Forster Anlagenbau: Familienfreundlichkeit ist Haltung, nicht nur ein Zertifikat
Forster Anlagenbau: Familienfreundlichkeit ist Haltung, nicht nur ein Zertifikat
Bei Forster Anlagenbau in Weiden hängt Familienfreundlichkeit nicht im Pausenraum – sie wird gelebt. Und das so überzeugend, dass das Bündnis für Familie Weiden-Neustadt eine Anerkennung im Rahmen des Johanna-Frank-Preises 2025 in der Kategorie 21 bis 100 Mitarbeitende an die Firma verlieh.
Insgesamt nahmen 15 Unternehmen an diesem regionalen Wettbewerb teil. Die Preisverleihung fand im Kloster Speinshart statt. „Wir haben die Anerkennung in unserer WhatsApp-Gruppe geteilt“, sagt Personalchefin Julia Lachmeyer. „Dafür gab’s viele Daumen hoch.“ Es sei aber nicht so sehr das Topthema bei den Männern, gibt sie schmunzelnd zu.
Der Weg zur Auszeichnung beginnt nicht mit einem Strategiepapier – sondern mit einer simplen Frage von Seniorchef Anton Forster: „Wollen wir da mitmachen?“ Eine Mail der Wirtschaftsförderung, eine interne Idee – und eine Personalchefin, die das Thema mit Energie und Empathie anpackt.
Wenn Wertschätzung zur Unternehmenskultur wird
„Ich wollte wissen, was wir schon haben – und was wir noch verbessern können“, erzählt Julia Lachmeyer, Tochter des Firmengründers und Gattin des Juniorchefs Ludwig Lachmeyer – ein echtes Familienunternehmen eben. Die 29-Jährige studierte Internationales Technologiemanagement, hat zwei Kinder, arbeitet Teilzeit – und kennt beide Seiten des Vereinbarkeits-Spagats. Ihr erstes Projekt: ein Eltern-Kind-Büro für Mitarbeitende in Betreuungssituationen. „Das ist keine Dauerlösung, aber wenn die Oma mal nicht kann, ist es Gold wert.“
Was Forster Anlagenbau auszeichnet, sei der Mix aus konkreten, niederschwelligen Lösungsangeboten – und der zwischenmenschliche Umgang. Julia führt Jahresgespräche mit allen Mitarbeitenden – nicht nur mit Führungskräften. Sie fragt auch nach persönlichen Sorgen, Weiterbildungswünschen oder auch mal Jobrotationen, wenn es sich einrichten lässt. „Ich will wissen, wie es den Leuten wirklich geht – auch privat.“
Multikulturell und mehrsprachig
Ein Pluspunkt ist die Mehrsprachigkeit der Geschäftsleitung: Julia, Anton und Ludwig sprechen neben Deutsch auch Tschechisch und Russisch – für viele Mitarbeitende in der Fertigung ein Türöffner. „Sie sind viel offener, wenn man ihre Sprache spricht – und ihre Mentalität kennt.“ Schließlich beschäftigt das Unternehmen zahlreiche Arbeitnehmer aus osteuropäischen Staaten.
Der Dialog sei der Schlüssel: In einer Liste vor der Fertigung können Mitarbeitende Themen eintragen, die sie für relevant halten – eine Ideenbox mit Punktesystem. „Wer konstruktiv was beitragen will, wird gehört – und belohnt.“ Kürzlich hat ein Lagermitarbeiter den Wunsch geäußert, verstärkt Montagetätigkeiten zu übernehmen. „Diesem Wunsch kommen wir gerne nach und ermöglichen ihm daher häufiger Montageeinsätze.“
Familienfreundlichkeit in der Produktion
Im Büro ist Homeoffice längst etabliert, die Arbeitszeiten sind flexibel. In der Fertigung sei das schwieriger, sagt Julia ehrlich. „Aber wir suchen individuelle Lösungen.“ Die tschechischen Kollegen dürfen etwa donnerstags heimfahren, um mehr Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Die neuen Azubis aus El Salvador und Vietnam werden im firmeneigenen Haus untergebracht – samt privaten Anschluss an die deutschen Kollegen bei Weihnachtsmarkt, Ausflügen und Stadtführungen.
„Wir kümmern uns auch außerhalb der Arbeitszeit“, betont Julia. „Das ist keine Pflicht – aber für uns selbstverständlich.“ Familienfreundlichkeit endet nicht am Werkstor. Und für viele sei es mehr als nur ein Benefit: Es sei ein Grund, zu bleiben. Ein solches Klima kann aber nur gelingen, wenn es im ganzen Betrieb implementiert ist, und nicht nur bei der Personalchefin aufgehängt ist. Auch die Führungskräfte spielen dabei eine wichtige Rolle als Vermittler und Scharniere zwischen den Arbeitern und der Chefetage.
