Weiss-Schuhe
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Nominierungsparty im Böhmerwald: Eslarns Stimmenkönig will’s wissen

Eslarn. Es gibt sie noch, diese Orte, an denen nicht der Untergang des Abendlands beschworen wird, Orte, an denen Beschlüsse nach Bier, Brotzeit und gutem, alten Handwerk riechen. Eslarn ist so ein Ort. Und der Gasthof Böhmerwald ist sein Parlament auf solidem Steinboden.

Nominierungsparty im Böhmerwald: Eslarns Stimmenkönig will’s wissen

Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda

Samstagabend. Vorne ohne Mikro ein Mann, der seit Jahrzehnten viel zusammenhält, der Höhen und Tiefen erlebt hat und jetzt das Zepter weiterreicht: Reiner Gäbl – Noch-Bürgermeister, Wahlleiter, Schutzpatron der Satzung. Ein Redner mit Malz und Humor aus Hopfen. Der Chronist einer Ära.

Vor ihm: das volle Wirtshaus, hinter und neben ihm die Ehrengäste aus ehemaligen SPD-Hochburgen wie das Schwandorfer Urgestein Marianne Schieder, der Landtagsabgeordnete a.D. Fritz Möstl, der Bundestagskandidat Gregor Forster oder der Landratskandidat Tino Bayer. Die Stühle schwer, die Stimmung leicht. Stimmen hallen, Biergläser klirren– und noch etwas anderes schwirrt durch den Raum: Heimeligkeit.

„Lassen wir die Spiele beginnen“, eröffnet Gäbl den Abend, und die Versammlung lacht – nicht über den Satz, sondern über die spritzige Art, loszulegen. Mandatsprüfung. Geschäftsordnung. Kurzbezeichnung SPD. Ein routiniertes Ritual, korrekt aber unbürokratisch durchgewunken.

Stimmenkrösus auch nach 35 Jahren

Die Geschlossenheit ist so greifbar, dass die Wahl selbst Formsache ist. Wie stellt man einen Kandidaten vor, mit dem manche die Schulbank gedrückt, andere den TSV-Platz gepflügt und den die allermeisten seit Jahrzehnten als einen der ihren kennen? Was kann Reiner Gäbl, seit 24 Jahren Rathauschef, über den Weggefährten noch Neues verraten? Der Versammlungsleiter unternimmt einen Anlauf, Eulen nach Athen, besser Zoigl nach Eslarn zu tragen:

35 Jahre Marktrat, 12 Jahre zweiter Bürgermeister, 6 Jahre dritter Bürgermeister – Stimmenkrösus der Gemeinde.

Reiner Gäbl

Und wird persönlich: „Es ist keiner da, der so lange die Vertretung des Bürgermeisters gemacht hat. Da kannst du gelassen aus dem Rathaus gehen.“ Keine Selbstverständlichkeit. Blindes Vertrauen. 2000 Stimmen für den Zierer Georg auch noch nach 6 Wahlperioden: „Ein Beweis, dass er sauber arbeitet und Kommunalpolitik ordentlich erklärt“, lobt der Chef auf Abruf. „Denn, wenn wir ehrlich sind, man macht sich in so einer langen Zeit nicht nur Freunde, man muss auch Entscheidungen treffen, die nicht bei allen gut ankommen.

Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda

Superlativ fürs Guinness-Buch

Ab und an ein Zwischenruf von Georg Zierer sen., wenn der 98-jährige Vater des Kandidaten mal ein akustisches Verständnisproblem hat. Gäbl nimmt den Faden sogleich auf:Die Mutter ist leider schon verstorben, aber sie wäre genauso stolz wie der Vater, der seit 76 Jahren als Kommunbraumeister das Eslarner Zoigl braut.“ Von wegen Rente mit 70 – auch der Junior glänzt mit einer Arbeitsmoral, bei der sich andere an den Kopf fassen. „Zehn Tage Heimatfest, bist narrisch?“, hätten ihn manche anlässlich des 25-jährigen Jubiläums heuer gefragt.

