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Zwischen Basaltkegel und Bachlauf: Engels Hotelprojekt soll nicht nur Halmesricht aufwerten (1)

Halmesricht. Zentrum für gesundes Leben statt Denkwelt: Ein nachhaltiges Hotelprojekt auf einem landschaftlich reizvollen Gelände in Halmesricht sorgt für Diskussionen – nicht wegen der Idee, sondern wegen der Lage. Ein Interview mit Investor, Architekt und Baureferent.

Zwischen Basaltkegel und Bachlauf: Engels Hotelprojekt soll nicht nur Halmesricht aufwerten (1)

Planung für das „Zentrum für gesundes Leben“ in Halmesricht von Architekt Christian Schönberger. Foto: Jürgen Herda

Bauen in Deutschland ist ein Kapitel für sich: Kaum liegt ein erster Entwurf auf dem Tisch, treten Kritiker auf den Plan. Im Extremfall führt das zum Stillstand: Ein Zustand, der das Gefühl weckt: Nichts geht mehr. Auch ein Grund für die galoppierende Politikverdrossenheit.

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Die Crux dabei: Gerade die von allen Seiten geforderte Transparenz verstärkt den Effekt: Je früher Pläne bekannt werden, desto heftiger der Widerstand. Ein Teufelskreis. Um diesen Gordischen Knoten zu durchschlagen, wollen wir genauer hinschauen – und haben uns das Projekt erläutern lassen.

Im ersten Teil verteidigen die Unternehmer Lars und Christian Engel (BHS Corrugated) sowie Architekt Christian Schönberger das Vorhaben als Chance für Weiden und die nördliche Oberpfalz – ökologisch, wirtschaftlich und medizinisch. Und auch Baureferent Alkmar Zenger signalisiert als neutraler Vertreter der Stadt Weiden die positive Begleitung des Projektes. Schließlich gibt es bereits eine, wenn auch denkbar knappe, Zustimmung des Stadtrats zur Planung und damit einen politischen Auftrag, die Planung durchzuführen.

Neue Ideen für Halmesricht: Tourismusprojekt statt Denkwelt

Neue Ideen für Halmesricht: Tourismusprojekt statt Denkwelt

Weiden. In der Sitzung des Bauausschusses in Weiden kamen am Donnerstag neue Pläne für Halmesricht auf den Tisch. Dort, wo bis vor zwei Jahren die „Denkwelt“ geplant war, gibt es Ideen für ein Tourismus-Leuchtturmprojekt.

Keine Konkurrenz zur Innenstadt

Wenn es nach dem für nachhaltiges Bauen bekannten Architekten Christian Schönberger geht, soll das Hotel nicht nur gebaut, sondern eingebettet werden – in eine Landschaft, die durch das Projekt sogar aufgewertet werden könnte. Anstelle intensiver Landwirtschaft sind extensive Nutzung, ein renaturierter Bachlauf, Dachbegrünung und ein nachhaltiges Energiekonzept geplant. Was von Kritikern als „Zersiedelung“ gesehen werden kann, bezeichnet er als „behutsame Transformation“.

„Wir reden über zwei Jahre Vorlaufzeit für die Beplanung einer Fläche von 20 Hektar“, betont Christian Engel. „Alles andere als eine Schnellschuss-Nummer also.“ Der Unternehmer will mit dem renommierten Planer und dem Gutachten eines großen Unternehmens aus der Hotel- und Gesundheitsbranche ein Projekt entwickeln, das explizit keine Konkurrenz zur Altstadthotellerie darstellt. Vielmehr denkt man in Halmesricht an ein Kur- oder Gesundheitszentrum mit zeitgemäßem medizinischen Anspruch und regionaler Wertschöpfung.

Architekt Christian Schönberger erläutert die Planung für das „Zentrum für gesundes Leben“ in Halmesricht. Baureferent Alkmar Zenger unterstützt das Projekt. Foto: Jürgen Herda

Renaturierung statt Bodenversiegelung

Architekt Christian Schönberger verfolgt ein organisches Baukonzept mit meditativer Wirkung. Das geplante Hotel auf der Anhöhe soll sich in die Landschaft einfügen, statt sie zu dominieren. Weiden, Silberpappeln, Schilfrohrzonen, Geländemulden für Regenwasserrückhalt – und eine Sitzbank unter einer Trauerweide. Keine Marketing-Poesie, sondern detailliert durchgeplante Architektur.

