
Batterieprojekte nehmen Fahrt auf – wer kann profitieren?

Batterieprojekte nehmen Fahrt auf – wer kann profitieren?
Zwischen Grafenwöhr und Eschenbach war die Planung einer Agri-Photovoltaik Thema in den Gemeidegremien. Unterdessen laufen in Wiesau und Etzenricht die Planungen für den Bau von Batteriespeichern. Auch in Grafenwöhr gibt es Vorplanungen. Wir haben mit Thomas Haberl, Gründer der Ohana Invest Regensburg, gesprochen, wie sinnvoll Batteriespeicher sind und wie Anleger daran profitieren können.

Negativen Strompreisen entgegenwirken
Außer im Februar gab es im ersten Halbjahr in allen Monaten Phasen mit negativen Marktpreisen. Mehr als sechs Stunden wurde mehr Strom als notwendig, erzeugt und eingespeist. Eine Entwicklung, die vermutlich noch zunimmt. Und dennoch: Mit 3 bis 5 Cent je kwh sind die Gestehungskosten von Solarstrom aus Freiflächenanlagen weiterhin sehr günstig. Umso wichtiger wird es, so Thomas Haberl, den günstigen Strom in die richtige Tageszeit zu bekommen und das Netz stabil zu halten.
Aufgrund des Überangebots am Tag lag der Monatsmarktwert für Solarstrom sowohl im Mai als auch im Juni unter 2 Cent je kWh. Wobei negative Börsenpreise meist zwischen 10 und 16 Uhr auftraten, während der Preis zwischen 18 und 22 Uhr deutlich höher lag.
„Preisanspannungen erfordern Innovation“ meint daher auch Haberl. Batteriespeicher sorgen seiner Meinung nach dafür, die untertägigen Preisverwerfungen auszubalancieren. So wird nicht nur das Netz stabilisiert, Anleger können daran ordentlich auch verdienen, während gleichzeitig die EEG-Belastung des Staatshaushalts gesenkt wird.
Flächenverbrauch ein Kritikpunkt
Für Kritiker von PV-Anlagen aufgrund des notwendigen Flächenverbrauchs entgegnet Haberl, dass Golfplätze und Weihnachtsbäume mehr Fläche in Deutschland einnehmen als Freiflächen-PV. US-Studien zeigen zudem, dass im Bereich von Freiflächen-PV Wildblumen und Insekten deutlich häufiger zu beobachten sind wie auf normal bewirtschafteten Wiesen. Die Artenvielfalt nimmt zu, die Bestäuberleistung auf angrenzenden Feldern ebenso – ein Win-Win.
Batterieprojekte, sein aktuelles Steckenpferd, brauchen hierfür einen deutlich kleineren Teil. Pro Fußballfeld kann man 20 MW Speicher inkl. Nebenflächen, Zufahrten und Co kalkulieren. Auch die Lärmbelästigung, oftmals eines der Sorgenkinder von Anwohnern, ist auf Entfernungen von zehn Metern überschaubar und mit einem Kühlschrank vergleichbar. Da die besten Standorte jedoch in der Nähe von Umspannleitungen und Stromleitungen liegen, sollte dies den Projekten meist nicht entgegenstehen.
Aber auch der finanzielle Aspekt spricht für erneuerbare Energien. So sind die Kosten für die Erzeugung erneuerbaren Stroms einer Fraunhofer-Studie zufolge deutlich niedriger als für konventionellen Strom aus Gas, Kohle und Kernkraft. Sofern die Anlagen mit Batteriespeichern kombiniert werden. Diese dienen als netzdienliches Puzzlestück.
Ziel „cashing“
Ziel ist hierbei laut Haberl nicht, den Strom für mehrere Tage zu speichern, sondern Preisschwankungen am Tag auszugleichen. Zudem wird den Netzbetreibern eine Pufferlösung geboten, das Netz stabil zu halten. Dies soll untertägige Preiseskalationen verhindern, Schwankungen reduzieren und so Strompreise konsolidieren. Ein professioneller Batteriespeicher generiert dabei über mehrere Wege einen Mehrwert für Anleger und das Netz.
Für das Bereitstellen eines Teils der Kapazität an die Netzbetreiber am Regelleistungsmarkt zur Netzstabilität wird unabhängig eine Einnahme erzielt. Diese erhöht sich, wenn Leistung aus dem Netz aufgenommen oder abgegeben wird. Größere Einnahmen werden jedoch mit Arbitrage-Geschäften am Tag generiert.
So sind die Preise im 15-Minutenhandel oft sehr unterschiedlich und schwanken stark. Als Beispiel nennt Haberl Windstrom. Die Erwartung deutlicher Windstromeinspeisungen für 8:15 Uhr führt zu sehr niedrigen Preisen an der Strombörse, während um 9:30 Uhr weniger Wind zu höheren Preisen führt. Mit dem Speicher lassen sich solche und mehr Situationen ertragreich meistern. Wie Anleger profitieren können Haberl, der nach einem Verkauf eines Unternehmens, selbst sinnvoll investieren will, sind für den Eigenverbrauch die eigene PV-Anlage in Kombination mit einem Speicher empfehlenswert.
Eine Investition in professionelle Anlagen und deren Dimensionen, meist um die 20 MW Leistung, über 40 MWh Speicherfähigkeit und Investitionskosten von 20 Millionen Euro und mehr, sind jedoch erst ab etwa 200.000 Euro sinnvoll. Hiermit lässt sich etwa ein Prozent einer Großanlage erwerben. Der Clou: Aufgrund des Investitionsabzugsbetrags kann die Steuerlast, mitunter auch der letzten drei Jahre, erheblich reduziert werden. Steuerpflichtige mit Spitzensteuersatz können so den Staat an der Investition beteiligen. Auch Abfindungsleistungen können steuerlich entlastet werden. Im konservativen Szenario rechnet Haberl zudem mit einer Rendite von etwa 15 Prozent auf einen Zeitraum von 15 Jahre. So lange sollten die Batterien halten.
Vergleich zur Immobilie
Eine langfristige Investition also ähnlich einer Immobilie. Für Haberl mit dem Vorteil der steuerlichen Abschreibung, eines geringen Verwaltungsaufwands sowie entfallender Grunderwerbsteuer. Ein interessanter Baustein der Vermögensdiversifikation. Auch bei der Erbschaftssteuer bietet eine solche Anlage Vorzüge.
Soweit denkt Haberl aktuell jedoch noch nicht. Eine sinnvolle und nachhaltige Investition, die gut für das Netz, den Geldbeutel und seine Kinder als „nächste Generation“ ist, sind für ihn die wichtigsten Argumente.