VGN Nürnberg – Phase1
VGN Nürnberg – Phase1

„Zum fünften Mal war er Organisationsleiter des Heimatfestes“, sagt Gäbl. Er kann eben auch feiern und Feiern organisieren! „Der Georg ist der Einzige im Ort, der so lange durchgehalten hat – er müsste im Guinness-Buch der Rekorde stehen.“ Wenn’s mal brannte – politisch oder im übertragenen Sinn: „Dann war der Georg da.“ Wenn’s knirschte: „War der Georg da.“ Und wenn man jemanden brauchte, der einfach anpackt: „Klar, der Georg.“

Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda

Ein Leben für Eslarn

Seit 21 Jahren ist der Werkzeugmacher als Facharbeiter für Schleiftechnik bei Kennametal in Vohenstrauß beschäftigt. „Seit zwei Jahren als Betriebsrat“, sagt Gäbl, „einer, der die sozialen Interessen der Beschäftigten vertritt – keine leichte Aufgabe in einem Unternehmen, das oft andere Interessen verfolgt.“ Einer, der weiß, was Rückgrat bedeutet. Seit 2002 verheiratet mit seiner Tanja, die auch weiß, was sie an ihm hat und was nicht: zu wenig gemeinsame Zeit.

Gäbl listet auf, was Georg bewegt hat:

  • Sportzentrum als Heimat vieler Vereine
  • Neues Feuerwehrhaus
  • Sanierung der Wasserversorgung
  • Straßen-Sanierungen

Mit anderen Worten: „Er ist als Bürgermeisterkandidat in allen Bereichen unerreicht“, lobt Gäbl. Keiner könne mit so viel Erfahrung, Beständigkeit, Verlässlichkeit und Fleiß aufwarten.

Ich hätte fast gesagt, keiner kann ihm das Bier reichen, darum schlage ich vor, unseren Georg Zierer für ein starkes Eslarn zu nominieren.

Reiner Gäbl
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda

Der Kandidat ohne Manuskript

Es kommt, wie es kommen musste: ein Schulz-Resultat. 28 gültige Ja-Stimmen, 100 Prozent Zustimmung. „Vielen Dank für das überwältigende Vertrauen“, sagt der Wunschkandidat. „Diesen Auftrag nehme ich gerne an.“ Und augenzwinkernd fügt er hinzu: „Ich bin halt einfach der Beste für das Rathaus.“ Und dabei bezieht er selbstverständlich sein 14-köpfiges Marktratsteam plus zwei Ersatzleute mit ein, um erst einmal poetisch zu werden, bevor er sein Wahlprogramm skizziert:

Zwischen Tal und Bergeshöh’n – da liegt mein Eslarn so wunderschön.

Georg Zierer
  • Ein Baugebiet ist fast verkauft, ein neues in Vorbereitung,
  • Für die Innenortsentwicklung sucht er Grundstücke, die der Markt braucht, aber nicht um jeden Preis,
  • Mit der Jugendbeauftragten Laura kümmert er sich um Kindergärten, Schulen und ein Jugendforum,
  • Das Schlamassel mit der leckenden Bade-Landschaft muss gelöst werden
  • Seiner Leidenschaft für Vereine, Ehrenamt und Feuerwehr bleibt er treu und mit der
  • Wirtschaft, die zu 80 Prozent an der Autoindustrie hänge, müsse man zusammen Lösungen suchen.
Fritz Möstl freut sich: Verdienstkreuz für Eslarner Sozi am Tag der Vertrauensfrage

Fritz Möstl freut sich: Verdienstkreuz für Eslarner Sozi am Tag der Vertrauensfrage

Berlin/Eslarn/München. Am Tag als Fritz Möstl das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde, hat Kanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage erwartungsgemäß verloren. Den früheren Eslarner Landtagsabgeordneten hat beides gefreut: „Scholz hat Führung gezeigt und die Ehrung war auch in Ordnung!“

Der Marktrat als Panoptikum der Eslarner Seele

Auch die Kandidaten für den Marktrat, Eslarn im Querschnitt, werden – bis auf zwei Enthaltungen mit 100 Prozent bestätigt. Georg Zierer stellt sie vor wie Familienmitglieder bei einer Hochzeit: Junge Rückkehrer, altgediente Ehrenamtler, Feuerwehrmänner, Kaminkehrer, Reparaturcafé-Haudegen, Sparkassenbetriebswirte, Taxi-Originale, Sportskanonen, Dartvereinsgrößen und eine Herzensdiebin, die den ehemals schwarzen Böhmerwald rot eingefärbt hat.