Die Regierung der Oberpfalz fordert dennoch eine genaue Prüfung. Entscheidend sei die Fragestellung, ob das Projekt zwingend im Außenbereich realisiert werden müsse. Für die Planer liegt genau hier der Clou: „Wo kann man ein naturnahes Hotel ansonsten bauen?“, fragt Schönberger rhetorisch. „Nicht auf einem Leerstand in der Innenstadt.“

Investor Christian Engel (BHS Corrugated) zeigt für das „Zentrum für gesundes Leben“ in Halmesricht Perspektiven für Stadt und Region auf. Foto: Jürgen Herda

Energiekonzept auch für angrenzende Gemeinden

Neben der Ökologie spielt auch die Energienutzung eine zentrale Rolle. Ein Blockheizkraftwerk soll nicht nur das Hotel versorgen, sondern auch angrenzende Wohngebiete – eine Synergie mit Potenzial. „Kühlung ist mittlerweile wichtiger als Heizung“, sagt Schönberger. Bei einem anderen Projekt habe man statt mit großen Luftwärmepumpen mit Bohrungen gearbeitet – leise, effizient, klimaneutral.

Einen Einwand kann Schönberger schon jetzt entkräften: „Die für die Stadt Weiden wichtige Kaltluftschneise bleibt in vollem Umfang erhalten.“ Auch beim Baumaterial gibt es keine Kompromisse. Holz dominiert, Sichtachsen sind bewusst gesetzt, Fassaden werden aufgelöst, statt Mauern zu bauen. Eine Philosophie, die der thermischen und emotionalen Gesundheit dienen soll.

Baureferent Alkmar Zenger unterstützt die Planung für das „Zentrum für gesundes Leben“ in Halmesricht. Foto: Jürgen Herda

Weiden als Zentrum für langes Leben?

„Professor Christian Schmidkonz, Leiter des Zentrums für Leistungsdiagnostik und Sportmedizin an der OTH Weiden, ist einer unserer Mitstreiter“, sagt Engel. Die Idee eines Longevity-Hotels – also einer Einrichtung, die sich der Gesundheit und Lebensverlängerung widmet – ist mehr als ein Marketinggag. In Verbindung mit der OTH, BioVariance und Gesundheitsanbietern aus der Region könnte Halmesricht zum Vorreiter einer Gesundheitsmodellregion Nordoberpfalz werden.

„In Vorgesprächen wurde uns von dem Unternehmen, das für uns die Machbarkeitsstudie durchführt, gesagt: Sie sind nicht am Tegernsee – Sie brauchen ein attraktives, erreichbares Preissegment“, erklärt Engel. Die Zielgruppe sei also nicht die Hautevolee, sondern Menschen aus der Region und Gesundheitsbewusste bundesweit. Anwendungen könnten teils sogar über Krankenkassen abrechenbar sein.

Architekt Christian Schönberger erklärt die Planung für das „Zentrum für gesundes Leben“ in Halmesricht. Foto: Jürgen Herda

Therapiereiten mit Aussicht

Ein weiterer viel diskutierter Aspekt: die angrenzende Pferderanch. Die Einbindung in das Konzept sei möglich, sagt Engel, aber nicht zwingend. Baureferent Zenger sieht hier eine neue Planungsebene: „Therapiereiten wäre denkbar, aber das macht die Sache komplexer.“

Fest steht: Das Projekt ist ambitioniert, aber nicht utopisch. Der Stadtrat steht knapp dahinter, die Verwaltung arbeitet an der Änderung des Flächennutzungsplans. Und die Landesplanung? Zeigt sich vorsichtig positiv.

Planung für das „Zentrum für gesundes Leben“ in Halmesricht von Architekt Christian Schönberger. Foto: Jürgen Herda

Das Hotelprojekt Halmesricht

  • Initiator: Unternehmer Lars und Christian Engel (BHS Corrugated)
  • Ort: Halmesricht bei Weiden in der Oberpfalz
  • Fläche: ca. 20 ha, davon nur ein kleiner Teil bebaut
  • Besonderheiten:
    • Renaturierter Bachlauf
    • extensive Dachbegrünung
    • Weiden, Silberpappeln, Schilfrohrzonen
    • Blockheizkraftwerk und Nahwärmenetz
    • Nutzung naturnaher Baumaterialien (Holz)
    • psychologisch wirksame Architektur mit Sichtachsen
    • Mögliches Longevity-Hotel in Kooperation mit OTH und Gesundheitsakteuren
  • Status: Prüfung durch Regierung der Oberpfalz, Flächennutzungsplan in Bearbeitung.