Dr. Bernhardt
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Landrat Roland Grillmeier zwischen Burg, Bürgersinn und Bauchgefühl

Waldeck. Wer oben sitzt, sieht weiter: Roland Grillmeier, aufgewachsen in Großensees, hat Verwaltung am Menschen gelernt und Politik im Verein. Vom Wirtshauskind zum jungen Bürgermeister, vom Krisenmanager zum Landrat der kurzen Wege – ein Porträt mit Aussicht.

Landrat Roland Grillmeier zwischen Burg, Bürgersinn und Bauchgefühl

Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier im Echo-Sommerinterview auf Burg Waldeck. Foto: Jürgen Herda

Der Auftakt unserer Sommer-Interview-Serie mit dem Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier – aufgezeichnet auf der Burgruine Waldeck. Der Blick von oben ist ein Statement. Wer hier steht, hat Steinwald, Stiftland und den Oberpfälzer Wald im Blick – und irgendwo am Horizont schon die nächste Entscheidung.

Roland Grillmeier lächelt, zeigt nach links zu Siemens, nach rechts zu Markgraf, deutet in die Ferne auf das Fichtelgebirge. „Einer meiner Lieblingsorte“, sagt er, „weil du hier Ruhe findest – und zugleich siehst, wie sich die Region verändert.“ Zwischen Felsen und Fernblick liegt sein Revier: drei Naturparks, viel Natur, wenig Getöse, eine Region, die lieber arbeitet als redet. Genau sein Milieu.

Kindheit an der Grenze: Sozialisation im Verein

Grillmeiers Biografie riecht nach Feuerwehrhaus, Schützenheim und Rasenplatz. Großensees, Gemeinde Leonberg: ein Dorf, das die Namen seiner Vereine trägt wie Orden. Die Mutter aus einem Wirtshaus – Gesprächskultur inklusive. Nach der Mittleren Reife Ausbildung im Amt für Soziales (Bayreuth, München), später Bürgerservice in Mitterteich: Verwaltung nicht mittels Paragrafen, sondern mit Bürgernähe.

Mit 16 in die Junge Union, bald Kreisvorsitzender, Landkarte im Kopf, Heimat im Herzen. „Da habe ich die Region erst richtig lieben gelernt“, sagt er. Heimat als Geometrie: Siemens als Fixstern, Markgraf als Motor, Schott als Wärmespender. Dazu viele weitere Global Player: „Insgesamt sind es 1000 Betriebe im Landkreis“, sagt Grillmeier. „Darunter mit Erdenwerk Ziegler und Kartonagenwerk Liebenstein auch wieder zwei in den Top 50 Bayern – sowie der großartige Mittelstand und das beeindruckende Handwerk.“ Und dazwischen Dörfer, die mehr Ideen haben als Einwohner.

Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier im Echo-Sommerinterview auf Burg Waldeck. Foto: Jürgen Herda

Früher Bürgermeister, harter Landratsstart

1996 in den Kreistag – politisches Lehrjahr. 2002 wird er mit 30 Bürgermeister von Mitterteich, „frisch gebackener Familienvater, viel Elan, viel Demut“. Das erste Foto: Grillmeier, die Rathaustür, eine einjährige Kinderschnute im Arm. 18 Jahre später wechselt er ins Landratsamt – und läuft direkt in die Pandemie. Grenzschließungen, Masken, täglicher Krisenstab.

Keine Schonzeit, sondern Stresstest: „Vollgas ohne Warmlaufen“, sagt er rückblickend. Und doch schwingt da etwas Heiteres mit, ein Grundvertrauen: Man wächst an dem, was man lösen muss. Was bleibt? Ein Stil, der weniger auf Posen setzt als auf Präsenz: Feuerwehrfeste statt Rednerpulte, Vereinsjubiläen statt Elfenbeinturm. Politik als Handwerk, nicht als Hochamt.

VGN Nürnberg – Phase1
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Fischzüchter Klaus Bächer wacht mit Adlerauge über seine 50 Karpfenteiche

Fischzüchter Klaus Bächer wacht mit Adlerauge über seine 50 Karpfenteiche

Muckenthal/Wiesau. Das uralte Teichwirtgeschlecht der Bächers zu porträtieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Oder besser: Karpfen in die Oberpfalz. Schwieriger ist es da schon, die Frage zu beantworten: Kann man die Fraktion der Karpfenfans und der Otterschützer versöhnen?

Leuchttürme und leise Tugenden

Von der Burg aus zeigt er Industriesilhouetten wie andere Wetterfronten: Siemens investiert in Büroflächen, Markgraf baut Stahlbau und Betonfertigteile aus, Logistik auf 65.000 Quadratmetern im neuen Gewerbegebiet. Schott Mitterteich stellt auf grüne Zukunft um – die erste elektrische Schmelzwanne, gespeist mit Grünstrom. „Wir hatten vor zwei Jahren 30.000 Arbeitsplätze“, sagt Grillmeier. „Jetzt gibt’s eine Delle – Zeitarbeit runter, hier und da Kurzarbeit. Also: durchschnaufen, nach vorne blicken, Gas geben.“

Was dabei auffällt: Sein „Wir“ meint selten nur Verwaltung. Es meint die Ungezählten, die anpacken – Ehrenamtliche, Unternehmer, Rektorinnen, Pfleger. Die Waldeck-Burg, zehn Jahre wiederentdeckt, steht als Chiffre: Aus Steinen wird Gemeinschaft, wenn Menschen sie anheben.

Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier im Echo-Sommerinterview auf Burg Waldeck. Foto: Jürgen Herda

Netzwerke ohne Allüren, Fitness ohne Dogma

Söder aus JU-Zeiten, Doleschal in Brüssel, Bürgermeister an jeder Ecke – das Telefonbuch ist voll, die Ellenbogen bleiben eingefahren. „Man muss in alle Richtungen denken – Oberpfalz, Oberfranken, Tschechien“, sagt er. Und wenn’s kracht – etwa bei Klinikdebatten – dann geht er in die Leitstelle, in die Notaufnahme, schaut zu, fragt nach. Nähe als Methode.

Privat? Zwei Räder – ein Ghost ohne Motor fürs Gewissen, ein Cube mit Motor für die Tage dazwischen. Im Winter Langlauf, im Alltag Fitnessstudio „zwischen früh um acht und abends um acht“. Und ja, die Wahrheit hat Malz: „Bei 25 Feuerwehrfesten gehört ein gutes Bier dazu“, grinst er. Social Media? Insta und Facebook, „Politik erklären, nicht Privatleben ausbreiten“. Präsenz ohne Exhibitionismus. Bayern ohne Pathos, aber mit Haltung.

Nächste Woche im Echo: Sommerinterview mit Landrat Roland Grillmeier (1) – „Investieren, ausbilden, durchziehen“

Roland Grillmeier auf einen Blick

  • Großensees/Leonberg, geprägt von Feuerwehr, Schützen, Fußball
  • Ausbildung: Amt für Soziales (Bayreuth/München), später Bürgerservice Mitterteich.
  • 1996 Kreistag, 2002–2020 Bürgermeister Mitterteich, seit 1.5.2020 Landrat Tirschenreuth.
  • Lieblingsort: Burgruine Waldeck – Ruhe und Rundumsicht.
  • Politikstil: Kurze Wege, viel Erklärung, Netzwerke ohne Allüren.
  • Ausgleich: Rad (Ghost/Cube), Langlauf, Fitness; Genuss mit Maß und Malz.