
Metzgerlegende Hans Hafner feiert 90. Geburtstag

Metzgerlegende Hans Hafner feiert 90. Geburtstag
Der Beruf des Metzgers ist abwechslungsreich. Wenn Hans Hafner vom Schlachten und Wursten erzählt, kommt er ins Schwärmen. Besonders eine Leidenschaft beschäftigte ihn bis ins hohe Alter. Dampfendes Kesselfleisch, vielleicht ein bisschen Lunge und Herz dazu, ein Stück Schweinskopf, Blut- und Leberwürste mit Majoran verfeinert, geschmacksintensiv bereichert mit weiteren Gewürzen, serviert mit Sauerkraut, Salz, Pfeffer und rösch gebackenem Bauernbrot: Ja – die Schlachtschüssel ist für viele eine herzhafte Delikatesse. Meist im Herbst und Winter kommt sie in geselliger Runde in urigen Wirtshäusern auf den Teller. Ein Bauernschmaus zum Träumen, der in Opas und Omas Zeiten besonders bei den traditionellen Hausschlachtungen auf den Bauernhöfen zur Existenzsicherung gehörten.

Ein seltener Berufsstand
Im Mittelpunkt stand dabei ein wichtiger Akteur – der Hausmetzger. Die Spezies ist selten geworden. Die Auflagen und die hygienischen Anforderungen außerhalb gewerblicher Schlachtstätten im Anwesen des Tierzüchters sind umfangreich. Einer dieser „Letzten seiner Zunft“, der sich an die Zeiten der „Hausbesuche“ noch gerne erinnert, ist Hans Hafner. Am Freitag, 22. August 2025 feierte der Kirchenthumbacher vital, lebendig und in fröhlicher Gemütsverfassung im Gasthaus „Melber“ seinen 90. Geburtstag.
Eine lebenslange Leidenschaft
Wie viele Menschen er mit Kesselfleisch, Würsten, Pressack, Bauernseufzern und Geselchtem glücklich und satt machte, kann er nicht mehr einschätzen. Aber es dürften Tausende von Schweinen gewesen sein, aus denen der „Hafner Hans“ fast ein Dreiviertel Jahrhundert im wahrsten Sinne des Wortes Hausmacher-Delikatessen herstellte. Zum runden Geburtstag hatte er viele Hände zu schütteln, und: Der „Hafner-Metzger“ hatte viel zu erzählen. Die Fragen im Zusammenhang mit dem besonderen Beruf des Jubilars wollten nicht enden. Die Lebenslinien des tüchtigen Oberpfälzer Originals, der auch den Preußen die Oberpfälzer Schmankerln schmackhaft machte, gewähren Einblicke in eine spannende und abwechslungsreiche Lebensgeschichte des Jubilars.
Von der Kohle zur Wurst
Befragt nach den wichtigsten Stationen und Erlebnissen fasst er kurz und bündig zusammen: „Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst“. Dieses Leben begann für Hans Hafner 1935 in Fronlohe, einem Weiler nahe Kirchenthumbach. Zur Schule musste er einige Kilometer zu Fuß nach „Dumba“ gehen. Schon während des Volksschulbesuches war für ihn klar: Als Metzger würde er immer satt werden. Die Lehrjahre beim Eschenbacher Metzgermeister Ludwig Wolfram, dem Spindler Bubi, bestätigten diese Einschätzung.
Die Rückkehr in die Heimat
Doch kaum hatte der Lehrbub seine Ausbildung beendet, lockte das Ruhrgebiet. Wegen der guten Verdienstmöglichkeiten zog es in den 1950er Jahren viele Oberpfälzer in die Kohlegruben. Für Hans Hafner war es die Zeche Sterkrade in Oberhausen, in der er schweißtreibend schuftete. Doch das Metzgern ließ ihn, den gestandenen Oberpfälzer, nicht los. Nach drei Jahren Knochenarbeit unter Tage wechselte der bayerische Metzgersbursch in eine Metzgerei nach Dortmund, um die Preußen mit typisch Oberpfälzer Wurstwaren zu verwöhnen. In Dortmund lernte er seine spätere Frau Gerda Bense kennen. 1959 wurde geheiratet. Das Paar bekam sechs Kinder, wovon zwei Töchter bereits gestorben sind. Ehefrau Gerda verstarb 2018.
Ein Leben für das Hausschlachten
Dauerhaft nicht widerstehen konnte Hans Hafner dem Lockruf der Heimat. Mit dem Hausbau in der Lindenstraße zu Beginn der 1960er Jahre wurde der Fronloher zum Kirchenthumbacher. Beruflich orientierte er sich nach Grafenwöhr. Der Metzgereibetrieb Knörr & Kessel, die Großmetzgerei Gugel, ein Zwischenintermezzo im US-Truppenlager und schließlich die letzten 28 Jahre seines Berufslebens in Diensten des Pegnitzer Unternehmens Bayer & Köppel waren weitere Stationen.
Zur Institution wurde der „Hafner Hans“ mit seiner besonderen Vorliebe, dem Hausschlachten. „Da kam ich viel herum und lernte viele Bauernanwesen kennen“, schwärmt der Jubilar noch heute. Grund zum Schwärmen hatten allerdings auch die Auftraggeber. Hans Hafner war für viele bäuerliche Anwesen ein Garant für Schlachtfeste wie im alten Bayern. Dem Hausmetzger aus Dumba ging ein guter Ruf voraus. Einfach lecker waren die herzhaften Wurstspezialitäten. Das „Landvolk“ schwärmte. „Wenn es den Leuten schmeckte, war das auch für mich ein Stück Lebensfreude“, gibt der Jubilar noch heute zu. Hohe Fleischqualität, das Geheimnis der Gewürzmischungen und die Vielfalt der Produkte bezeichnete der „Hafner Hans“ als Grundvoraussetzung für die Zufriedenheit der Kundschaft. Glücksmomente bescherte er zudem vielen Vereinen bei diversen Feiern und bei Familienfesten. Hans Hafner war auch bei den Grillfesten ein gefragter Mann. Spanferkel und Schweine, vom „Hafner-Metzger“ auf dem Spieß gegrillt, wurden zu begehrten Schlemmertreffen.
Stets gefragt und geschätzt beendete Hans Hafner die Leidenschaft des Hausschlachtens erst vor wenigen Jahren. Mit 90 Lebensringen lehnt sich der Jubilar zufrieden zurück. „Vielleicht lässt einem das arbeitsreiche Leben dieses gesegnete Alter erreichen“, mutmaßt er und freut sich auf seine Fitness. Selbst das Autofahren macht noch Spaß. Entspannung genießt der Jubilar in geselligen Runden bei einem Seidl Bier etwa beim Besuch der Versammlungen des Rentner- und Pensionistenvereins. Vorsitzender Hans-Joachim Heinzel wünschte dem Jubilar jedenfalls am Beispiel von Johannes Heesters Gesundheit und Kraft bis mindestens zum 100. Geburtstag. Im Namen der Marktgemeinde gratulierte Bürgermeister Ewald Plößner. Auch vier Kinder, 13 Enkel und 3 Urenkel gratulierten. Die Geburtstagsfeier umrahmte mit viel stimmungsvollen Musikbeiträgen aus Zeiten Alleinunterhalterin Anita.