ad

Jahn in Liga 3: Brutal-Blamage gegen Aufsteiger MSV Duisburg

Regensburg. Es hätte der Auftakt in eine gelungene Saison werden sollen: Drei Heimspiele in Folge für den SSV Jahn, gegen zwei Aufsteiger, dazwischen der DFB-Pokal-Kracher gegen Köln. Und dann das: Totalversagen im sonnigen Jahnstadion gegen den MSV Duisburg.

Jahn in Liga 3: Brutal-Blamage gegen Aufsteiger MSV Duisburg

Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Betretene Gesichter rund um Andi Geipl nach der Pleite. Foto: jrh

Wenn du denkst, es geht nimmer schlimmer: Nach einer Saison zum Vergessen hoffen die Oberpfälzer auf einen gelungenen Neustart mit neuem, emotionaleren Trainer, neuen Impulsen von frischen Typen. Und der Auftritt in Hälfte 2 beim FC Ingolstadt sowie der späte Ausgleich durch Geburtstagskind Noel Eichinger machte ja durchaus Mut.

ad

Und dann das! Nach 9 Minuten der erste von vielleicht 30 langen Bällen, über eine völlig überforderte Regensburger Defensive hinweg, der einen Abnehmer findet, 0:1 durch jenen Patrick Sussek, der bereits angekündigt hatte, dort weitermachen zu wollen, wo er in der vergangenen Saison und im ersten Heimspiel aufgehört hatte. Selffulfilling Prophecy, von der die Heim-Abwehr wohl nichts mitbekommen hat – Missverständnis zwischen Poldi Wurm und Keeper Felix Gebhardt, „Nimm du ihn, ich hab ihn sicher!“ – und Sussek lässt sich das nicht zweimal sagen, 0:1.

Es folgen Ballverluste im Spielaufbau und eine an Überflüssigkeit nicht zu überbietende Grätsche an der Außenlinie im Niemandsland – ausgerechnet von Routinier Christian Kühlwetter, der nicht gerade für brutales Einsteigen bekannt ist, in die Beine von Jakob Bookjans, der verletzt vom Platz muss: Glatt Rot (11.) für den Kapitän, der sich nach dem Spiel entschuldigt.

Kein Mittel gegen lange Bälle

Und als wäre das nicht genug, geht es anschließend im gleichen Muster weiter. Balleroberung im Mittelfeld, ausgerechnet Christian Viet, der im Jahn-Trikot nicht immer durch schnelle Entscheidungen auffiel, schaltet am schnellsten, schickt den eingewechselten Jan-Simon Symalla über rechts, der vernascht zwei Regensburger und schließt trocken ab – dass es zur Halbzeit „nur“ 0:2 (24.) steht, ist vor allem der fehlenden Kaltblütigkeit der Zebras zu verdanken:

  • Nach Freistoß aus dem linken Halbfeld köpft Tim Heike an die Querlatte, beim Nachschuss aus nächster Nähe steht MSV-Kapitän Alexander Hahn im Abseits (30.).
  • Jede Ecke, eine Chance: Wieder Hahn völlig frei stehend, sein Kopfball rauscht knapp am rechten Pfosten vorbei (41.).

Und Regensburger Offensivbemühungen? Fehlanzeige. Nach einer guten Stunde liest sich die Statistik wie ein Offenbarungseid: 1:14 Torschüsse, 28:72 Prozent Ballbesitz und 36:64 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Shame on you!

Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Auch die verletzungsbedingten Wechsel hauten den MSV heute nicht um. Foto: jrh

Im Schongang an die Spitze

Den bitteren Rest erledigten die in allen Belangen überlegenen Gäste im Schongang in der zweiten Hälfte.

  • Langer Ball auf Sussek über links, dem die Regensburger Abwehr nur hinterherschauen kann, Querpass nach innen, der eingewechselte Thilo Töpken hält den Schlappen hin, 0:3 (63.).
  • Überraschung: Langer Ball von Hahn aus der eigenen Hälfte, Sussek auf und davon, Ehrenrunde um Gebhardt, 0:4 (67.).
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Für die MSV-Fans hat sich die Reise gelohnt. Foto: jrh

Zuschauen beim Ballgeschiebe

Besonders fassungslos machen die letzten 15 Minuten + 4 des Trauerspiels, in denen die Regensburger dem nachvollziehbaren Ballgeschiebe des Aufsteigers und neuen Spitzenreiters nur noch müde zuschauen. Nicht, dass man sich bei 0:4 noch große Hoffnungen auf eine Wende gemacht hätte – aber wer Intensität als die eigene DNA verkaufen will, sollte sich nicht wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen.

