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Wolfgang Ambros im Interview: Pläne für den Zentralfriedhof? Wozu?

Schwandorf. Am 29. August tritt Wolfgang Ambros beim Zelt- & Kulturfestival Schwandorf auf – unplugged, pur, reduziert. Im Gespräch mit OberpfalzECHO spricht der 73-Jährige über das Altern, politische Abgründe, leise Töne im digitalen Lärm und seine persönliche Bilanz.

Wolfgang Ambros im Interview: Pläne für den Zentralfriedhof? Wozu?

Wolfgang Ambros, reif für die Schwandorf. Foto: Barbara Nidetzky

Für viele Fans ist jeder Auftritt ein Geschenk, denn der Austropop-Pionier kämpft seit Jahren mit gesundheitlichen Rückschlägen. Wolfgang Ambros ist gezeichnet von Krankheiten, aber unbeirrbar in seiner Haltung: Das Gehen fällt ihm schwer, die Bühne bleibt sein Reich. Mit entwaffnender Ehrlichkeit spricht er über das Altern, den Pazifismus in Zeiten des Krieges und die Frage, ob Lieder die Welt verändern können. Seine Antwort: kleinlaut vielleicht, aber niemals resigniert.

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Im Echo-Gespräch zeigt sich der Austropop-Pionier als grantelnder Charmeur, der nichts beschönigt – weder private Brüche noch politische Abgründe. Ob Zentralfriedhof oder Social-Media-Lärm: Ambros blickt gelassen auf das Ende und zugleich kämpferisch auf die Gegenwart. Ein Interview über Zeit, Haltung und das, was bleibt, wenn die letzte Zugabe verklungen ist.

Lieber Wolfgang Ambros, wie geht es dir heute, wie hast du dich mit dem Altern arrangiert, von dem man sagt, dass es nichts für Feiglinge sei?

Ambros: Na ja – körperlich, das wird nichts grundsätzlich anderes mehr. Es ist, wie es ist, und ich hab‘ mich damit arrangiert. Was auch sonst? Wenn ich damit hadern würde, wär’s ja trotzdem nichts anderes. Mental geht’s mir allerdings gut. Ich genieße es, sehr entspannt Musik zu machen und Leute zu treffen, die mir dabei gerne zuhören. Und wenn ich nicht Musik mache, gibt’s auch immer was zu tun. Mir wird nicht langweilig.

Du räumst ein: „Ich war nicht politisch genug.“ Wenn du auf die multimediale, aber selten analoge Gegenwart blickst – was treibt den kritischen Liedermacher mehr um: der Chor derjenigen, denen die political correctness ein Dorn im Auge ist – oder die Instrumentalisierung der LGBTIQ+*-Poesie durch die Rechtspopulisten, die den Eindruck erwecken, dass sie weniger sagen dürften als in Putins lupenreiner Demokratie?

Ambros: Also – „umtreiben“ ist das falsche Wort. Fassungslosigkeit trifft es eher. Und ich weiß auch nicht, ob man das so scharf trennen kann.

Menschen, die es als Zumutung empfinden, sich so auszudrücken, dass niemand unnötig beleidigt wird, und Menschen, die öffentlich sagen, dass sie öffentlich nichts sagen dürfen, sind ja oft die gleichen.

Wolfgang Ambros
Wolfgang Ambros, reif für die Schwandorf. Foto: Roland Defrancesco

Gegen welchen Mainstream kann sich ein Singer-Songwriter heute stellen, wenn die Hater, die damals den Hofa lynchen wollten, sich als Opfer und Querdenker stilisieren?

Ambros: Ich für meinen Teil habe mich nie grundsätzlich „gegen den Mainstream“ gestellt. Ich hab‘ Begebenheiten oder Beobachtungen aufgegriffen und Lieder draus gemacht. Wenn der Mob den Hofa lynchen will, ist das ja keine Mainstream-Kritik, sondern eher eine Lupe auf eine menschliche Verhaltensweise – wenn man’s denn unbedingt analysieren will.

Wie pazifistisch darf man sein, wenn Diktatoren Kriege führen und andere westliche Führer das stillschweigend tolerieren?

Ambros: Das kann man unmöglich pauschal beantworten. Aber man kann durchaus Gewalt grundsätzlich ablehnen und sich trotzdem gegen einen Angriff wehren oder jemandem helfen, der in Not ist.

