Dr. Bernhardt
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Dem geplanten Windpark bei Fuchsmühl drohen Gefahren aus der Tiefe

Fuchsmühl. Droht dem Windkraft-Vorranggebiet am Teichelberg das Aus, ehe es so richtig begonnen hat? Ein Heimatforscher und ein Geowissenschaftler warnen vor Gefahren durch Relikte aus der Bergbaugeschichte.

Dem geplanten Windpark bei Fuchsmühl drohen Gefahren aus der Tiefe

Im Bereich der „Sattlerin“ nördlich von Fuchsmühl drohen dem geplanten Bau von Windrädern bisher nicht berücksichtigte Gefahren. Foto: Dr. Andreas Peterek
“Schachtpinge” nennt man keil-, graben- oder trichterförmige Vertiefungen, die durch Bergbautätigkeiten entstanden sind. Foto: Andreas Peterek
Diese Vertiefungen (Trichtergruben) entstehen häufig durch den Einsturz alter Tiefbaugruben. Foto: Andreas Peterek

17 Wind-Vorranggebiete gibt es im Landkreis Tirschenreuth. Das mit Abstand größte ist mit 369 Hektar die als “TIR 29 nördlich von Fuchsmühl” bezeichnete Fläche. Kritiker kritisieren die Größe und befürchten, dass dieses geschlossene Wald- und Naherholungsgebiet durch einen Windpark zerstört und Mensch und Natur über Gebühr belastet würden. Drei Kommunen (Fuchsmühl, Pechbrunn, Wiesau) haben das Gebiet “TIR 29″vorgeschlagen, der Regionale Planungsverband hat es vorgesehen und der Energieriese RWE hat mit mehreren Grundstückseigentümern vorverhandelt.

Nicht bekannt oder nicht berücksichtigt?

Obwohl es Widerstand gegen dieses Vorranggebiet vor allem von der Bürgerinitiative „Wirklich Windkraft im Naturpark?” gibt, scheint der Bau einer bisher nicht abzusehenden Zahl an Windrädern im Landschaftsschutzgebiet Teichelberg ziemlich sicher. Doch jetzt könnte eine bisher nicht erkannte (oder nicht berücksichtigte) geologische Besonderheit in diesem Gebiet die Planungen doch noch einmal infrage stellen.

Die vorgesehene Region rund um das ehemalige Bergbaugebiet “Sattlerin” ist von zahlreichen Schächten bis zu 30 Meter Tiefe durchzogen. “Das Betreten des Gebiets sollte möglichst vermieden werden, da die Schächte in sich zusammenfallen. Außerdem existieren etliche Entwässerungsstollen, die sich auf mehrere 100 Meter hinziehen. Einer der Entwässerungsschächte tritt deutlich sichtbar direkt neben dem Schottenbrunnen hervor. Das Gelände kann so gut wie nicht befahren werden, geschweige denn könnten dort große Baustellenfahrzeuge durchkommen.” So beschreiben Geologe Dr. Andreas Peterek, Geschäftsführer des Geoparks Bayern-Böhmen, und der Fuchsmühler Heimatforscher Erich Schraml die Situation vor Ort.

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Fuchsmühl. Nach der 31. Änderung des Regionalplans "Windenergie" ist klar, dass im Waldgebiet zwischen Fuchsmühl und Pechbrunn wohl das größte Windvorranggebiet der nördlichen Oberpfalz entsteht. Eine Bürgerinitiative will sich damit nicht abfinden und wehrt sich gegen die Pläne.

