Dr. Bernhardt
Dr. Bernhardt

Studie fordert günstiges Baugeld in Weiden, Tirschenreuth und Neustadt

Weiden. Das Pestel-Institut warnt vor Wohnungsmangel in der Region: in Tirschenreuth fehlen rund 900, in Neustadt/WN 2.100, in Weiden 1.100. Gefordert sind günstiges Baugeld und das Streichen neuer Vorschriften.

Studie fordert günstiges Baugeld in Weiden, Tirschenreuth und Neustadt

Das Pestel-Institut sieht in der Nordoberpfalz erheblichen Handlungsbedarf auf dem Wohnungsmarkt. Im Landkreis Tirschenreuth fehlen demnach 900 Wohnungen, in Neustadt/WN 2.100 und in Weiden 1.100. Gleichzeitig melden die Forschenden viele Langzeit-Leerstände, die nur selten zurück in die Vermietung gehen: 2.090 Wohnungen im Landkreis Tirschenreuth, 2.260 in Neustadt/WN und 820 in Weiden stehen seit mindestens einem Jahr leer.

Die Untersuchung verknüpft Bestandsdaten, Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen zu Arbeitsmarkt und Beschäftigung und legt konkrete Neubauziele für die kommenden fünf Jahre vor.

Wohnungsdefizite und Leerstand im Überblick

Für den Landkreis Tirschenreuth benennt das Institut einen moderaten Neubaupfad: “Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen: Es wird sich im Kreis Tirschenreuth eine Menge tun. Weil die Bevölkerung weiterhin stark rückläufig ist, müssen neben der nach wie vor notwendigen Sanierung des Bestandes in den nächsten fünf Jahren nur rund 40 neue Wohnungen pro Jahr im Landkreis Tirschenreuth gebaut werden”, sagt Matthias Günther. Die Einschätzung stützt sich auf die aktuelle Genehmigungslage und die erwartete demografische Entwicklung.

Im ersten Halbjahr registrierte das Statistische Bundesamt 93 Baugenehmigungen für neue Wohnungen im Landkreis Tirschenreuth. “Das sollte reichen, um den Wohnungsbedarf zu decken”, so Matthias Günther. Zugleich mahnt er Verlässlichkeit an: Mit den Baugenehmigungen dürfe es “zwar jederzeit bergauf, aber nicht mehr bergab gehen”.

Tirschenreuth: Bedarf, Genehmigungen und Forderungen

Die Studie weist darauf hin, dass Papier und Praxis auseinanderliegen können. “Außerdem sei eine Baugenehmigung zunächst nur eine geplante Wohnung auf dem Papier: ‘Am Ende muss jede genehmigte Wohnung auch tatsächlich gebaut werden. Das klappt aber nur, wenn bundespolitisch mehr passiert: Der Bund muss den Neubau von Wohnungen wieder ankurbeln. Und das möglichst schnell'”, so Günther. Als zentralen Hebel formuliert er: “Dringend notwendig ist günstiges Baugeld. Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen: Maximal 2 Prozent Zinsen – teurer darf die Finanzierung beim Wohnungsbau nicht sein. Dann wären deutlich mehr private Bauherren, aber auch Investoren endlich wieder in der Lage, neue Wohnungen im Kreis Tirschenreuth zu bauen. Vor allem würde das schnell einen Effekt bringen: Mit einem Niedrigzins-Baugeld würde der Bund einen wirklichen Turbo für den Neubau von Wohnungen starten”.

Für Neustadt/WN zeigt die Untersuchung ein deutlich größeres Defizit und einen entsprechend höheren Neubaubedarf. “Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen: Es wird sich im Kreis Neustadt (Waldnaab) eine Menge tun – und auf dem Wohnungsmarkt tun müssen. Das bedeutet konkret: In den nächsten fünf Jahren müssen rund 370 neue Wohnungen im Landkreis Neustadt an der Waldnaab gebaut werden – und zwar pro Jahr”, sagt Matthias Günther. Die Forschenden nennen als Ausgangslage 2.100 fehlende Wohnungen und 2.260 Wohnungen mit Langzeit-Leerstand.

VGN Nürnberg – Phase1
VGN Nürnberg – Phase1

Neustadt/WN: Hoher Bedarf trifft auf begrenzte Dynamik

Im ersten Halbjahr dieses Jahres verzeichnete der Landkreis 149 Baugenehmigungen für neue Wohnungen. “Das könnte reichen, um den Wohnungsbedarf zu decken”, so Matthias Günther. Die Studie knüpft das aber an die Bedingung, dass die Zahl der Genehmigungen nicht wieder sinkt und Vorhaben zügig realisiert werden.

Auch in Weiden beschreibt das Pestel-Institut eine Lücke zwischen Bedarf und aktueller Bautätigkeit. Die Analyse beziffert das Defizit auf 1.100 Wohnungen, während 820 Einheiten seit mindestens einem Jahr leer stehen. “Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen: Es wird sich in Weiden in der Oberpfalz eine Menge tun – und auf dem Wohnungsmarkt tun müssen. Das bedeutet konkret: In den nächsten fünf Jahren müssen rund 260 neue Wohnungen in Weiden in der Oberpfalz gebaut werden – und zwar pro Jahr”, sagt Matthias Günther.

Weiden: Engpass, Zahlen und politische Debatte

Im ersten Halbjahr meldet das Statistische Bundesamt 149 Baugenehmigungen für neue Wohnungen in Weiden. “Das könnte reichen, um den Wohnungsbedarf zu decken”, so Günther. Die Untersuchung entstand im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), dessen Präsidentin die aktuelle Politik scharf kritisiert: “In Sachen Wohnungsbau passiert bei der neue Bundesregierung zu wenig. Nur das Schlagwort ‘Wohnungsbau-Turbo’ geistert seit Monaten durch die Republik. Doch von einem ‘Turbo’ kann keine Rede sein. Die Maßnahmen wirken nur mittel- bis langfristig. Jedenfalls ist von dem versprochenen ‘Turbo-Effekt’ in Weiden in der Oberpfalz und auch sonst nirgendwo etwas zu merken”, sagt Katharina Metzger.

Foto: Tobias Seifert

Die BDB-Präsidentin sieht im Wohnungsbau einen Konjunkturmotor und adressiert die Spitze der Bundesregierung. Sie richtet ihre Forderung direkt an Bundeskanzler Merz. “Läuft der Wohnungsbau, dann läuft auch die Wirtschaft. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Bundeskanzler Merz den Wohnungsbau jetzt zur Chefsache macht”, fordert Metzger. Sie warnt vor weiterem Rückgang und verweist auf die Folgen: “Bauunternehmen gehen in die Insolvenz. Bauarbeiter verlieren ihre Jobs”. Das Pestel-Institut und der Baustoff-Fachhandel drängen darüber hinaus auf Vereinfachungen. “Deutschland muss dringend wieder einfacher bauen. Wenn der Bund alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre komplett zurücknehmen würde, dann könnten in Weiden in der Oberpfalz ziemlich schnell wieder deutlich mehr und deutlich günstigere Wohnungen gebaut werden. Und zwar Wohnungen mit einem guten Standard. Manchmal ist weniger eben mehr”, sagt Matthias Günther. Den Kostendruck verortet der Verband auch bei energetischen Vorgaben: “Vor allem völlig überzogene Energiespar-Auflagen beim Neubau haben unterm Strich für die Umwelt wenig gebracht, das Wohnen aber enorm viel teurer gemacht”, sagt BDB-Präsidentin Katharina Metzger.