Einmalig in der Oberpfalz: Aus einem einstigen Meierhof wird ein Event-Stadel
Einmalig in der Oberpfalz: Aus einem einstigen Meierhof wird ein Event-Stadel
Einmalig in der Oberpfalz: Aus einem einstigen Meierhof wird ein Event-Stadel. Altes macht man zwar nicht wieder neu. Aber es ist oft einladender und wertvoller als Zeitgenössisches. In Haselhof (Gemeinde Speinshart) beweisen zwei Landwirte Mut zu Historischem. Ein steinernes Zeugnis des Spätmittelalters verwandeln die Bauernfamilien in ein „Licht des Lebens“.
Imposante Maße und solide Bausubstanz
Kommt ein Besucher nach Haselhof, wird er unmittelbar von der Mächtigkeit eines imposanten Stadels in den Bann gezogen. Ein riesiges Gebäude mit einem frisch restaurierten 90 Zentimeter dicken Sandsteinmauerwerk mit intelligenten Luftöffnungen, die Schießscharten ähneln, fällt ins Auge. Das macht neugierig. Auch bei einem ersten Blick in das Gebäudeinnere kommt der Besucher ins Schwärmen: Ein historischer Dachstuhl, durchgehend bis zum First sichtbar, zeigt eine verwirrende Balkenkonstruktion, die an einen ehemaligen Heu- und Getreideboden erinnert, bestens erhalten und 400 Jahre alt, wie die Eigentümer anmerken.
Auch die Maße beeindrucken. 40 Meter lang, 15 Meter breit, zwölf Meter Höhe in drei Etagen, 4.400 Kubikmeter umbauter Raum auf 500 Quadratmetern Grundfläche. Stolze Dimensionen.
Denkmalschutz würdigt den ehemaligen Klostermeierhof
Ein Schatz ist das älteste Gebäude in der Region auch für die Denkmalschützer. Seit vielen Jahren ist die Haselhofer „Uraltscheune“ in die Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege eingetragen. Dort heißt es: „Stadel des ehemaligen Klostermeierhofes, stattlicher Satteldachbau, im Kern spätmittelalterlich, 1652 wiedererrichtet“. Schon im Mittelalter gehörte das Areal zur ertragreichen Grundherrschaft des Klosters Speinshart, so die Aufzeichnungen.
Der Gutshof war für die Abtei in Zusammenhang mit den Frondiensten der Bewirtschafter eine wichtige Lebensgrundlage und ein bedeutender Außenposten des Klosters. Bis zum Schicksalsjahr 1803. Dann überrollten die Ereignisse der Säkularisation auch den Bauernhof des Klosters. Nach mehreren Eigentümerwechseln, anfangs gehörte der Gebäudekomplex einem königlichen Obristen aus Neustadt am Kulm, veränderten Erbfolgen die Eigentumsverhältnisse, weiß Hans Diepold. Der langjährige zweite Bürgermeister der Gemeinde Speinshart weiß noch genau, in welcher Stube des landwirtschaftlichen Wohntrakts er zur Welt kam.
Gemeinsame Bewirtschaftung und geplanter Abbruch
Seit dem 19. Jahrhundert bewirtschafteten die Familien Diepold und Schraml gemeinsam den ehemaligen Meierhof des Klosters. Die alten Sandstein-Gebäude kamen in die Jahre und stehen nach der Errichtung neuer Wohnhäuser seit vielen Jahren leer. Der riesige Stadel diente zuletzt als Heu-, Stroh- und Holzlager, bis sich Gerhard Diepold und Georg Schraml dazu entschlossen, einen Gebäudeabbruch zu forcieren.
Der Abbruch war eigentlich schon beschlossene Sache, wie die Eigentümer auf das Jahr 2014 zurückblicken. Wäre da nicht die Denkmaleigenschaft des Projekts gewesen. Das Amt für Denkmalpflege intervenierte. Zu wertvoll war für die Denkmalschützer die Bausubstanz. Nach vielen Ortsterminen kam der Durchbruch. Die Familien Diepold und Schraml ließen sich vom Erhalt und von der Sanierung des Stadels überzeugen.
Finanzierung und Eigenleistungen
Allerdings waren es teure Ratschläge, die „ins Geld“ gingen und die sich nur mit hohen staatlichen Fördermitteln realisieren ließen. Am Ende stand eine Gesamtinvestition in Höhe von 800.000 Euro. Viele Stunden an Eigenleistungen hielten die Kosten im Kalkulationsrahmen.
Segen oder Fluch? Aus den vermeintlichen „Altlasten“ wurde schließlich in einer dreijährigen Restaurierungsphase ein baulicher Schatz, der ins Oberpfälzer Hügelland hinausleuchtet. Eine weitere kluge Idee forcierte die Verwendung der Großscheune für öffentliche Veranstaltungen und private Feiern. Eine entsprechende Ausstattung gewährleistet Familienfeste und Hochzeiten. Längst bewährt hat sich die Festscheune auch bei Großveranstaltungen, zum Beispiel beim Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Speinshart oder beim Sommerfest der Kinderkrebshilfe Oberpfalz-Nord.
„Etwas Besonderes“: Lob vom Bürgermeister
Auch Bürgermeister Albert Nickl ist von der Restaurierung des ältesten Gebäudes seiner Gemeinde hin und weg: „Der Stadel ist ganz was Besonderes und ein Gewinn für den Kulmgau und weit darüber hinaus“. Deshalb gilt der Dank des Gemeindechefs beiden Eigentümern. „Ich bin glücklich, dass sich die Familien Diepold und Schraml nach einem langjährigen Prozess des Überlegens und Prüfens dazu durchgerungen haben, aus einem Abbruchfall einen Sanierungsfall zu machen“.
Auch eine landwirtschaftliche Folgenutzung ging mit dem gründlichen Umbau des Gebäudes nicht verloren. Den Winter über dient die riesige Fläche als Gerätedepot.
Einladung zum Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025
Zum bundesweiten Tag des Denkmals am kommenden Sonntag, 14. September 2025, steht das bauliche und kulturelle Kleinod den Besuchern weit offen. Ab 9 Uhr kann das imposante Gebäude besichtigt werden. Eine Bilderausstellung erzählt von den einzelnen Bauabschnitten und dem Werdegang der umfassenden Restaurierungsarbeiten. Am Nachmittag erläutern die Eigentümer bei Begehungen die Historie des Bauwerks mit seiner spektakulären Dachstuhlkonstruktion sowie die aktuellen Verwendungsmöglichkeiten. Ab 14 Uhr sind die Besucher zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Angeboten werden auch Grillspezialitäten.