Blockschutthalden und Vulkanschlote

Von all dem ist im Umweltbericht des Regionalen Planungsverbandes nichts zu lesen. Darin wird die vorgesehene Windvorrangfläche zwar als “Landschaftsschutzgebiet” bezeichnet, aber von eventuellen Beeinträchtigungen wegen oben beschriebener Probleme ist in dem Bericht nichts zu finden. Peterek und Schraml schreiben weiter: “Nur wenige 100 Meter von der Sattlerin liegt der Vulkanschlot des ‘Kleinen Teichelbergs’ bzw. ‘Steinknock’.” Dabei handle es sich um eine großflächige „Blockschutthalde“ aus runden Basaltsteinen. “Wie der darunterliegende Vulkanschlot beschaffen ist, weiß niemand. Ebenso weiß niemand, wie sich die über 100 Jahre andauernden Sprengungen im Basaltsteinbruch auf den Untergrund ausgewirkt haben. Vor circa 20 Jahren musste deshalb die Steinbruchstraße zwischen Pechbrunn und Fuchsmühl gesperrt werden, weil sie an mehreren Stellen abgesackt war.” Das ganze Gebiet werde vom „Egerrift“ beeinflusst, wo es immer wieder zu Erdbeben komme. “Ob ein großes Windrad mit mehreren hundert Tonnen Gewicht mit solchen Störungen zurechtkommt, ist sehr fraglich.”

Die beiden Fachleute haben vor einigen Jahren in der Zeitschrift “Steinwaldia” einen umfangreichen Aufsatz mit dem Titel “Zur Geologie der Sattlerin bei Herzogöd” verfasst und die Geschichte des Bergbaus in diesem Gebiet detailliert beleuchtet. Jetzt warnen sie eindringlich vor dem Bau von Windrädern dort. “Es ist bekannt, dass im Teichelberggebiet etliche Wasserläufe entspringen. So zum Beispiel der Seibertsbach und das Hurtingödbächl, das am Schottenbrunnen entspringt. Massive Eingriffe durch Sprengungen oder großen Erdbewegungen könnten die unterirdischen Wasserläufe verschieben, oder den ganzen Untergrund verändern. Betroffen könnten sowohl die „Steinerne Brünnerl Quelle“ sein, die für einen Teil der Fuchsmühler Wasserversorgung zuständig ist, oder sogar das König-Otto-Bad.” Das liege an den unterschiedlichen Schichten der wechselnden Basaltuntergründe wie
Basaltverwitterungslehm und Basaltgestein.”

Markt Wiesau verkleinert Fläche

In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Marktrat von Wiesau eine Reduzierung der gemeldeten Gemeindegebietsfläche von 120 auf 50 Hektar und einen Abstand zu jeglicher Wohnbebauung von 1000 Metern. Bürgermeister Toni Dutz zeigte Verständnis für das Anliegen der Bürgerinitiative „Wirklich Windkraft im Naturpark?“. Er zitierte die Stellungnahme des Naturparks Steinwald, und betonte, dass der bis zu 180 Jahre alte Baumbestand am Teichelberg bedeutend für Flora und Fauna sei. All die Punkte, die gegen ein Windvorranggebiet sprechen, habe der Markt in seiner Stellungnahme aufgenommen. “Vielleicht kann man ist die Zahl der Windräder ja dadurch reduzieren”, betonte Dutz.

Der Bürgermeister versicherte, „nichts gegen die Bevölkerung zu machen”. Aber wenn man nicht steuere, täten dies andere. Die Einwände der Marktgemeinde seien ein Versuch, es richtigzumachen. Dutz gab aber zu bedenken, dass bei einer Verringerung der Fläche die geforderten 1,1 Prozent nicht mehr gewährleistet sein könnten. In diesem Fall bleibe es bei der generell baurechtlichen Privilegierung von Windrädern, wodurch ein Wildwuchs nicht mehr aufzuhalten wäre.

Jetzt warten die Mitglieder der BI „Wirklich Windkraft im Naturpark?“ gespannt auf die Sitzung des Marktrats Fuchsmühl, der sich am Freitag mit dem Thema Windpark befassen wird.

Das Landschaftsschutzgebiet Teichelberg – eine wahre Idylle. Foto: Siegfried Steinkohl
Foto: Siegfried Steinkohl
Foto: Siegfried Steinkohl

VGN Nürnberg – Phase1
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