. Schon früh verband Smekal kulturwissenschaftliche Tiefenschärfe mit gesellschaftspolitischer Haltung: Für sein Engagement erhielt er 2018 das Deutschlandstipendium, 2021 folgten die Filmförderung aus Rheinland-Pfalz und ein Stipendium des Bundesprogramms „Im Fokus – 6 Punkte für Kultur“.

Der Preis des Schweigens

Dass sein Masterabschlussfilm mit Mitteln der HessenFilm und Medien gefördert und in San Diego als Bester Drama-Kurzfilm ausgezeichnet wurde, ist ein Erfolg – und zugleich Auftrag. Denn Smekal weiß aus eigener Erfahrung, wie still das Leid hinter verschlossenen Wohnungstüren ist. Etwa 2,6 Millionen Kinder in Deutschland wachsen nach Angaben von Experten mit suchtkranken Eltern auf – viele von ihnen schweigend.

„Dieses Thema müsste viel präsenter sein in den Medien“, fordert der Regisseur. Sein Film tut genau das: Er schenkt Niklas – und damit auch dem kleinen Lars – eine Stimme. Eine, die vielleicht andere Kinder in ähnlichen Situationen ermutigt, ihre eigene zu erheben.

Lars Smekal: Stationen eines Regisseurs mit Haltung

Im Rahmen der Präventionsarbeit zum Thema Kinder aus suchtbelasteten Familien lädt Lars Smekal gemeinsam mit KISS (Selbsthilfe in Stadt- und Landkreis Regensburg) zur Filmvorführung des mehrfach preisgekrönten Films „Erinnerungen einer vergessenen Kindheit“ ein, bei der er persönlich in seiner Heimatstadt Regensburg anwesend sein wird. Im Anschluss an die Vorführung findet ein offenes Gespräch statt, das von Gabriel Fieger (Arbeitskreis Film Regensburg e. V.) moderiert wird.

  • Datum: Dienstag, 29. Juli 2025
  • Uhrzeit: 19 Uhr
  • Ort: Raum für Kultur – M26, Maximilianstraße 26, Regensburg
  • Eintritt: frei.

Zur Person

  • Geboren 1990 in Regensburg, lebt heute in Mainz
  • Ausbildung Bachelor in Kunstgeschichte/Germanistik/Kulturwissenschaften (Uni Regensburg), Master „Zeitbasierte Medien“ (Hochschule Mainz)
  • Themen Sucht im Elternhaus, Einsamkeit, Menschenhandel, diskriminierte Gruppen
  • Filmische Meilensteine
    • „Erinnerungen einer vergessenen Kindheit – Memories of a Forgotten Childhood“: Autobiografischer Kurzfilm, mehrfach ausgezeichnet
    • Die Zeitschenkerin, ein Film zum Thema Ehrenamt im Hospiz zusammen mit Partnerin Katarzyna Karpinska, lief zu Ostern im Fernsehen und ist noch in der Mediathek streambar.
    • „Die versteckten und stillen Schätze des Lebens“: Nominierung Bayerisches Jugendfilmfestival (2013)
  • Publikationen: Buch „Aufzeichnungen eines jungen Dichters“ (2012)
  • Stipendien und Preise: Deutschlandstipendium, Filmförderung Rheinland-Pfalz, Preis in San Diego
  • Besonderes: Mitwirken in ARD, SWR, HR; Kampagne „Zusammen/Wspolnie“ der Deutschen Botschaft Warschau.