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Zum 65. Geburtstag von Siegfried Schröpf: Mit Sonnenkraft Santiago entgegen

Amberg. Siegfried Schröpf ist ein Mann der langen Atemzüge – ob als Visionär der regionalen Energiewende, als schöngeistiger Buchautor, als ehemaliger Läufer oder als Radfahrer auf dem Weg nach Aix en Provence und Gibraltar. Ein Porträt zum 65. Geburtstag.

Zum 65. Geburtstag von Siegfried Schröpf: Mit Sonnenkraft Santiago entgegen

Echo-Wahlinitiative mit dem Amberger Unternehmer Sigi Schröpf, Geschäftsführer von Grammer Solar. Foto: Jürgen Herda

Wer Siegfried Schröpf interviewt, braucht weder Smalltalk noch Warm-up: Der Solarunternehmer, Autor und Ex-Mittelstreckenläufer steigt ein wie in einen Langstreckenlauf – konzentriert, mit ruhiger Stimme, aber mit der Zielgerade im Blick. Zum 65. Geburtstag darf man ruhig auch über ein Leben danach nachdenken, ohne es bereits zu konkretisieren.

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Noch steht der Amberger Solarunternehmer aber mit beiden Beinen in seiner renommierten 45-köpfigen Grammer Solar GmbH. „Wir versuchen, Strukturen zu schaffen, dass ich mich allmählich zurücknehmen kann.“ Mit Augenmaß und Weitsicht. „Das wird.“

Solarunternehmer und Schriftsteller Siegfried Schröpf zum 65. Geburtstag: Sommergespräch im Amberger Rossini. Archivfoto: Jürgen Herda

Zwei Herzen, ein Kopf

Der diplomierte Psychologe und Volkswirt erklärt seine Studienwahl mit seinem Interesse an Menschen. „Das war das Hauptmotiv, Psychologie zu studieren“, sagt Schröpf über sein Studium in Würzburg, Handlungsort seines ersten Schöngeist-Romans. „Ich wollte die menschliche Psyche besser verstehen, das ist wichtig, wenn man ein Unternehmen führt – man pflegt einen anderen Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und anderen Unternehmern.“

Und obwohl er das Ingenieursdiplom ausgelassen hat, schlägt sein Herz technologisch transhuman: „Ich bin im Grunde meines Herzens Ingenieur“, sagt der Sohn eines solchen, der sich schon als Schüler für Naturwissenschaften begeistert. Ein Spiegel-Artikel bringt ihn Ende der 1970er Jahre auf die richtige Spur der Solarenergie. „Ein Text über den ersten Hawaii-Triathlon, ein anderer über Solartechnik“, erinnert sich der Unternehmer an den Impuls für zwei lebenslange Leidenschaften.

Beide Themen haben mich fasziniert – Leichtathletik und saubere Energie aus der Sonne.

Siegfried Schröpf
Solarunternehmer und Schriftsteller Siegfried Schröpf zum 65. Geburtstag: Interview bei der E-Tankstelle von Grammer Solar. Archivfoto: Jürgen Herda

Die Krise als Charaktertest

Der Einstieg in die Branche ist filmreif: Auf einer Berghütte erzählt Schwiegervater Georg Grammer von der geplanten Auflösung der Solarabteilung seines Unternehmens. Schröpf hebt den Finger. „Da war ich schon mit Brigitte verheiratet“, sagt er über diesen Silvesterabend vor über 20 Jahren. Schröpf übernimmt die Abteilung mit der Zielsetzung, sie als eigenständige GmbH herauszulösen. Der Rest ist Amberger Energiegeschichte. Die Loslösung von der Grammer AG erfolgt 2002. Was als Aufbruch beginnt, mündet 2012, während der größten Krise der Solarbranche, fast in den Absturz.

Die gesamte Branche bricht um rund 80 Prozent ein. Schröpf investiert fast sein gesamtes Privatvermögen, um das Unternehmen zu retten: „Der Durchhaltewille hat geholfen“, erklärt Schröpf den Weg aus der Krise. „Auch mithilfe der stabilen Mannschaft, die weitgehend an Bord blieb, haben wir es geschafft.“ Den Aufschwung könne man nicht an einem Ereignis festmachen.

Es war ein Ursachenbündel. Ab 2017 wurde die Stimmung besser, es kamen wider mehr Aufträge.

Siegfried Schröpf

Stabiler Rahmen statt Subventionsschleifen

Der Solarmarkt in Deutschland sei nach einem Boom in den Jahren 2021/22 heuer wieder etwas eingebrochen – geschuldet den subventionierten Energiepreisen, die zum verschwenderischen Umgang verleiteten. Statt kurzfristiger Subventionen wünscht sich Schröpf verlässliche politische Rahmenbedingungen und setzt auf marktwirksame Instrumente wie die CO₂-Bepreisung. In jedem Fall rentiere sich Photovoltaik sowohl für private Hausbesitzer als auch Unternehmen. Zu den bekanntesten Kunden zählen Conrad Electronics und aktuell auch Diehl Defence in Röthenbach.

„Solarstrom ist nicht nur günstiger als Netzstrom“, plädiert der Überzeugungstäter, „sondern garantiert Privathaushalten rund 70 Prozent Autarkie – vor allem in Kombination mit Speicher und E-Auto.“ Nicht erst seit dem russischen Gas-Boykott ein überzeugendes Argument. Heute ist Grammer Solar mit 45 Mitarbeitenden ein respektierter Player mit scharfem Profil: Spezialisierung auf gebäudebezogene Anlagen, ein Herz für autarke Luftkollektoren und ein waches Auge für Biodiversität bei den wenigen, behutsam realisierten Freiflächenanlagen:

Wenn unter unseren PV-Anlagen Kräuter wachsen oder Schafe weiden, finde ich das klasse.

