Dr. Bernhardt
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Toto-Pokal-Thriller in Ingolstadt: Jahn siegt in Unterzahl im Elfmeterschießen

Ingolstadt. Der Audi Sportpark, ein nasskalter Freitagabend, Flutlicht, Pokalmodus. Und der SSV Jahn liefert einen Thriller ab. Zur Pause nach Chancenwucher noch mit 1:0 in Führung, muss sich Regensburg nach dem Ingolstädter Ausgleich in Unterzahl ins Elfmeterschießen retten.

Toto-Pokal-Thriller in Ingolstadt: Jahn siegt in Unterzahl im Elfmeterschießen

Der SSV Jahn im Pokal in Unterzahl beim FC Ingolstadt. Foto: jrh

Von der ersten Minute an werfen die in Grau gekleideten Regensburger alles rein: Nick Seidel grätscht wie ein junger Javier Zanetti, Felix Gebhardt pflückt Flanken wie Weintrauben – und vorne wirbelt Noel Eichinger, bis Ingolstadt nach 20 Minuten den Überblick verliert. Chancen im Akkord, Eisele im Schanzer Tor im Dauerstress.

In der 34. Minute platzt der Knoten: Ballgewinn im FCI-Aufbau, ein butterweicher Steckpass von Adrian Fein, und Bene Bauer bleibt im Eins-gegen-eins eiskalt. Die Führung ist verdient – und die Jahn-Elf lässt nicht locker. Bis zur Pause müsste es eigentlich 0:3 stehen. Tut es aber nicht. Und das sollte noch wichtig werden.

Der SSV Jahn im Pokal in Unterzahl beim FC Ingolstadt. Foto: jrh

Abwehrschlacht in Unterzahl

Nach dem Wechsel dreht Ingolstadt auf. Erst rettet Gebhardt gegen Sturm Weltklasse, dann vergeben Eichinger und Hottmann das mögliche 0:2. Und dann passiert’s: Eichinger übermotiviert, zweites Foul, Gelb-Rot. Über eine halbe Stunde Unterzahl im Pokal-Viertelfinale – manche Mannschaften zerbrechen an so etwas. Nicht der Jahn.

Es folgt ein heroischer Abwehrkampf: Seidel sprintet Costly im Vollsprint hinterher, Bauer köpft alles weg, Dustin Forkel läuft Marathonsprints in den Rasen. Trotzdem fällt der Ausgleich: Scholz staubt ab (73.). Danach: Belagerungszustand. Krämpfe. Adrenalin. Eine Märchenstunde für Sadisten.

97 Minuten. Abpfiff. Elfmeterschießen.

Gebhardt wird zum Pokalhelden

Und dann beginnt die Legende: Gebhardt hält die ersten beiden Schanzer Elfer. Kühlwetter, Dietz und Dustin Forkel treffen eiskalt – 3:0. Als Felix Strauß vergibt, wird es kurz zittrig. Doch am Ende macht der Mann des Abends alles klar: Benedikt Bauer – Torschütze zum 1:0 – verwandelt den entscheidenden Elfer zum 5:3.

Grammer Solar
Grammer Solar

Der Jahn steht im Halbfinale. Mit Herz, Schweiß, Krämpfen – und der Erkenntnis: Diese Mannschaft kann Drama. Und sie kann Pokal.

Nächster Halt: Tivoli – und diesmal mit Rückenwind.

Der Pokalabend in Ingolstadt könnte für den Jahn zum mentalen Wendepunkt werden. Eine halbe Stunde Unterzahl überstehen, ein spätes Remis halten, zwei Elfer parieren – diese Mannschaft hat Widerstandskraft gezeigt, die in der 3. Liga Gold wert ist.

Gute Nachrichten für das Auswärtsspiel bei Alemannia Aachen:

  • Bene Bauer ist in Topform – Tor + entscheidender Elfer.
  • Felix Gebhardt dürfte nach diesem Abend mit einem Meter zusätzlicher Brustbreite anreisen.
  • Christian Kühlwetter wirkt immer frischer und wird in der Liga weiter wichtig.
  • Andi Geipl bringt wieder Stabilität ins Zentrum.
  • Und die Mannschaft weiß jetzt: Sie kann Spiele über Willen ziehen – auch auswärts.

Der Tivoli ist ein heißes Pflaster. Aber der Jahn reist nicht als Opfer hin. Sondern als Pokal-Halbfinalist mit breiter Brust.

Aachen, wir kommen.