
Jahn in der Remis-Liga 3: Last-Minute-Lohn für Regensburger Leidenschaft im Donau-Derby
Jahn in der Remis-Liga 3: Last-Minute-Lohn für Regensburger Leidenschaft im Donau-Derby

Als Geburtstagskind Noel Eichinger in der Nachspielzeit den Ball mit der Brust stoppt und mit einem Dropkick zum 1:1 in die Maschen drischt, explodiert nicht nur der Gästeblock – auch Trainer Michael Wimmer sprintet mit dem gesamten Trainerstab auf den Platz. Es ist der emotionale Schlusspunkt eines Spiels, das sinnbildlich für die Wiedergeburt des Monstermentalitäts-Jahn steht: mutig, leidenschaftlich, lebendig.

Nach dem Abstieg und personellen Aderlass ist dieser Punktgewinn beim FC Ingolstadt mehr als ein Trostpreis – ein Versprechen, dass sich diese Mannschaft nicht gleich wieder nach dem ersten Rückschlag aufgibt. Auf eine Drittliga-Saison, in der Intensität nicht bloß eine Worthülse bleibt, sondern gelebt wird. Und auch einige Glanzlichter, die Phil Beckhoff oder Lucas Hermes setzen, auch wenn die noch keinen Ertrag bringen.
Regensburgs Lebenszeichen in der Remis-Liga
Neun Spiele, null Sieger – was in der Bundesliga für kollektives Gähnen sorgen würde, taugt in Liga drei zum Symbol für Spannung pur. Und mittendrin: ein SSV Jahn, der nach zähem Beginn in Halbzeit zwei ein Lebenszeichen sendet, wie man es in der vergangenen Saison schmerzlich vermisst hatte.
Der Start in die neue Spielzeit ist noch von Geistern aus der Vergangenheit geprägt. Nach einer uninspirierten ersten Hälfte bringt ausgerechnet Ex-Jahnler Max Besuschkow, in Regensburg selten so aktiv wie heute gegen Regensburg, die Gastgeber nach einer Eckenvariante in Führung (35.). Der Jahn wirkt bis dahin wie ein Team, das noch auf sich selbst wartet.

Wimmer zieht alle Joker – Eichinger sticht
Dann aber wechselt Wimmer munter durch – und mit ihm das Spiel. Dejan Galjen, Robin Ziegele, Vorlagengeber zum Ausgleich, Philipp Ziegler und schließlich der Mann des Tages: Noel Eichinger. Keine Minute auf dem Platz, als er sich bereits beherzt in Zweikämpfe wirft. Und dann diese 96. Minute: Ziegele mit Zug zum Tor, die Flanke präzise, die Annahme mutig, der Abschluss kompromisslos. Dropkick, Ausgleich, Ekstase.
Eichinger selbst, nach Abpfiff noch außer Atem: „Ich habe nur auf die Fans geschaut – und plötzlich standen da alle auf dem Platz. Das hat was ausgelöst, das schweißt uns zusammen.“

Wimmer elektrisiert: Ein Punkt wie ein Sieg
Wimmers Worte nach Abpfiff klingen wie ein Manifest: „Das ist genau das, was wir sein wollen. Leidenschaft bis zum Schluss. Wir haben die Fans belohnt.“ Nach einem Spiel, in dem das Trainerteam mehr als einmal den Puls an der Außenlinie verliert, ist das Remis für beide Seiten fast zu wenig.
Ingolstadts Cheftrainerin Sabrina Wittmann spricht von einem „unfassbar bitteren Moment“, weil ihre Elf „aufgehört hat, Fußball zu spielen“. Besuschkow, fair wie man ihn kennt, gesteht seinem Ex-Club den Punkt zu: „Der Jahn hat in der zweiten Halbzeit eine Welle nach der anderen gestartet.“ Am Ende rollt sie über Ingolstadt hinweg – in Form eines Geburtstagsgeschenks.
Noel Eichinger – Geburtstagsheld der Herzen
Der am Samstag 24 Jahre alt gewordene Angreifer wird in der 71. Minute eingewechselt und erzielt mit seinem ersten Saisontor den Ausgleich. Nach Brustannahme versenkt er den Ball per Dropkick ins lange Eck – sein bislang wichtigstes Tor für den Jahn.
Dass er im Interview erklärt, er lasse sich „überraschen, was jetzt noch kommt“, dürfte den Fans gefallen: Vom Bankspieler zum Hoffnungsträger in sechs Minuten – Fußball kann magisch sein.