Siegfried Schröpf
Solarunternehmer und Schriftsteller Siegfried Schröpf zum 65. Geburtstag: Lesung in Weiden. Archivfoto: Maria von Stern

Schöngeistiger Schreibtischtäter

Wenn andere auf Netflix Serien bingen, schraubt Schröpf an seiner Schöngeist-Reihe. Nicht immer, aber immer wieder. In vier Teilen hat er den ermittelnden Anwalt aus Würzburg schon nach Breslau oder Santiago de Chile entsandt. Seit seine Frau Brigitte nach der Babypause wieder unterrichtet, möchte er das allabendliche Ritual nicht mehr missen. „Was mich reizt“, erklärt der Romancier, „dass ich mich sprachlich immer besser ausdrücke.“ Meine Geschichten beginnen im Alltag, aus denen sich die Story entwickelt. Der Spannungsbogen: „Schöngeist versucht, ein Geheimnis zu ergründen.“

Vorbilder hat er keine, aber natürlich Schriftsteller, die ihm imponieren. Den legendären belgischen Maigret-Erfinder Georges Simenon etwa „halte ich nach wie vor für einen der größten“. Auch der chilenische Schriftsteller, Kolumnist und Diplomat Roberto Ampuero steht auf seiner persönlichen Bestsellerliste. „Er beschreibt in seinen Romanen die politische Situation, die gesellschaftlichen und zeithistorischen Hintergründe unter Allende in Chile“, nennt er einen Aspekt, der den Lateinamerika-Liebhaber Schröpf fesselt.

Zeitgeschichte ist komplex. Man erkennt die Widersprüche und versucht, Handlungen zu verstehen, die man 80 Jahre später leicht verurteilt.

Siegfried Schröpf
Solarunternehmer und Schriftsteller Siegfried Schröpf zum 65. Geburtstag: Lesung in Prag. Archivfoto: Jürgen Herda

Die Komplexität der Welt in Worte fassen

Dieses Interesse spiegelt sich in seinen eigenen Romanen. Die Figur des detektivischen Anwalts Thomas Schöngeist tastet sich durch familiäre Abgründe, Zeitgeschichte und Liebesirrungen. Im vierten Teil seiner Reihe, eine düstere Spionagegeschichte in Chile, ist er im Land der gemeinsamen Sehnsucht der Schröpfs angekommen – in dem Brigitte an einer deutschen Schule unterrichtet und er selbst dort 2013/14 eine Niederlassung gründet. Mit nachhaltigem Erfolg. „Sie funktioniert, und wir bauen schöne Projekte auf Gewerbedächer.“

Literatur ist für Schröpf kein Ort der Gewissheiten: „Ich versuche Widersprüche zu aufzuzeigen“, erklärt der Autor, „die Schattenseiten des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, die andere Seite von Diktator Augusto Pinochet.“ Es geht ihm nicht um Relativierung, sondern um Verständnis – etwa wenn er das Dilemma eines deutschen Juden schildert, der aus Nazi-Deutschland nach Chile flieht.

Unter Allendes antisemitischer Politik muss er wieder um sein Leben fürchten – und arrangiert sich mit Pinochets Militärdiktatur, ohne diese gutzuheißen.

Siegfried Schröpf
Siegfried Schröpf auf der Via mala und Via spluga: Sorglos Wandern im Herzen der Alpen mit seiner Brigitte. Foto: Selbstauslöser

Zukunft mit Zwischenzielen

Heute, sagt er, sei er müder als mit 60. Deshalb zieht es ihn nach seiner Geburtstagsfeier mit Brigitte per Bahn nach Zürich und von dort mit dem Rad nach Aix-en-Provence. Und im Herbst? „Es ist ein offenes Geheimnis, auch bei den Mitarbeitern“, verrät Schröpf schmunzelnd. „Wir fliegen im Oktober wieder für zwei Monate nach Chile.“ Zu den vielen neu gewonnen einheimischen Freunden und den Expats aus aller Herren und Damen Länder.

Schröpfs Biografie gleicht einem Langstreckenlauf: Läuft Sigi angesichts der aktuellen Rentendiskussion, die Wirtschaftsministerin Katharina Reiche angestoßen hat, bis zu seinem 70. Geburtstag einfach weiter – oder ist doch schon ein Ziel in Sicht? Einen Lebenstraum will er sich noch erfüllen, für den er sich mehr Zeit lassen will, als es aktuelle Geschäfte erlauben:

Ich will von hier aus mit dem Rad Richtung Süden die maximale Strecke auf dem Kontinent zurücklegen – etwa nach Gibraltar.

Siegfried Schröpf

Hoch die Fahrradflasche – auf dass er noch lange im Sattel bleibt! Und schreibt.

Solarpower by Siegfried Schröpf

  • Geboren am 5. August 1960 in Amberg
  • Diplom-Psychologe und Diplom-Volkswirt (Uni Würzburg)
  • Geschäftsführender Gesellschafter Grammer Solar GmbH, gegründet 2002
  • Spezialgebiete: PV-Anlagen auf Gebäuden, autarke Luftkollektoren
  • Auslandserfahrung: Aufbau einer Niederlassung in Chile (2013/14)
  • Literarische Werke: Vier Schöngeist-Romane (u.a. „Breslauer Schatten“, „Schöngeist und die Chilenin“), Themen: deutsche und chilenische Zeitgeschichte
  • Sportlich: Ehemaliger Mittelstreckenläufer, heute passionierter Radfahrer
  • Familienmensch: Glücklich verheiratet mit Brigitte Schröpf, drei Kinder.