Ein Dorf in durchnummerierter Reihenfolge. Eine Geschichte pro Sitzplatz. Ein Lacher nach jeder Pointe. Auf seinem Sitzplatz winkt der 98-jährige Vater mit einem verschmitzten Lächeln. An der Bar polieren die Mädels Gläser. Jemand zischt: „Wenn’s jeder so machen würd’, hätten wir in Deutschland weniger Politikverdrossenheit.“ Ein Fest der Demokratie an der böhmischen Grenze. Und die Bestätigung für den Lehrsatz des rasenden Reporters aus Prag, Egon Erwin Kisch: „Nichts ist so sensationell wie die Wahrheit.“

Die Eslarner Kandidaten für den Marktrat samt Bürgermeisterkandidat en: (vordere Reihe von links) Christian Schmucker, Karl Brenner, Laura Roth, Georg Zierer, Brigitte Warte, Siegfried Wild, (Reihe Mitte) Marco Stöckl, Ulrike Möstl, Martin Bauer, (Reihe Hinten) Michael Kleber, Georg Zierer, Florian Maier, Jörg Maier, Daniel Bäumler. Foto: SPD Eslarn
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda
Eslarner SPD feiert ihre Kandidaten: Nominierungskonferenz im Gasthof Böhmerwald. Foto: Jürgen Herda

Die Marktratsliste frei nach Georg Zierer

Markt Eslarn – Gemeinderatsliste 2026 (SPD)
(Präsentiert mit den O-Ton-Pfeilen des Kandidaten)

Platz 1 – Georg Zierer, Werkzeugmacher (53): Über ihn ist alles gesagt.

Platz 2 – Laura Roth, Medizinische Fachangestellte (31): „Sie hat hier ins Wirtshaus reingeheiratet, eine feindliche Übernahme, das war mal ein CSU-Lokal, wir haben es umgepolt.“

Platz 3 – Christian Schmucker, Wirtschaftsingenieur (42): „Er arbeitet in einem kunststoffverarbeitenden Betrieb in Eslarn.“

Platz 4 – Brigitte Warta, Taxi-Ikone (65): „Sieschläft im Keller während des Umbaus, ,passt doch alles‘, sagt sie lakonisch – unsere Schatzmeisterin hat immer mahnende Worte für uns.“

Platz 5 – Siegfried Wild, Technischer Fachwirt (56): „UnserFraktionsvorsitzender, Feuerwehrler, Brotbäcker im Kommunbrauhaus, einer, der immer anpackt auch beim Heimatfest.“

Platz 6 – Ulrike Möstl, Rechtsanwältin (66): „Unsere Pressebeauftragte, rennt nachts Prospekte austragen. Ist sich nicht zu schade, zu läuten, um für die SPD zu werben.“

Platz 7 – Jörg Maier, Werkzeugmacher (45): „Reparaturcafé-Motor, arbeitet wie ein Tier, findet immer eine Lösung, braucht meistens noch einen Kabelbinder.“

Platz 8 – Karl Brenner, Krankenpfleger (63): „Kämpfer fürs Krankenhaus Vohenstrauß, hat leider nicht geklappt.“

Platz 9 – Florian Maier, Kaminkehrer (45): „Oder wie man heute sagt, Rohrkosmetiker – vor und hinter der Theke daheim.“

Platz 10 – Georg Zierer, Servicestellenleiter (36): „Mein Patenkind ist in die Welt gereist, hat in Tunesien die Liebe gefunden und ist mit ihr zurückgekehrt.“

Platz 11 – Marco Stöckl, Sparkassenbetriebswirt (30), „Laut seines Chefs hat alles, was er macht, Hand und Fuß, hundertprozentige Zuverlässigkeit“.

Platz 12 – Daniel Bäumler, Polizeibeamter (31): „TSV-Aktivposten, 60er-Fan, Sicherheitsteam beim Heimatfest.“

Platz 13 – Michael Kleber, Industriemeister Metall (53): „Ich muss mal wieder auf dich zukommen, ich brauche was fürs Weinfest.“

Platz 14 – Martin Bauer, Berufskraftfahrer (53): „Dart-Vorstand des Eslarner Bundesligisten, wenn du mit deinem Truck mal wieder nach Berlin kommst, nimm Mariannes Schale mit.“

Ersatzliste:

Gerald Grötsch: „Mein Schulkamerad, so alt wie ich – ,Einspruch, zwei Tage jünger‘ – Schütze, Radler, Konstrukteur, eine super Kraft für unseren Ortsverein.“

Tanja Zierer: „Meine Frau Tanja, wenn ich sag‘, ich muss wohin – ist alles hergerichtet. Sie ist Mitglied im katholischen Frauenbund.“