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Sommerinterview (2): Benjamin Zeitler über Weidens Finanzkrise, Sparmaßnahmen und Kulturpolitik

Weiden. CSU-OB-Kandidat Benjamin Zeitler will die Stadt Weiden sanieren – mit harten Einschnitten, kreativen Investorenlösungen und einem neuen Verständnis von kommunaler Kulturförderung.

Sommerinterview (2): Benjamin Zeitler über Weidens Finanzkrise, Sparmaßnahmen und Kulturpolitik

Tritt erneut für die Weidener CSU als OB-Kandidat an: Benjamin Zeitler im Echo-Sommer-Interview. Foto: Jürgen Herda

Im zweiten Teil des Sommerinterviews erklärt der OB-Kandidat, warum eine Haushaltssperre unausweichlich ist – und was er anders machen will als seine Vorgänger. Dabei plädiert er für Klartext statt Komfort – aber mit Augenmaß.

Herr Zeitler, Sie weisen immer wieder darauf hin, dass die Stadt Weiden zahlungsunfähig sei und der Oberbürgermeister eine Haushaltssperre verhängen sollte. Was würden Sie im Falle eines Wahlsiegs als Erstes umsetzen?

Zeitler: Die erste Kärrneraufgabe ist, den Haushalt in Ordnung zu bringen – im Einklang mit der Gesellschaft. Mit anderen Worten: knallharte Haushaltspolitik. Wir haben immer auf solide Haushaltspolitik gesetzt, auch wenn das nicht populär ist. Da versprechen andere zu viele Blumen. Es braucht ein Gesamtkonzept. Ich habe dem OB vergangenes und dieses Jahr gesagt, eine Haushaltssperre ist dringend nötig. Wir müssen auf allen Gebieten effektiver und besser werden. Das ist harte Arbeit. Es reicht nicht zu sagen, „macht mal Vorschläge“. Ich werde ein Gesamtkonzept entwickeln. Dazu muss man alle einbinden. Das werden wir ein paar Monate vor der Wahl nicht mehr schaffen.

Wie wird sich diese knallharte Haushaltspolitik auswirken?

Zeitler: Wir brauchen mehr Einnahmen und wir müssen die Ausgaben reduzieren, ohne einfach alles zusammenzustreichen.

Wie soll das konkret funktionieren?

Grammer Solar
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Zeitler: Für die klassische 0-8-15-Denke haben wir nicht mehr das notwendige Geld zur Verfügung. Die Umstände zwingen uns, neue Investoren- und PPP-Modelle zu etablieren – vorrangig mit lokalen Investoren, um die Wertschöpfung vor Ort zu behalten.

Das soll ja der lokalen Wirtschaft helfen, nicht großen Anbietern, die der regionalen Wirtschaft schaden.

Benjamin Zeitler

So könnte man zum Beispiel ein junges Zentrum für dynamisches Leben in Altstadtnähe mit Studentenwohnheim entwickeln. Eigentümer und Investoren wären bereit und vorhanden. Wir könnten schnell in die Gänge kommen, wenn wir das zulassen würden.

Und wie und wo wollen Sie die Ausgaben reduzieren?

Zeitler: Wir haben viele Events aufgebläht, und die Stadt ist inzwischen für fast alle Veranstaltungen vom Bürgerfest über die Max-Reger-Tage bis zum Stadtball zuständig. Und überall fahren wir Defizite ein, obwohl private Veranstalter Gewinne machen. Da sprechen wir von Hunderttausenden Euro. Die Frage ist, wie wir das mit privaten Partnern besser organisieren können.

Was ich nicht möchte, ist einfach Institutionen wie das Keramikmuseum, das mit der Geschichte der Stadt eng verknüpft ist und mit einem engagierten Leiter ein tolles Museumskonzept hat, zu schließen.

Benjamin Zeitler

Die Herausforderung ist, Ideen zu finden, wie wir mehr Besucher bekommen …

… wie das Luftmuseum in Amberg, das allein durch seinen originellen Namen in allen Reiseführern steht …

Zeitler: … das finde ich super. Keramik zieht sicher eher ein elitäres Publikum an, aber auch hier gibt es sicher Konzepte, es auch für breite Schichten interessanter zu machen. Wir hatten zuletzt erstmals eine gemeinsame Veranstaltung mit unseren Porzellanherstellern.

Andererseits haben Sie auch angekündigt, Weiden zur Festivalstadt machen zu wollen. Hört sich auch nicht nach Nullsummenspiel an?

Zeitler: Das heißt ja nicht, dass wir neue kulturelle Highlights selbst veranstalten müssen. Ich möchte einen Leuchtturm schaffen, der nach außen strahlt. Wenn wir attraktiv für Führungskräfte großer Unternehmen oder Ärzte sein wollen, brauchen wir auch ein lebendiges Kulturleben. Wir haben kein Theater, keine Konzerthalle, kein Festival, nicht einmal eine Galerie im klassischen Sinn – da gibt es schon noch viel Luft nach oben. Und weil wir Impulse setzen, heißt das ja nicht, dass wir das auch alles in städtischer Hand organisieren müssen.

Haushaltspolitik und Kulturförderung

Konflikt zwischen Sparzwang und Lebensqualität: Zeitler plant eine Haushaltssperre, um die Weidener Finanzen zu stabilisieren und das Defizit signifikant zu reduzieren – ohne Ausverkauf städtischer Impulse.

Strategischer Ansatz:

  • Systematische Ausgabenanalyse, statt Augenwischerei.
  • Ausbau von PPP-Modellen (Public–Private Partnerships) mit regionalen Investoren zur Finanzierung von Infrastruktur.
  • Beispielprojekt: Studentenwohnheim + Kulturstandort Altstadt – schnell umsetzbar, wirtschaftlich und sozial wirksam.

Kultur neu definiert:

  • Diversivizieren, statt subventionieren: Kooperationen mit privaten Veranstaltern, wie beim Keramikmuseum.
  • Ziel: Festivalstadt Weiden – mit gezielten Leuchtturmprojekten, nicht mit eigenem Stadtbetrieb.