Das mehrfach ausgezeichnete Friedenfels: Wenn ein Ort gemeinsam anpackt
Das mehrfach ausgezeichnete Friedenfels: Wenn ein Ort gemeinsam anpackt
Die Zeiten, in denen die Gemeinde Friedenfels fast 100.000 Übernachtungen im Jahr verzeichnete, sind längst vorbei. In den 1970- und 1980er-Jahren war das, als viele Berliner und “Westdeutsche” die nördliche Oberpfalz und das Fichtelgebirge als Urlaubsziel Nummer eins auserkoren hatten. Mit der Grenzöffnung Anfang der Neunziger konnte man zwar nochmal einen Zwischenboom registrieren, doch schon da zeichnete sich ab, dass vor allem jüngere Menschen wärmere Gefilde und “Event-Locations” den landschaftlich zwar attraktiven, aber eher beschaulichen Regionen bevorzugen sollten.
Allen Unkenrufen zum Trotz scheint sich aber auch dieser Trend zuletzt etwas zu relativieren. Seit einigen Jahren sind Wander- und Erholungsreisen in den Nordosten Bayerns wieder im Kommen. Zu dieser positiven Entwicklung tragen neben der Ressource Natur auch Menschen bei, die nicht müde werden, ihre Heimat so zu erhalten und gestalten, dass sie wieder attraktiver wird auch für ihre Gäste. In Friedenfels gibt es viele solch engagierter und heimatverbundener Menschen. Und dieser Einsatz zahlt sich jetzt aus: Mit der Auszeichnung als “1. Naturerlebnisdorf Bayerns” und die Verleihung des ADAC-Tourismuspreises (wir berichteten) beweist der Erholungsort sein großes Potenzial, das nach wie vor in ihm steckt.

Naturerlebnisdorf Friedenfels gewinnt ADAC Preis
Friedenfels. Das Naturerlebnisdorf Friedenfels gewinnt den ADAC Tourismuspreis Bayern 2025 für sein nachhaltiges Konzept. Besonderen Wert legt man in Friedenfels auf regionale Produkte und lokale Wirtschaftskreisläufe.
Vom Artenreichtum zur Flussperlmuschel
Schon im Juni vergangenen Jahres freute sich Friedenfels über eine besondere Ehre: Der Wanderverband Bayern e.V. zeichnete die Steinwaldgemeinde als „1. Naturerlebnisdorf in Bayern“ aus. Direkt am Qualitätsweg Goldsteig finden Wanderer, Radfahrer und Familien viel Raum zum Durchatmen – eine außergewöhnliche Urlaubsqualität, die nun mit Brief und Siegel bescheinigt ist. Am Tag der Übergabe präsentierten die Friedenfelser anschaulich die natürliche Vielfalt ihrer Gemeinde – von der Bio-Landwirtschaft bis zum Schutzprojekt Flussperlmuschel, vom artenreichen Auwald bis zum historischen Ortskern.
Bei der Zertifikatsübergabe im eindrucksvollen Ambiente des Brauereimuseums sagte Roland Spiller vom Amt für Ländliche Entwicklung, dass ihm die Region als Vorreiter schon gut bekannt sei: mit dem Gemeindeverbund Steinwald-Allianz als eine der ersten „Integrierten Ländlichen Entwicklungen“, mit dem Mobilen Dorfladen als einem der ersten Modellprojekte Digitales Dorf und als eine der ersten Ökomodellregionen in Bayern. “So ist es fast schon folgerichtig, dass mit Friedenfels auch das erste bayerische Naturerlebnisdorf im Steinwald liegt.”
Sanfter Tourismus im Einklang mit der Natur
Aus Sicht des Wanderverbands Bayern erläuterte Präsident Dr. Gerhard Ermischer die Entstehung des neuen Zertifikats. Die erste Idee hatte Landtags-Vizepräsident Ludwig Hartmann bei seinem Besuch in Friedenfels. Demnach sollten, ähnlich den Bergsteigerdörfern im Alpenraum, auch Gemeinden in Mittelgebirgsregionen ausgezeichnet werden, die den Spagat zwischen einer intakten Landschaft und der touristischen Nutzung gelinge. Die Überlegung stieß beim Wanderverband Bayern auf offene Ohren und er erklärte sich bereit, die Rolle der zertifizierenden Organisation zu übernehmen. Gemeinsam wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, in dem es im Kern darum gehe, einen sanften Tourismus in Einklang mit einer intakten und vielfältigen Naturlandschaft zu bringen. Friedenfels erfülle dies beispielhaft und habe das Zertifikat mehr als verdient, sagte Ermischer damals.
Der Initiator des Zertifikats, MdL Ludwig Hartmann, bescheinigte den Friedenfelsern ein echtes Oberpfälzer „Anpacker-Gen“: hier würden Ideen aufgegriffen und direkt in die Tat umgesetzt. In die gleiche Kerbe hieb bei der ADAC-Preisverleihung die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, Michaela Kaniber. Sie betonte, dass die Friedenfelser Mut und Kreativität gezeigt hätten und den Blick nach vorne richteten. “Ihre innovativen Konzepte bringen nicht nur ihre Region voran, sondern setzen auch wertvolle Impulse für den gesamten Tourismus in Bayern.”
In Friedenfels hofft man, dass sich all diese Auszeichnungen mittelfristig auch bei den Übernachtungs- und Besucherzahlen niederschlagen. “Wir sind nicht böse, wenn mehr Gäste kommen”, sagte Bürgermeister Oskar Schuster bei der ADAC-Preisverleihung. Er setzt dabei auch auf dieses gesellschaftliche Engagement in seiner Gemeinde, das – wie in vielen anderen Orten auch – die nördliche Oberpfalz so lebens- und liebenswert macht. In Friedenfels wird nicht gemeckert, sondern angepackt und Gemeinschaft gelebt. Das kommt letztlich allen zugute.











