
🧩 Wir puzzeln weiter – mit Vision und Verantwortung
🧩 Wir puzzeln weiter – mit Vision und Verantwortung

Der unerwartete Tod von puzzleYOU-Mitgründer Norbert Weig war ein tiefer Einschnitt für das Unternehmen – menschlich wie strukturell. Doch sein Vermächtnis wirkt weiter: Als Visionär und Impulsgeber hat Weig früh daraufgesetzt, Verantwortung zu teilen und Raum für Neues zu schaffen.

Geschäftsführer Franz Trescher spricht im Interview über die Stärke dieses Ansatzes, die strategische Entscheidung für den neuen Standort an der drei-Kommunen-Grenze zwischen Altenstadt, Neustadt/WN und Weiden – und warum man auch in Zukunft das Haifischbecken der Konzerne meidet.
Erinnerung und Verantwortung
Herr Trescher, der Tod von Norbert Weig hat das Unternehmen erschüttert. Wie hat sich seitdem die Führungsstruktur verändert?
Franz Trescher: Wir hatten den großen Vorteil, dass Norbert das Unternehmen nie patriarchal geführt hat. Er war Mitgründer, Visionär, Ideengeber – aber bewusst kein operativer Geschäftsführer. Von Anfang an hat er Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Das hat sich jetzt als goldrichtig erwiesen: Wir sind handlungsfähig geblieben, sowohl intern als auch nach außen. Es gab kein Vakuum – weil wir gut vorbereitet waren und offen kommunizierten.
Welche Haltung von Norbert Weig lebt im Unternehmen fort?
Franz Trescher: Ganz klar, die Blue-Ocean-Strategie. Norbert wollte nie im Wettbewerb um austauschbare Produkte mitmischen – sondern neue Märkte erschließen, in denen wir uns mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal bewegen. Das personalisierbare 1000-Teile-Puzzle, mit vorsortierten Puzzle-Segmenten, ist ein gutes Beispiel. Es ermöglicht auch Kindern und älteren Menschen, komplexe Motive zu puzzeln. Wer schon einmal ein Fotopuzzle von seinem Urlaubsfoto am Strand von Mallorca bestellt hat, der versteht, wie schwierig es sein kann, die vielen nahezu identisch aussehenden Teile mit Himmel, Strand und Wasser zusammenzufügen.
Für die Herstellung unser „Smart Sorted“ Puzzles haben wir eine eigene Maschine erfunden und patentieren lassen.
Franz Trescher
Wie entstand ursprünglich die Idee zu puzzleYOU?
Franz Trescher: Die Initialzündung kam durch Norberts Begeisterung für die Digitalfotografie. Erst entstand daraus ein Fotobuch – dann die Idee, ein Lieblingsfoto in ein Puzzle zu verwandeln. 2009 sind wir in diesen Nischenmarkt eingestiegen. Norbert war für mich Mentor, fast eine Generation älter, aber immer offen für Neues – auch, wenn etwas nicht funktionierte. Dann ließ er los und sagte: „Rückschläge sind Vorschläge für eine bessere Lösung.“ Diese Haltung hat unsere Führungskultur bis heute geprägt.
Nächster Schicksalsschlag: puzzleYOU Gründer Norbert Weig verstorbenWachstum und Internationalisierung
Wie hat sich der Markt für personalisierte Puzzles entwickelt?
Franz Trescher: Es ist nach wie vor ein Nischenmarkt – mit allen Vor- und Nachteilen. Das Potenzial ist nicht unerschöpflich, aber wir fokussieren uns dennoch bewusst zu 100 Prozent darauf. Einige Wettbewerber, auch große Konzerne, sind nach uns eingestiegen, aber für viele ist es ein Randthema. Wir hingegen haben früh Strukturen aufgebaut, um international erfolgreich zu agieren, arbeiten mit Muttersprachlern in der Kundenkommunikation und im Marketing. Über 60 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir im europäischen Ausland.
Und in anderen Märkten?
Franz Trescher: Grundsätzlich hat die Sehnsucht nach „echten“ Dingen während der Pandemie noch einmal zugenommen. In praktisch allen europäischen Märkten. Dennoch gibt es Besonderheiten: In Südosteuropa ist die Kaufkraft oft geringer – das macht es schwieriger. Die Preisstruktur, Versandkosten und auch die Verbreitung von Smartphones spielen eine Rolle.
In Skandinavien funktioniert es gut, in Osteuropa noch nicht überall, weil die Löhne dort noch nicht flächendeckend das westeuropäische Niveau erreicht haben.
Franz Trescher
Die USA sind ein Sonderfall: Dort haben wir 2010 den Shop gestartet und 2015 eine eigene Produktion aufgebaut. Das hilft uns enorm – gerade beim Thema Zölle. Was uns aktuell zu schaffen macht, ist der schwache Dollar. Wenn der Kurs um 20 Prozent fällt, geht das direkt zulasten der Marge.

