Jahn in Liga 2: Miro Kloses Club will Regensburg wehtun
Jahn in Liga 2: Miro Kloses Club will Regensburg wehtun
Unterschiedlicher könnten die Stimmungslagen in Regensburg und Nürnberg nicht sein. Jahn-Trainer Joe Enochs muss eine Mannschaft aufrichten, die nach neun Spieltagen lediglich aus einem 1:0-Sieg gegen Mitaufsteiger Ulm und einem 0:0 gegen Kaiserslautern einen bescheidenen Ertrag mitnehmen konnte. Das bittere Resultat: Letzter Platz, 4 Punkte, historisch unterirdische 1:22 Tore.
Mit wie viel Muffensausen reisen da die 2800 Regensburger heute zum Freitagabendspiel beim wieder erwachten fränkischen Riesen ins Max-Morlock-Stadion, um sich unter die restlichen gut 32.000 Nürnberger-Fans zu mischen, die von Platz 11 mit zehn Punkten jetzt schon wieder mächtig auf die vorderen Plätze schielen?
Enochs: „Kleine Schritte, noch kein Ergebnis“
Und dabei tröstet der letzte Versuch, daran etwas zu ändern, nur wenig: Regensburg konnte am vergangenen Samstag Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf lange Paroli bieten – mit mutigerem Anlaufen als zuletzt. Aber in den entscheidenden Situationen kassiert der Jahn zu einfach Gegentore und entfaltet vor dem gegnerischen Tor kaum Gefahr.
So steht trotz großen Aufwands am Ende ein ernüchterndes 0:3. „Für uns alle ist es keine einfache Situation“, sagt Enochs bei der PK sichtlich angefasst. „Wir sehen schon, dass wir kleine Schritte nach vorne machen. Nichtsdestotrotz haben wir kein gutes Ergebnis geholt.“
Klose: „Es war ein richtiges Knistern zu sehen“
Und dann ist da auf der anderen Seite Club-Coach Miro Klose, der für seine introvertierten Verhältnisse geradezu auf Wolke 7 schwebt. Und dabei ist die bisherige Amtszeit des früheren Nationalstürmers beim Club seit Beginn der Saison alles andere als ein Selbstläufer. Die Salto-Legende kam selbst unter Druck beim notorisch nörgelnden Nürnberger Anhang.
Doch nach dem berauschenden 4:0 beim Erzrivalen Fürth und der gedrehten Partie gegen Aufsteiger Münster kommt Klose ins Schwärmen über die neue Leichtigkeit in seinem Team: „Ich war richtig zufrieden mit der Energie auf dem Platz, es war ein richtiges Knistern zu sehen bei meinen Spielern, und da gilt es konstant weiterzumachen, damit wir das nicht nur gegen Fürth zeigen, sondern eine gewisse Konstanz erzeugen.“
Enochs: „Aufrichten und aus Fehlern lernen“
Es bleibt dem Regensburger Trainer nichts anderes übrig, „als nach vorne zu blicken“ – eine Formulierung, für die er auf den Fan-Foren heftig angegangen wird. Aber was wäre denn, wenn man den Rücktritt oder Rauswurf, den einige dort fordern, ausschließt, denn die Alternative? In Sack und Asche und mit Selbstzerfleischung hat sich noch keine Mannschaft aus einer Krise herausgeschaufelt. Was also macht Enochs?
„Die Mannschaft aufrichten, die positiven Sachen zeigen und natürlich auch aus unseren Fehlern zu lernen.“ Und es gab sie ja, die positiven Szenen gegen Tabellenführer Düsseldorf, der in der ersten Halbzeit außer bei der vermeintlichen Elfmeter-Szene und dem Kopfball nach Ecke zur 0:1-Führung kurz vor dem Halbzeitpfiff kaum Gefahr ausstrahlte. „Was uns in Paderborn und gegen Düsseldorf zum Verhängnis geworden ist, dass wir 1:0 in Rückstand geraten, obwohl wir ein sehr ordentliches Spiel abgeliefert haben.“
Es gibt sie, die positiven Jahn-Fans
Was dem in der Misere ernster gewordenen Kalifornier Mut macht: „So wie die Zuschauer nach dem Spiel reagiert haben, dass sie die Mannschaft nach vorne gepusht, geklatscht und nicht ausgepfiffen haben, war das ein Zeichen für uns, dass wir alles auf dem Platz gelassen haben.“ Es gibt also auch die Fans im Stadion, die anerkennen, dass die „stärkste Zweite Liga der Welt“, wie manche sagen, für den Aufsteiger nun mal ein harter Brocken ist.