Das kann ja heiter werden: Nicht einmal in der Abstiegssaison der Zweiten Liga mussten die tapferen Jahn-Fans so eine desolate Leistung über sich ergehen lassen. Dass Chefcoach Michael Wimmer in seiner Analyse kein Blatt vor den Mund nimmt (siehe Infokasten), spricht für ihn. Und wir dürfen gespannt sein, was seine Ankündigung bedeutet, dass man jetzt einiges überdenken müsse. Nach dem Schock über das Totalversagen fehlt die Fantasie, wie er die Mannschaft, stand jetzt auf Platz 18 in Liga 3, bis zum Pokal-Spiel so umkrempeln will, dass nicht das nächste Fiasko folgt.

Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Chefcoach Michael zwischen Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Anschiss von den Jahn-Fans. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Anschiss von den Jahn-Fans. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Für die MSV-Fans hat sich die Reise gelohnt. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Betretene Gesichter nach der Pleite. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Chefcoach Michael Wimmer konnte den Hebel in den Trinkpausen auch nicht mehr umlegen. Foto: jrh
Ein bisschen mehr Bulic-Wahnsinn hätte dem Jahn heute nicht geschadet: Ex-Jahn-Abräumer Rasim Bulic bejubelt wie eh und je seine Grätsche zur Ecke auch beim Stand von 4:0 für seine Zebras wie den Gewinn der Weltmeisterschaft. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Auch die verletzungsbedingten Wechsel hauten den MSV heute nicht um. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Der Matchplan von MSV-Chefcoach Dietmar Hirsch geht voll auf. Foto: jrh
Jahn-Fiasko zum Heimspiel-Auftakt gegen Duisburg: Ex-Jahn-Regisseur Christian Viet wollte gegen seinen Ex-Verein auf keinen Fall verlieren. Das ist ihm gelungen. Foto: jrh

Stimmen zum Trauerspiel

Jahn-Chefcoach Michael Wimmer. „Wir sind nicht ins Spiel gekommen, durch den ersten langen Ball bekommen wir den Gegentreffer und eine unnötige Rote Karte. Es hat alles gefehlt, wofür wir stehen – eine desolate Leistung, so kann man sich nicht präsentieren. Jeder lange Ball ist eine Torchance, so haben wir keine Chance zu punkten.

Bei Kühles Aktion war auch Emotion im Spiel, nach dem Gegentor und einem unnötigen Ballverlust – jeder der Kühle kennt, weiß, das war keine Absicht, er kommt einfach zu spät. Aber auch ohne Rote Karte: Wir haben ein Heimspiel, die Fans waren super, und wir bringen keinen Funken rüber, wir müssen vieles überdenken, aber einen kühlen Kopf behalten und weitermachen.“

Andi Geipl: „Wir haben uns viel mehr vorgenommen, als wir auf den Platz gebracht haben. Das war gar nichts. Wir bekommen nach zehn Minuten eine Rote Karte, da ist es bei den Temperaturen schwierig. Jeder lange Ball geht über die Kette, das geht so gar nicht. Klar, wir waren einen Mann weniger. Aber das erste Tor kriegen wir auch so.

Die spielen 30 oder 40 lange Bälle und jeder kommt an – so können wir nicht spielen, sonst ist es leicht, gegen uns Tore zu schießen. Letzte Saison haben wir in keinem Heimspiel vier Gegentore bekommen. Es ist der zweite Spieltag, das erste Heimspiel, wo wir so nicht auftreten dürfen.“

Neu-Duisburger Christian Viet: „Gegen einen Ex-Verein will man nie verlieren. Wir wussten, wenn sie mit 5er-Kette spielen, haben wir die Mittel. Viele wissen noch nicht, wie gut unsere Flügelspieler sind. Das ist voll aufgegangen. Wenn du die Klasse hältst, bist du schon mal gut dabei.“

MSV-Trainer Dietmar Hirsch: „Wir wissen, wenn der Gegner hochsteht, haben wir die Geschwindigkeit, sie zu überspielen. So haben wir auch noch ein zweites Tor gemacht. Es war wichtig, dass wir schnell das zweite Tor machen. Unabhängig von der Roten Karte, die bei den Temperaturen auch eine Rolle gespielt hat, haben wir hochverdient gewonnen.

Kühlwetter kam nach dem Spiel zu uns in die Kabine, hat sich entschuldigt, damit ist das erledigt. Es war auch in der Regionalliga wichtig, dass wir den breitesten Kader hatten, wir haben uns in der Spitze noch einmal verstärkt.“