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Heike Heubach setzt Zeichen für Inklusion in Amberg

Amberg. Heike Heubach sprach im Siemens Innovatorium über Inklusion und politische Teilhabe. Eingeladen hatten der Gehörlosenverein Amberg-Sulzbach und die SPD Amberg. Sie ermutigte besonders junge Frauen und machte unsichtbare Gruppen sichtbar.

Amberg. Heike Heubach sprach im Siemens Innovatorium über Inklusion und politische Teilhabe. Eingeladen hatten der Gehörlosenverein Amberg-Sulzbach und die SPD Amberg. Sie ermutigte besonders junge Frauen und machte unsichtbare Gruppen sichtbar.
Foto: Albert Lukas

Heike Heubach setzt Zeichen für Inklusion in Amberg

Gastbeitrag von: Dieter Weiß

Amberg erlebte am Samstagabend eine Veranstaltung unter dem Motto „Vielfalt in der Politik leben“ mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Heike Heubach im Siemens Innovatorium der OTH Amberg. Der Gehörlosenverein Amberg-Sulzbach 1923 e.V. und der SPD-Stadtverband Amberg luden gemeinsam ein; die Rednerin setzte mit dem Satz „Ich bin Mensch, Abgeordnete, taube Person – in dieser Reihenfolge.“ den Ton des Abends.

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Inklusion und politische Teilhabe im Fokus

Bereits eine Stunde vor Beginn füllte sich der Raum mit Interessierten aus Amberg und Umgebung. Organisatoren und Gäste aus Verein und SPD trafen auf Bürgerinnen und Bürger, die sich für soziale Gerechtigkeit, Inklusion und Diversität interessieren, und vier Gebärdendolmetscherinnen sorgten für Übersetzungen in Gebärden- und Lautsprache.
„Wir freuen uns sehr, dass die Abgeordnete Heike Heubach heute bei uns ist. Sie spricht unsere Sprache, kennt unsere Lebensrealität und hat die Anliegen der Gehörlosen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht – nicht nur im Bundestag, sondern auch darüber hinaus“, sagte Peter Bayerschmidt, 1. Vorsitzender des Gehörlosenvereins Amberg-Sulzbach, in seiner Begrüßung.

Barrierefreie Kommunikation und lokale Perspektiven

In seiner Ansprache stellte der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Dieter Weiß fest, dass es bereits viele Angebote für gehörlose Menschen gibt und verwies auf die Übertragung von SPD-Landes- und Bundesparteitagen sowie vielen Plenardebatten des Bundestages in Gebärdensprache. „Auf örtlicher Ebene gibt es aber noch sehr große Defizite. Deshalb hat es wahrscheinlich auch 75 Jahre gedauert, bis Heike Heubach als erste Gehörlose in den Bundestag einzog. Das müssen wir ändern.“

Im Jahr 2024 ersetzte Heike Heubach den Weidener Abgeordneten Uli Grötsch, den der Bundestag zum Polizeibeauftragten ernannte. Damals sagte Bärbel Bas bei der Begrüßung am 21. März 2024: „Heute schreiben wir tatsächlich Geschichte, wenn ich das mal so sagen darf. Wir haben die erste gehörlose Abgeordnete, die sich hier für ihren Wahlkreis einbringen wird. Wir freuen uns sehr auf die Kollegin und auf ihre Arbeit hier im Haus.“ Sie hob zugleich das „starkes Zeichen für Inklusion“ hervor.

Parlamentsarbeit und Signalwirkung

Im Februar 2025 zog die 45-jährige Abgeordnete aus dem Wahlkreis Augsburg-Land erneut in den Bundestag ein und arbeitet in den Ausschüssen für Arbeit und Soziales sowie Bauen und Wohnen mit. Juni 2025 ernannte die SPD-Bundestagsfraktion sie zur Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen.

Über die Herausforderungen des politischen Betriebs berichtete Heike Heubach offen, beschrieb ihren Weg in den Bundestag und schilderte Erfahrungen als gehörlose Frau in einem überwiegend männlich geprägten Umfeld. „Politik gehört allen. Ich möchte vor allem junge Frauen ermutigen, sich einzumischen und mitzugestalten.“

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Peter Bayerschmidt, 1. Vorsitzender des Gehörlosenverein Amberg-Sulzbach 1923 e.V. Heike Heubach, MdB, Dieter Weiß, SPD-Stadtverbandsvorsitzender Stadtverband Amberg. Foto: Albert Lukas

Erfahrungen und Appelle aus erster Hand

Besonders bewegend fiel ihr Plädoyer für mehr Sichtbarkeit und Teilhabe von Menschen aus, die viele oft übersehen. „Ich mache mich stark für die Menschen, die in der Gesellschaft unsichtbar sind. Ich möchte ihnen Sichtbarkeit verschaffen“, sagte Heubach unter Applaus.
Ein Erlebnis aus der Schulzeit verdeutlichte pädagogische Defizite, mit denen gehörlose Kinder über mehr als 100 Jahre kämpfen mussten. Nach den Mailänder Beschlüssen von 1880 verboten Schulen die Gebärdensprache und setzten Lippenlesen und Lautsprache als Lernziele fest; Lehrerinnen und Lehrer zwangen sie Tag für Tag, das Wort „Auto“ auszusprechen und anschließend weitere Wörter, ohne dass dies Sinn ergab oder sichtbaren Erfolg brachte.

Historische Barrieren und persönliche Erfahrungen

Stattdessen hätte die Vermittlung der Gebärdensprache nach ihrer Einschätzung sinnvoller gewirkt und echte Kommunikation ermöglicht. Nach der Rede nutzten viele Gäste die Gelegenheit, direkt mit Heike Heubach zu sprechen, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen zu teilen. Die offene und wertschätzende Atmosphäre prägte den Austausch.

Austausch mit dem Publikum

Zum Abschluss erhielt die Veranstaltung viel Applaus und ehrlichen Dank, und viele nahmen daraus Mut für eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft mit. „Heike Heubach steht für eine neue, offene und inklusive Politik. Ihr Besuch zeigt, wie wichtig echte Teilhabe ist – und dass politische Repräsentation vielfältiger werden muss“, betonte Dieter Weiß, Vorsitzender des SPD-Stadtverbands Amberg.