„Dass zweieinhalbtausend Fans am Freitagabend nach Nürnberg fahren“, freut sich Enochs über die Unterstützung in Nürnberg, „zeigt schon, dass die Mannschaft ein richtig gutes Spiel gezeigt hat.“ Die Zuschauer hätten gesehen, „dass wir mutig gespielt haben, hoch angelaufen sind, versucht haben, Strafraumaktionen zu haben.“ Nichtsdestotrotz werde man an den Ergebnissen gemessen.
„Wir sind verdammt, Ergebnisse zu holen“
Der Jahn-Trainer hat den heutigen Gegner am vergangenen Sonntag in Fürth selbst beobachtet: „Ein Auswärtsspiel, wo sie stabil gestanden sind, jeden Zweikampf angenommen haben.“ Er hatte das Gefühl, dass Nürnberg sehr gut auf das Derby vorbereitet war. „Sie haben jeden Ballgewinn nach vorne, steil gespielt, sie haben zwei schnelle Stürmer, gerade Stefanos Tzimas, der jeden Weg in die Tiefe sucht, sehr gut am Ball ist, und Julian Justvan, der das Spiel im Mittelfeld gelenkt hat.“ Der Club sei an diesem Tag die bessere Mannschaft gewesen: „Sie standen auch mit dem Rücken zur Wand, aber hatten durch zwei Siege in Folge diesen Brustlöser.“
Eine sehr schwere Aufgabe, dort zu bestehen, keine Frage. Aber: „Wir müssen anfangen zu punkten, müssen schauen, dass wir stabil stehen – da ist es egal, wie der Gegner drauf ist.“ Trotz der kleinen Schritte nach vorne gegen Düsseldorf: „Natürlich sind wir verdammt, Ergebnisse zu holen.“ Und das gehe beim Jahn nur über das Kollektiv: „Wir müssen uns als Mannschaft präsentieren, über diese mannschaftliche Geschlossenheit, über diese Stärke, zum Torerfolg zu kommen.“ Aber natürlich auch das Tor besser verteidigen. „Wir haben drei Situationen gegen Düsseldorf zugelassen, wo wir unser Tor nicht sauber verteidigen.“
Wer soll ein Jahn-Tor schießen?
Wer aber soll in drei Teufels Namen denn in Nürnberg ein Tor schießen, der es in acht Zweitliga-Spielen nicht hinbekommen hat? „Wir haben genug Leute in der Mannschaft, die nachgewiesen haben, dass sie Tore schießen können“, lässt Enochs keine Zweifel am grundsätzlichen Treffvermögen seiner Offensive zu. „Wir müssen diese Situationen öfter erzwingen.“ So sei man zwar oft in der Nähe des Düsseldorfer Strafraums gewesen, habe sich dann aber entschieden, den Ball nicht in den Strafraum zu bringen. Auch mal eine Idee. Die „Ball im Strafraum“-Taktik.
„Diese Strafraumaktionen zu forcieren, um torgefährlich zu werden“, habe man trainiert. „Wir hatten zum Beispiel drei Freistöße, wo wir uns entschieden haben, kurz auszuführen, statt den Ball in den Strafraum reinzubringen.“ Je näher der Ball dem gegnerischen Strafraum komme, desto größer die Chance, zum Torerfolg zu kommen. Wer hätte das gedacht? Und dann noch der Appell an Florian Ballas, der zumindest im Pokal gegen Bochum sein Erfolgserlebnis feierte: „Ich habe auch nichts dagegen, wenn ein Abwehrspieler bei einem Standard ein Tor köpft.“
Und wer soll die Club-Stürmer in Schach halten?
Die gute Nachricht: „Bene Saller ist auf dem Weg der Besserung.“ Er sei wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Allerdings: „Ich glaube nicht, dass Bene schon ein Kandidat für die Startelf ist.“ Zurückgemeldet habe sich auch Nico Ochojski. „Wir bekommen also zwei Spieler zurück, aber verlieren zwei.“ Denn Poldi Wurm und Bryan Hein sind nach Gelb-Rot beziehungsweise glatt Rot gesperrt.