Die Entscheidung zur Gewalt trifft ja erst einmal der Angreifer – nicht der, der sich verteidigt.

Wolfgang Ambros

Wie pazifistisch darf man sein, wenn Diktatoren mit Zustimmung von Möchtegern-Diktatoren im Weißen Haus den Überfall auf andere Länder inklusive Völkermords zumindest tolerieren, wenn nicht eigene Überfälle auf Grönland und Kanada vorbereiten?

Ambros: Die Frage, ob man unter diesen Umständen an einem kompromisslosen Pazifismus festhalten kann, stellt sich aus meiner Sicht insofern nicht, als Pazifismus höchstens theoretisch kompromisslos ist – praktisch stößt das aber schnell an Grenzen, wie wir sehen.

Wolfgang Ambros, wie er leibt und livet. Foto: Dietmar Lipkowich

Welches Publikum (er)hört noch die leisen Töne, wenn es permanent aus allen Social-Media-Kanälen lautstärker dröhnt als bei Motörhead-Konzerten?

Ambros: Na, meins zum Beispiel. Ich hab‘ das große Glück, dass Menschen zu uns in die Konzerte kommen, die beides können: ausgelassen mitsingen und bei den entsprechenden Nummern aufmerksam zuhören.

Wenn du eine Bilanz ziehst: Hast du das Gefühl, du hast etwas bewirkt – kann ein Musiker, ein Individuum, ein kritischer Geist überhaupt etwas ausrichten – oder kommt es im Wellengang der Geschichte immer, wie es eben kommt: Der Mensch lernt vielleicht als Individuum, das Kollektiv bleibt ein Depp. Und wenn der letzte Krieg zu weit weg ist, rennen auch die Literaten und Künstler wie im Ersten Weltkrieg mit fliegenden Fahnen in die Schützengräben?

Ambros: Zunächst einmal: Ich mache Musik und schreibe Lieder, weil mir Dinge ein- und auffallen und die Musik ein Weg ist, das auszudrücken. Und weil’s mir Spaß macht. Ich schreibe nicht mit dem Vorsatz, die Welt zu verändern. Ich glaube aber auch daran, dass jeder einzelne von uns ein kleines bisschen dazu beiträgt, die Welt zu verändern oder zu gestalten. Also auch ich.

Ob die Menschen im Ganzen schlauer sind als früher? Wer weiß? Wenn man die Entwicklung der letzten 10 oder 15 Jahre anschaut, kann man schon Zweifel haben.

Wolfgang Ambros

Bist du mit dir im Reinen, kannst du in Frieden gehen – oder wurmen dich die Zeitläufte, private Schicksalsschläge und Rosenkriege? Auf welche Show bereitest du dich am Zentralfriedhof vor: Ein bisschen Frieden oder Punk gegen Putin?

Ambros: Doch, ich bin mit mir im Reinen. Mich wurmt nichts von all dem. Pläne für den Zentralfriedhof? Wozu? Jetzt bin ich da. Und wenn’s vorbei ist, ist’s vorbei.

🎟 Gewinnspiel: 2×1 Ticket für Wolfgang Ambros in Schwandorf

Wolfgang Ambros, geboren 1952 in Wolfsgraben bei Wien, gilt als Begründer des Austropop. Hits wie „Da Hofa“, „Zentralfriedhof“ oder „Schifoan“ machten ihn zur Stimme einer Generation. Mit seiner Reihe „Ambros pur!“ tourt er seit 2006 unplugged durch Österreich und Deutschland – gemeinsam mit Günter Dzikowski und Roland Vogl.

OberpfalzECHO macht’s möglich: Für das fast ausverkaufte Konzert von Wolfgang Ambros pur! am 29. August 2025 im Zelt- & Kulturfestival Schwandorf verlosen wir 2×1 Ticket.

👉 So geht’s:

  1. Kommentiere unter dem Artikel, dem Facebook- oder Insta-Post, welches Ambros-Lied für dich zeitlos ist. Und schreib‘ uns deinen Kontakt dazu.
  2. Mit etwas Glück sitzt du schon bald im Publikum und erlebst Austropop-Geschichte live und unplugged.

Teilnahmeschluss: Sonntag, 24. August 2025, 23:59 Uhr.
Die Gewinner werden per Los ermittelt und direkt von uns benachrichtigt.

Viel Glück – und vielleicht heißt es bald für dich: „Da Hofa“ trifft auf „Schifoan“ mitten in Schwandorf! 🎶