Frischer Raum für frische Ideen: puzzleYOU zieht um
Altenstadt. Zwischen Kontinuität und Aufbruch: Wie das E-Commerce-Unternehmen puzzleYOU nach dem Tod von Gründer Norbert Weig Kurs auf die Zukunft nimmt. Gut sichtbar an einem neuen Standort in der Altenstädter Jahnstraße vis-à-vis der Jet-Tankstelle.
Innovation aus der Oberpfalz
Welche Rolle spielt der Unternehmenssitz in der Region?
Franz Trescher: Wir fühlen uns der Oberpfalz und dem Standort in Altenstadt stark verbunden. Hier ist unser Fundament. Es gibt viele gut ausgebildete Fachkräfte, etwa im IT- und Marketingbereich. Wir versuchen, Talente aus der Region zu binden und auszubilden. Die Zusammenarbeit mit der OTH Amberg-Weiden funktioniert hervorragend. Und unser Produktionsstandort in Bělá nad Radbuzou, zehn Kilometer von Eslarn entfernt, liegt im gemeinsamen Wirtschaftsraum von Westböhmen und der Oberpfalz. Auch dort fühlen wir uns heimisch.
Welche Vision verfolgen Sie langfristig?
Franz Trescher: 2024 haben wir rund 30 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Bei uns laufen täglich, praktisch minütlich, die glücklichsten Momente unzähliger Menschen ein. Über eine Million Produkte, fast ausschließlich Unikate in Auflage 1, wurden gefertigt – und wir wachsen weiter. Wichtig ist uns, dabei profitabel zu bleiben. KI bietet uns neue Möglichkeiten, etwa bei der Entwicklung fantasievoller Motive: von niedlichen Monstern bis zu fiktiven Tieren, aber auch bei der Steuerung unserer Marketing-Kampagnen.
Zudem verfolgen wir das Ziel, unsere Puzzles bis 2026 zu 100 Prozent plastikfrei anzubieten. Die Schrumpffolie um die Puzzle-Schachteln ist bereits verschwunden, in Kürze werden die Puzzleteile nicht mehr in Plastik, sondern Papiertüten verpackt.
Franz Trescher
Das Weihnachtsgeschäft bleibt für euch die Cashcow?
Franz Trescher: Das ist für uns die Hauptsaison. Rund 50 Prozent des Jahresumsatzes werden in den letzten 6 Wochen des Jahres generiert. Das emotionalste Geschenk unter dem Christbaum kommt oftmals von puzzleYOU.
Standortwechsel vis-à-vis der Jet-Tankstelle

Warum wurde der Umzug notwendig?
Franz Trescher: Wir wollten erweitern, aber möglichst in Altenstadt bleiben – wegen der guten Verkehrsanbindung und der Nähe zu Weiden. Sauerlohe war als Gewerbegebiet im Gespräch, aber die Erschließung verzögerte sich. Also haben wir uns nach Alternativen umgesehen.
Warum fiel die Wahl auf das Distner-Gebäude an der Jahnstraße?
Franz Trescher: Das Timing war ideal. Die Firma Distner wollte sich auf ihren Hauptsitz in Wiesau konzentrieren, das Gebäude in der Altenstädter Jahnstraße stand leer. Es liegt sehr zentral – direkt gegenüber der Jet-Tankstelle an der B22, mit hoher Frequenz und Sichtbarkeit. Der Kontakt zur Familie Distner war schnell hergestellt. Auch die Gemeinde hat uns unterstützt, insbesondere Bürgermeister Ernst Schicketanz mit wertvollen Tipps.
Apropos Sichtbarkeit – wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach der Bekanntheitsgrad von puzzleYOU in der Region?
Franz Trescher: Noch ausbaufähig. Viele Bewerber sagen, sie hätten uns erst über eine Stellenanzeige entdeckt. Mit dem neuen Standort an der B22 ändert sich das: Wir wollen als modernes IT- und eCommerce-Unternehmen wahrgenommen werden – auch für potenzielle Mitarbeitende und Kundinnen vor Ort.
Jetzt gibt’s auch ein Puzzle vom Wirtschaftsclub NordoberpfalzPuzzeln mit Perspektive
Was ist in dem neuen Gebäude geplant?
Franz Trescher: Wir sanieren die 1000 Quadratmeter und erweitern um 300 weitere. Die Grundsubstanz ist gut. Es entsteht ein modernes Arbeitsumfeld für 50 Mitarbeitende – mit Potenzial für Wachstum. Dazu kommen nachhaltige Maßnahmen wie Erdwärme statt Gas. Und: Es wird keine Großraumbüros geben. Unsere Mitarbeitenden haben sich kleinere Räume und flexibel nutzbare Büros für Videokonferenzen oder Besprechungen gewünscht – das setzen wir konsequent um.
Es gibt außerdem eine Cafeteria, eine Dachterrasse und Räume, die auch am Wochenende für private Feiern genutzt werden können.
Franz Trescher
Wie hoch ist das Investitionsvolumen?
Franz Trescher: Rund 2,7 Millionen Euro inklusive Kauf und Sanierung. Der Baubeginn ist für Herbst 2025 geplant, die Fertigstellung im Herbst 2026. Anfang 2027 ziehen wir dann um.

Tag der offenen Tür im puzzleYOU-Standort Bělá nad Radbuzou
Am 23. August lädt puzzleYOU zum Tag der offenen Tür von 10 bis 14 Uhr in sein Werk in Bělá nad Radbuzou im Plzeňský kraj, etwa zehn Kilometer östlich des bayerischen Marktes Eslarn im Okres Domažlice ein.
Es gibt Führungen (auf Deutsch), ein buntes Kinderprogramm und Einblicke in die Endproduktion der beliebten Fotopuzzles. Franz Trescher: „Viele wissen gar nicht, dass wir vor Ort produzieren – das wollen wir zeigen. Persönlich, transparent, herzlich – so wie unser Produkt.“