„Unsere Überlegungen gehen dahin, vielleicht auf Viererkette umzustellen“, sagt Enochs, „um die Spitzen in Griff zu bekommen.“ Der Club habe mit Caspar Jander, Jens Castrop und Julian Justvan drei starke Mittelfeldspieler. „Wir wollen da ein Gleichgewicht herstellen.“ Für die vakanten Defensivpositionen kämen Nico Ochojski, Jonas Bauer und eben Bene Saller als Nachrücker infrage. Auch Robin Ziegele habe schon Rechtsverteidiger gespielt. Und Alexander Bitroff als gelernter Außenverteidiger ebenso. „Von daher haben wir genug Optionen, um das zu kompensieren.“
Club-Klose: „Der Weg ist jetzt zu sehen“
Club-Trainer Miro Klose fühlt sich bestätigt. Endlich. „Wir machen die Schritte in die richtige Richtung“, sagt die Nationalsturm-Legende, „manchmal sind es kleinere Schritte, manchmal größere, wie jetzt gegen Fürth.“ Aber der Weg, den er schon oft beschrieben habe, sei jetzt immer mehr zu sehen. „Die Mannschaft findet sich, das ist eine richtig, richtig gute Atmosphäre in der Kabine.“
Die Spieler hätten immer an den Weg geglaubt, an sich selbst: „Alles, was wir zu Beginn der Saison mit Konkurrenzkampf, doppelbesetzten Positionen gemacht haben, zeigt sich jetzt immer mehr.“ Klose könne aus dem Vollen schöpfen. „Das ist das, was ich als Trainer mag, mir immer punktuell, auf den Gegner bezogen, die Spieler rausfischen, die sich das verdienen.“ Die Systemumstellung habe er in erster Linie initiiert, um stabiler zu stehen. „Man kann die auch offensiver interpretieren, wie gegen Fürth.“ Aber entscheidend seien die Spieler, die Energie auf dem Platz.
Eine richtig gute Trainingswoche habe man hinter sich, „in der wir alles, was wir von Anfang an wollten, diese Leichtigkeit, diese Euphorie hatten“. Das Derby habe dazu natürlich seinen Teil dazu beigetragen. „Ich bin davon überzeugt, dass es, wenn wir viele Sachen vom Training ins Spiel mit rübernehmen können, ein gutes Spiel von uns wird.“
Trotzdem, nur kein Übermut: „Du weißt nie, in welche Richtung so ein Spiel geht.“ Es gehe bei 0:0 los. Ach! „Das habe ich schon vor Fürth gesagt.“ Zu vermeintlichen Favoritenrollen habe er sich genug geäußert. „Manchmal waren es wir, manchmal war es der Gegner.“ Der Fokus aber liege „auf uns“. Es sei zuvor auch über Nürnberger Probleme gesprochen worden, jetzt gebe es welche in Fürth. „Ich maße mir da nicht an, was dazu zu sagen, das ist zu weit weg.“ Dasselbe gelte für Regensburg. „Es ist ein gefährlicher Gegner. Jetzt erwartet wieder jeder viel und das zuhause – das ist nicht zu unterschätzen.“
Klose habe den Jahn gegen Düsseldorf beobachtet: „Ich finde, sie haben eine gute Leistung gezeigt, eine sehr engagierte Leistung.“ Man werde sich auf viele Sachen vorbereiten: „Ich habe jetzt auch schon von einer Systemumstellung gehört.“ Wichtig sei, sich auf sich selbst zu konzentrieren. „Weil dann weiß ich, wir können Regensburg wehtun, und dann können wir auch Tore schießen, und das ist unser primäres Ziel.“
Auch wenn mancher Club-Fan schon auf das Pokal-Spiel in Hoffenheim und das Spiel in Hamburg schiele: „Das Spiel morgen ist mit das wichtigste“, betont Klose. „Ich weiß, dass die anstehen, aber das zu bestätigen, was wir jetzt gezeigt haben, darauf liegt mein Fokus.“ Jeder Sieg sei wichtig. „Wir haben gesehen, was der Sieg in Fürth mit uns gemacht hat.“ Mit der Leichtigkeit, der Energie, die die Spieler auf den Platz gebracht hätten, daran gelte es anzuknüpfen.“ Noch dazu bei einem Abendspiel: „Ich habe sehr gerne immer abends gespielt, das ist schön.“