Der Projektleiter als Vermittler
Ein gutes Beispiel dafür ist Projektleiter Alexander Petri, früher selbst in der Fertigung tätig, heute als Projektleitung von Anfrage bis zur Ausführung verantwortlich. Auch Petri ist zweisprachig und kennt mit zwei eigenen Kindern (17 und 15) die Herausforderungen als arbeitender Familienvater. Auch zum Seniorchef pflegt er ein vertrauensvolles Verhältnis: „Ich kenne Anton schon lange, mit ihm kann man offen reden, auch wenn nicht alles immer so ausgeht, wie man will.“
Petris Werdegang zeigt zugleich, dass es bei Forster echte Aufstiegschancen gibt – ob vom Fertigungsmitarbeiter zum Projektleiter oder, wie bei einem anderen Kollegen, vom Lagermitarbeiter zum Hefter. Das Unternehmen fördert Entwicklung und eröffnet Perspektiven.

Weidener Industriegeschichte (1): Von der Hufschmiede zu Forsters Stahlbau
[Advertorials] Weiden. Ein Stück spannende Industriegeschichte: Die Wurzeln erfolgreicher Mittelständler reichen oft viele Jahrzehnte zurück. Wie bei Anton Forster. Drei Generationen, die sich den Erfordernissen ihrer Zeit anpassten: Von der Schmiede zum industriellen Stahlbau.
Der Preis – und was danach kommt
Gerade für die in der körperlich stark beanspruchenden Fertigung tätigen Mitarbeiter sieht sich die Firmenleitung besonders in der Verantwortung: „Wir legen Wert darauf, gesundheitliche Risiken zu minimieren“, sagt Petri. „Eine Physiotherapeutin zeigt etwa richtiges Heben – viele der Fertigungsmitarbeiter nutzen solche Angebote.“ Das zahlt sich aus: „Im Winter gab’s zwar viele Krankheitsfälle, aber insgesamt haben wir eine sehr niedrige Ausfallquote von nur etwa 4 Prozent“, ergänzt Julia Lachmeyer.
Ausgezeichnet wurde Forster Anlagenbau mit einer Anerkennung beim Johanna-Frank-Preis in der Kategorie 21 bis 100 Mitarbeitende für „besonderes Engagement“. 15 Betriebe hatten sich beworben, Julia präsentierte Maßnahmen, Praxisbeispiele, Konzepte. „Am meisten gefreut habe ich mich über das Feedback – was wir gut machen, wo wir besser werden können.“
Für die Zukunft denkt sie über Kooperationen mit größeren Unternehmen bei Ferienbetreuungen oder Kitas nach. „Ein eigener Kindergarten wäre ein Traum – aber wir sind dafür noch zu klein.“ Wichtig sei, voneinander zu lernen. „Es ist noch viel Luft nach oben aber diese Auszeichnung zeigt – wir sind auf dem richtigen Weg.“
ℹ️ Infokasten: Familienfreundlich bei Forster
Familienfreundlichkeit gilt als entscheidender Faktor in der Mitarbeitergewinnung und -bindung – insbesondere in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten und Fachkräftemangel. Studien zeigen: Arbeitnehmer verlassen eher den Betrieb, wenn sie sich in ihrer Familiensituation nicht unterstützt fühlen. Andersherum stärkt eine gelebte Work‑Life‑Balance die Loyalität und Attraktivität des Unternehmens (Lokale Bündnisse für Familie, mittelstandsschutz.de).
Regionale Auszeichnungen wie der Johanna‑Frank‑Preis, vergeben vom Bündnis für Familie Neustadt‑Weiden, honorieren genau diese Leistungen. Unternehmen können sich in Kategorien je nach Mitarbeiterzahl bewerben. Die Auswahl erfolgt schriftlich, gefolgt von Vor-Ort-Besuchen – mit Entscheidern aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft.
- Auszeichnung: Anerkennung im Rahmen des Johanna-Frank-Preises 2025 (Kategorie 21–100 Mitarbeitende)
- Personalchefin: Julia Lachmeyer, 34, zwei Kinder, Teilzeit
- Angebote:
- Eltern-Kind-Büro
- Jobticket, Jobrad (in Vorbereitung)
- freie Urlaubsplanung
- individuelle Betreuung internationaler Fachkräfte
- Jahresgespräche mit Weiterbildungsplanung
- Ideenbox mit Punktesystem
- Gesundheitsprävention (z. B. Physio-Coaching in der Fertigung)
- Mitarbeitende: 80 insgesamt, davon 18 im Büro
- Sprachen: Deutsch, Tschechisch, Russisch – Muttersprache vieler Produktionsmitarbeiter
Zukunftsplan: Ausbau von Kooperationen zur Ferien- oder Notfallbetreuung.






