Wöi ma da Schnoowl gwachsn is - Dialektabend beim Heimatverein Eschenbach
Wöi ma da Schnoowl gwachsn is - Dialektabend beim Heimatverein Eschenbach
Der Vorsitzende des Heimatvereins Eschenbach Karlheinz Keck freute sich über die große Resonanz des Publikums, das den Veranstaltungssaal “Beim Taubnschuster” bis auf den letzten Platz besetzt hatte. Thema des Abends war einmal mehr die Beschäftigung mit Oberpfälzer Mundart. Unter der Leitung von Keck hatte der Verein in der Vergangenheit schon viele Veranstaltungen, die sich mit der Oberpfälzer Sprachpflege beschäftigen, im Programm.
“Miechad” – Oberpfälzer Wort des Jahres 2025
In seiner Begrüßung zeigte sich der Heimatvereinsvorsitzende überzeugt, dass Oberpfälzer Dialekt für die regionale Identität unerlässlich ist. Der Referent des Abends, Martin Stangl, griff diese Steilvorlage auf und berichtete von der Aktion “Oberpfälzer Wort des Jahres 2025” von Radio Ramasuri: “Als Jury-Mitglied hatte ich das Vergnügen, die über 300 Einsendungen zu sichten. Es war die Begeisterung und vor allem auch der regionale Stolz der Teilnehmer zu verspüren. Die Zeit, dass wir uns wegen unserer Sprache verstecken müssen, ist definitiv vorbei: Oberpfälzisch ist in!”
“Wöi ma da Schnoowl gwachsn is”
Der Autor des ‘Wörterbuch Oberpfälzisch – Vo Augndeggl – bis Zintara’ ging auf die Entstehung seines Interesses am Dialekt ein: “Als kleiner Weidener Gymnasiast kam ich in eine Klasse, in der nur Boum aus dem Landkreis waren. Ich war einer der wenigen Schdoodara und verstand meine Mitschüler kaum. So war ich gezwungen, neben Latein auch noch Oberpfälzisch zu lernen.”
Mit der Zeit beschäftigte sich Stangl intensiver mit oberpfälzischen Ausdrücken und den Klangfarben der Mundart. “Irgendwann reifte die Idee, diesen Schatz an Wörtern aufzuschreiben und zu sammeln. Bei einem Urlaub in Thailand kam dann die Blitzidee: “Dou schreibst a Bäijchl!” Mittlerweile gibt es diese Wörtersammlung in Buchform mit über 4.000 Begriffen beim Battenberg-Bayerland-Verlag und den Buchhandlungen.
Eigenarten der Sprache in der Oberpfalz
Zunächst bekannte der Referent, dass es den Oberpfälzer Dialekt eigentlich gar nicht gibt und machte das am Wort “Mann” deutlich: “In Regensburg ist es der Mo, in Weiden der Ma und im Stiftland der Moa.”
Trotzdem gibt es zwei sprachliche Eigenheiten, die sich im Regierungsbezirk Oberpfalz flächendeckend finden: Das von Unkundigen als Bell-Laut bezeichnete “ou” und der Diphthong “äi”. Für beides hatte Stangl natürlich passende Beispiele bereit: “A Bou mou dou, wos a Bou dou mou” (Ein Junge muss genau das tun, was ein Junge tun muss). Jammern und Wehklagen wird in der Oberpfalz als “häijgn und bäijng” bezeichnet.
Kostproben aus dem Oberpfälzer Wortschatz
Nach einer Pause, die von einem Bläserquintett der Stadtkapelle Eschenbach unter Leitung von Martin Danzer perfekt musikalisch gefüllt wurde, gab Stangl Kostproben aus seiner Wortschatzsammlung. “Das Essen spielt natürlich im Dialekt eine herausragende Rolle. Und in der Oberpfalz gibt die Kartoffel in der Küche den Ton an.” Demzufolge gibt es zahlreiche Mundartbegriffe für den beliebten Kartoffelschmarrn:
- Bfaandlschmarrn
- Bräislboad
- Deiflsköda
- Guaglmarterer
- Hoolsgraala
Rauschzustände in der Oberpfalz
Dass der Oberpfälzer sprachlich sehr genau differenziert, ist an den nuancierten Benennungen verschiedener alkoholbedingter Rauschzustände zu erkennen:
- Dampfl: Zustand leichter Alkoholisierung
- Rous, Surra, Seia, Wenta: Die Welt besteht nur noch aus Freunden
- Blentara: Es treten bereits erhebliche Ortsunschärfen auf
- Zintara: Die Folgen am nächsten Tag sind massiv u. a. mit Haarwurzelkatarrh zu spüren
- Brennestara: Zustand bei dem man ohne fremde Hilfe nicht mehr alleine am Boden liegen kann. Vorübergehender Verlust der Muttersprache
Lieblingsworte von Martin Stangl
Der Referent bekannte, dass er Lieblingsausdrücke in seiner Wörtersammlung hat, die sich allerdings immer wieder einmal ändern: “Letztes Jahr war für mich der “Gnaambara” ganz oben. Das ist für mich die perfekte Beschreibung für einen wortlosen Gruß, bei dem trotzdem alles gesagt ist.” Aktuell sind seine Top-3-Mundartausdrücke:
- Graandl: Wasserbehälter im gusseisernen Holzofen (Die gute alte Zeit!)
- Wasserganserer: Mann, der innerhalb eines Jahres nach Eheschließung keinen Nachkommen vorweisen kann
- Oaschgriezlaschdauan: Weißdornstrauch


