
Prävention gegen Hochwasser: Trabitz erwägt Dammstabilisierung trotz hoher Kosten

Prävention gegen Hochwasser: Trabitz erwägt Dammstabilisierung trotz hoher Kosten
Nicht alle Bäume sollen fallen. Würde der 134 Jahre alte Damm des Trabitzer Mühlweihers ein „Jahrhunderthochwasser“ aushalten? Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt hegen Bedenken und drängen auf eine Dammstabilisierung. Ein Planungsbüro hat einen „Masterplan“ entworfen – doch dessen Umsetzung wird nicht billig. Auf bis zu einer Million Euro schätzten Markus Münchmeier und Luca Melzer vom Erbendorfer Planungsbüro Münchmeier und Eigner in der Gemeinderatssitzung die möglichen Kosten für das Maßnahmenpaket. Dieses umfasse zunächst „aufbereitende“ Arbeiten am Damm, der insbesondere auf der „Wasserseite“ abgeflacht werden müsste, was ebenso wie die von der Gemeinde bereits vollzogene Wasserspiegelsenkung den Damm entlaste. Der Baumbestand auf dem Damm samt dem Wurzelwerk, das ihn durchsetze, müsste eigentlich beseitigt werden: So sähen es die Vorschriften für „Talsperren“ vor, zu denen der Weiherdamm rechtlich gezählt werde. Hernach müsste der westliche Damm noch erhöht und verstärkt werden.

Sanierungsbedarf beim Altbachwehr
Sanierungsbedürftig sei das Altbachwehr an der Nordwestecke des Sees, auf längere Sicht sei ein Ersatzneubau geboten. Diese Maßnahmen bildeten den weitaus größten Kostenfaktor mit voraussichtlich gut einer halben Million Euro. Eine Flutmulde nördlich des Weihers sei aufgrund der Geländebeschaffenheit bereits großenteils vorhanden. Mit Blick auf den derzeitigen Zustand erläuterte Melzer, dass bei einem Hochwasser in einer mutmaßlich „einmal pro Jahrhundert“ auftretenden Dimension am ehesten beim Altbachwehr mit einem Wasserdurchbruch zu rechnen sei. Eine mögliche weitere Bruchstelle finde sich im südlichen Abschnitt des Damms an der Weiherwestseite. In beiden Fällen seien großflächige Überflutungen nördlich beziehungsweise nordwestlich des Gewässers zu gewärtigen.
Fördermittelsituation
Gleichwohl, so Melzer, sei die Aussicht auf Fördermittel nach den Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Maßnahmen (RZWas) gering: Überflutungen träfen in jedem Fall fast nur Acker- und Wiesenflächen, lediglich bei einem Bruch an der Weiherwestseite wären auch das Sportgelände und das Meierhofareal betroffen. Eine Förderfähigkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen sei aber nur bei „ausreichend relevantem Gefahrenpotenzial“ gegeben. Dieses wiederum bemesse sich danach, ob bei einem Unglücksfall der voraussichtliche Schaden an Gebäuden in einem angemessenen Verhältnis zu den Kosten für die Schutzmaßnahme stehe. Diese Bedingung sei nach behördlicher Auffassung nicht erfüllt. Andere Förderprogramme seien nicht relevant. Gleichwohl bestünden die Fachbehörden auf den auch per Gesetz angemahnten Stabilisierungsmaßnahmen, für die der Gemeinde aber kein fester Zeitrahmen vorgegeben sei: „Wie zügig die Maßnahmen umgesetzt werden, entscheiden Sie nach Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt.“
Baumbestand und Dammstabilisierung
Auch Bürgermeisterin Carmen Pepiuk nannte den Plan ein „Szenario“, über dessen Umsetzung „Schritt für Schritt“ entschieden werden könne. Wie aber soll es mit dem als ortsbildprägend bewerteten Baumbestand entlang des Westufers weitergehen, dessen Schutz den Gemeindeverantwortlichen am Herzen gelegen hätte? Ohne Einbußen werde es nicht abgehen, schätzte Pepiuk: Ein Baumgutachter habe „zur Wahrung der Verkehrssicherheit“ Bedenken dagegen geäußert, „einzelne Bäume oder Baumgruppen zu erhalten“, deren Standsicherheit insbesondere bei Sturm nicht garantiert werden könne. Zudem könnten deren Wurzeln im Zuge der Dammstabilisierungsarbeiten beschädigt werden. Dies könne Pilz-„Infektionen“ an den Wurzeln bewirken, wodurch die Stabilität weiter beeinträchtigt werde. Dennoch sei die im Masterplan empfohlene Beseitigung aller Bäume nicht alternativlos: Vom „Scheitelpunkt“ auf Höhe des Sportparks bis zum Wehr könnten sie bei kontinuierlicher Überwachung ihres Zustands noch stehen bleiben, auf dem zu rodenden übrigen Dammabschnitt sei die Anpflanzung „mittelgroßer“ Gehölze denkbar. Mit einer solchen Lösung könnte auch Luca Melzer leben: „Ein gesunder Baum auf einem Damm ist für diesen nicht gleich ein Todesurteil.“
Abschließende Maßnahmen
Unbedingt nötig ist aber nach Bürgermeisterin Pepiuks Worten, die „Bauarbeiten“ eines Bibers in der Nachbarschaft des Weihers im Blick zu behalten, die sich auch auf den Dammzustand nachteilig auswirken könnten. Nach intensiver Beratung beschloss der Gemeinderat, zunächst die Dammabflachung und -verstärkung ins Auge zu fassen und die Bürgermeisterin zu beauftragen, hierüber mit einer Baufirma zu sprechen.